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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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angerührt und dufteten noch immer verlockend.
    Gleichwohl sollte sie kurz darauf, nachdem sie sich in der allzu stillen Umgebung näher umsah nämlich, von Schrecken gepackt werden.
    Benelot war tot.
    Die Nicht des Königs fand ihn auf einem einfachen Stuhl sitzend in seinem Schlafgemach, das mit dem Wohnraum durch einen Durchgang verbunden war. Eine leise vor sich hin schluchzende Frauenstimme hatte sie dorthin geführt. Es war diejenige Bedienstete, der sie bei ihrem abendlichen Besuch begegnet war. Aufgelöst vor Tränen und Kummer, kauerte die schlanke, nicht sehr große Frau zitternd auf dem Boden und rieb unentwegt ihre blutverschmierten Hände aneinander.
    Benelots Haupt hingegen war nach vorne gesunken, und sein eigener, am Knauf mit Diamanten besetzter Dolch ragte aus seiner Brust. Seine Hände waren um den Griff gefaltet und verrieten, dass er sich die schwere, tödliche Wunde, die mittlerweile bereits mit einer dunklen, geronnenen Flüssigkeit versiegelt war, mit eigenen Kräften beigebracht hatte.
    „Er schaffte es nicht, sich zu töten ...“, gab die Angestellte stotternd von sich, ohne mit dem Weinen und Schluchzen einzuhalten, „... und deshalb bat er mich, ihm dabei zu helfen, die Klinge zu führen. Ich wollte nicht ...“
    Sanae nickte bitter. Benelot, der König von Engat Lum, hatte angesichts der Lage, die er für sein Volk als hoffnungslos erkannte, den Freitod gewählt.
    „Sanae, wie gut dass Ihr hier seid!“, sagte plötzlich von der Tür her eine Stimme, die für ihre Männlichkeit recht hoch war, und ließ die Engat Lumerin herumfahren. „Ich fürchtete schon um Euer Wohl, wo Euer Leben für unser Volk doch so viel Hoffnung birgt!“
    „Von welcher Hoffnung redet Ihr, Marbun?“, entgegnete Sanae scharf, doch flüsternd. „Ihr scheint zu verkennen, dass wir alle uns im Sterben winden und Engat Lum in diesem Augenblick zu Asche zerfällt! Verschont mich darum wenigstens mit Euren Nachstellungen, und lasst uns ein letztes Mal Würde bewahren!“
    Mit großen Schritten lief die junge Frau an dem dickbäuchigen Mann vorüber, der zuvor mit seiner Leibesmasse den Türrahmen nahezu ausgefüllt hatte, nun jedoch zeitig zur Seite wich. Dann erhob er erneut seine Stimme, in der sich Unsicherheit und ein tiefgründiges, verborgenes Wissen paarten.
    „Es ist nicht ratsam für Euch zu gehen, denn ich bin nun Eure einzige Hoffnung!“, sagte er mit aller Entschlossenheit und Kraft, zu der er fähig war.
    „Was in Aldus Namen meint Ihr damit, Heeresmeister?“, sagte Sanae, die bereits in der Mitte des Wohngemachs angelangt war, nun jedoch stehen blieb und sich wütend herumdrehte. „Gibt es etwas, das Ihr mir zu sagen habt?“
    Marbun antwortete nicht.
    Plötzlich wurde die blondhaarige Frau von einer Kälte erfasst, die in ihren Rücken strömte, so als bräche eine winterliche Flutwelle des eisigen Kílamdël über sie nieder. Sie schwang herum, packte ihr Schwert, das sie in der Rechten trug, fester und starrte fassungslos auf die im Ganzen fünf Gestalten, die soeben in den Raum hineingetreten waren.
    Zarr Mudah, der orkische Schamane, lächelte, während das Antlitz der seitlich und ein wenig vor ihm stehenden Wesenheit hinter einem alles verhüllenden Helm verborgen blieb. Beinkleid, Harnisch, Umhang und der kranzverzierte Helm des Schwarzen Gebieters waren allesamt in der gleichen, dunklen Farbe gehalten, wohingegen hinter seinem Rücken ein strahlend helles Leuchten glimmte, so als ob er sich einen Sack mit reinem Gold umgegürtet hätte.
    Sanae jedoch wusste sogleich, dass es sich bei jenem, einen goldenen Glanz verströmenden Gegenstand um ein Schwert handelte, um ein Schwert von besonderer Seltenheit und Kostbarkeit. Es war diejenige Waffe, welche sie und ihre überwiegend aus Rhodrim entstammenden Gefährten vor nicht allzu langer Zeit in ihren Besitz gebracht hatten.
    Flankiert wurden die beiden eindrucksvollen Individuen von drei Kreaturen der ghulischen Art, die weitaus größer und stärker wirkten als die meisten ihrer Artgenossen und stattlicher und berechnender in Haltung und Ausdruck waren. Es waren Crefilim – einige der ersten und mächtigsten Kreaturen, die dem Höllenschlund im hohen Norden, welcher den freien Völkern verboten war, dereinst entsprungen waren. Alle drei hielten sie Piken mit ihren sechsgliedrigen, feinbehaarten Händen gefasst und trugen zusätzlich krumme Säbel an ihren Hüften. Ihr halbgeöffneten Schlünde entblößten spitze, von Geifer bedeckte

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