Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Vancor gesehen, und sie erinnerten sich, wie viel Mühe sie bei ihren Auseinandersetzungen mit dem Golem, den Wargen, den Buloks oder den menschlichen Piraten hatten. Um wie viel gewaltiger und mächtiger würde sich im Vergleich dazu ein leibhaftiger Dämon Tuors ausnehmen? Und dann waren da der Tod Telorins, den sie alle wie einen Bruder geliebt hatten, und das Dahinscheiden Nuwenas und Turgins am Tanim Anglóras, dessen Entsetzlichkeit ihr Volk sicherlich niemals gänzlich überwinden würde. Würde der anstehende Kampf ähnliche Opfer erfordern, und gab es wahrhaftig keine Alternative dazu?
Manche Lindar hatten schon seit geraumer Zeit der Möglichkeit, Arthilien auf der Velarohima zu verlassen und sich auf die Suche nach Aiura zu begeben, leise Ausdruck verliehen, doch konnte es gestattet sein, sich dem Willen Aldus eigenmächtig zu entziehen? Andererseits erhob sich die Frage, wie viel Leid einem Elben im Verlauf seines ewig währenden Lebens zu ertragen zugemutet werden musste, bis er – in Überwindung seiner zu Fügsamkeit und Pflichtgefühl neigenden Wesensart – eine solch weitreichende Entscheidung wagen durfte.
Sie stiegen nun von ihren Pferden ab und durchquerten vorsichtig das mit nadelspitzen Felszacken übersäte Gebiet, das sie von dem Land jenseits der Wüste trennte. Die beiden Orks empfohlen anschließend, von diesem Punkt aus nicht geradewegs in westliche Richtung, wo sich das Dorf der Ashtrogs befand, zu reiten, sondern sich zunächst nach Norden zu begeben und von dort aus schließlich nach Westen auf den Norda-Por zuzuhalten. Dieser Weg würde ihnen mindestens einen Tag zu sparen helfen, was in diesen Zeiten sehr kostbar war. Bis dorthin wollten sie ihre Gefährten noch begleiten, ehe sie zu den ihren zurückkehren und die Elben und die Menschen den nächsten Abschnitt ihrer langen Fahrt allein antreten würden.
In der Folge ließen sie somit den nach Westen weisenden Pfad, den sie bei ihrer Hinreise passiert hatten, links liegen und ritten stattdessen nach Norden, zwischen kleineren und mittleren Erhebungen, verkrüppelten Bäumen und Hochmooren hindurch. Ohne Uchnoth, der sich in dieser Gegend recht gut auskannte, hätten sie diese Wege und Pfade nimmer gewagt, denn die ganze, von vielen Klüften zerfurchte Landschaft war verworren und lag im Nebel verschwommen, auch wenn dieser an jenem Tag glücklicherweise nicht allzu dicht war.
Am nächsten Tag kamen die Gefährten an einem See vorüber, über den selbst die Elben, die vieles gesehen hatten, noch zu staunen vermochten. Zuvor hatten sie zunächst festgestellt, dass die Trockenheit zusehends aus der Umgebung gewichen war und sich viele dünne Bachläufe wie ein Spinnennetz nach allen Richtungen hin ausbreiteten. Dann hatten sie ein Tal erreicht, das ihnen reichlich unheimlich erschien, denn eine wahrhaftige Glocke aus Dunst erfüllte jeden Winkel desselben und ließ sie nichts sehen. Hätte Uchnoth sie nicht darauf hingewiesen, dass sich unter der welligen Nebeldecke ein großes Gewässer befand, dann hätten die anderen diesen Platz fraglos rasch verlassen, ohne dergleichen zu erahnen. So aber näherten sie sich im Gefolge des großgewachsenen Ashtrogs dem Ufer des Sees, der erst dann schemenhaft sichtbar wurde, als sie durch die wattigen Nebelwolken, die dicht über seiner Oberfläche schwebten, hindurchtraten den Geruch seiner kalten Wasser schmeckten. Geräusche von verschiedenen Tieren waren aus der Nähe zu vernehmen, doch wirkten diese merkwürdig gedämpft und verzerrt.
„Wir Nolori haben gehört von diesem See, den die Orks Lor Brikai nennen“, sagte Nurofin, „doch ist mir nicht bekannt, dass ein einziger meines Volkes jemals an seinem Ufer stand. Und obgleich wir das Wasser mehr als vieles andere lieben, muss ich sagen, dass diese Begegnung bei mir einen leichten Schauer entfacht. Sicherlich ist nichts Böses an diesem Ort, doch sind an ihm die Kräfte, welche der Natur innewohnen, ungewöhnlich stark zu fühlen. Seit ewigen Zeiten scheint sich hier nichts verändert zu haben und zu großer Macht gewachsen zu sein.“
Sie hatten den Nebelsee erst am späten Abend erreicht, und doch legten sie Wert darauf, die nächtliche Rast ein gutes Stück entfernt von ihm einzulegen. Ein großes Feuer, das sie mit viel Reisig entfachten, sollte sie vor unnötigen Auseinandersetzungen mit wilden Tieren bewahren, auch wenn die Orks meinten, dass selbst Warge diese Gegend mieden und sich hungrige Bären mehr in den Wäldern und den
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