Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Leuchthainen näherten. Ulvens geringfügig gemusterter Schimmel und Marcius Brauner hielten mit den Reittieren der Elben leicht Schritt, da Jabbath der Gaunerkönig bei ihrer Auswahl nicht kleinlich gewesen war und ihnen gute rhodrimische Pferde überantwortet hatte.
Es war dies erst der zweite Tag nach der Überquerung des Pafa Sa Velarië, und die Elben und die Menschen hatten bereits ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht. Trotzdem hatte sich diegute, hoffnungsfrohe Stimmung, die sie während des Rückweges vom Andoluín bis nach Arthilien begleitet hatte, nach ihrem Passieren des Überganges zwischen den beiden Kontinenten beinahe schlagartig verflüchtigt und stattdessen einer Reihe düsterer Gedanken und Gewissheiten den Weg geebnet.
Es war nicht allein die Furcht vor dem Vancor oder der Gedanke daran, dass sich im Ered Fuíl oder in Rhodrim, das im Einfluss des Feindes stand, etwas Schlimmes ereignet haben mochte während ihrer Abwesenheit. Vielmehr schien die zunehmende Trübheit des voranschreitenden, bald verblassenden Herbstes eine Kälte und Dunkelheit zu beinhalten, die tiefer reichte und durchdringender und weitaus mächtiger war als es ein gewöhnliches Lebewesen gegenwärtig zu erfassen vermochte. Und auch wenn sich im Süden des prächtigen Kontinents bislang nicht das leiseste Anzeichen von Bosheit und Zerstörung zeigte, war sich zumindest Eldorin sicher, dass die Lüfte angereichert von einer Drohung schmeckten, deren Ernsthaftigkeit und Gefährlichkeit man nicht hoch genug einschätzen konnten. Das Wirken Zarr Mudahs und der Macht, die mutmaßlich hinter ihm stand, begann sich zu entfalten, auch wenn dies den meisten friedfertigen Geschöpfen erst dann auffallen würde, wenn es für eine Gegenwehr zu spät war.
Die sagenhaften Leuchthaine aus der Nähe zu betrachten, noch dazu von drei Elben geführt, war für die beiden Rhodrim eine Erfahrung, die sie sich in ihrer noch beinahe jugendlichen Unbekümmertheit sehr glücklich fühlen ließ. Dies stand im deutlichen Gegensatz zu den Empfindungen der beiden Lindar, denn in deren Herzen wurde ein ebenso eigentümlicher wie heftiger Widerstreit entfacht, und sie taten sich schwer, den Eindrücken, die sie bewegten, habhaft zu werden. Acht Jahrhunderte lang hatte ein großer Teil ihres Volkes in jener Schonung, in der endlos viele, gutartige Zauber zu wirken schienen, gelebt, und doch fühlten sie sich nunmehr wie Fremde in ihrer Mitte. Unübersehbar schien der Sohn Ganúviels von einer beträchtlichen Portion Wehmut und alten Erinnerungen, die nicht ausschließlich wohltuend waren, gequält zu werden, während Illidors wahre Gedanken undurchdringlich blieben. Viel ausführlicher als Eldorin, der sich gegen das Abdriften in die alten Zeiten offensichtlich zur Wehr zu setzen suchte, sah er sich um, ging innerhalb der lichten Baumgruppen umher und blieb hier und dort stehen. Offenkundig versuchte er, sich die vergangenen Tage, als er mit seinem Bruder Furior, wenn dieser denn nicht eben auf einer Reise war, und vielen anderen Lindar in Frohsinn und Unbeschwertheit sein Leben genoss, in sein Gedächtnis zurückzurufen.
„Hier ist es, als ob man sich im Traum in einer Landschaft bewegt, deren Vorhandensein man sehr ersehnt und die einem in Wirklichkeit doch niemals zu sehen und zu betreten vergönnt sein wird“, sagte Ulven.
Dabei betrachtete er voller Faszination die einzelnen, eine Einheit bildenden Haine, deren Bäume immerzu vor Farbe und Leben erstrahlten. Auch in diesen spätherbstlichen Tagen, als die meisten Bäume Mundas ihr Blattwerk schon längst abgeschüttelt hatten, bewahrten die Gewächse der Leuchthaine noch immer ihre Fülle, denn ihre Blätter verfärbten sich vorerst lediglich golden und sanken erst dann auf eigenen Wunsch zur Erde nieder, wenn sich im nächsten Frühling die Knospen sich zu einem neuen Grün öffneten. Die meisten der zwischen den herrlich anzusehenden Blüten senkrecht aufragenden Baumstämme wirken wie Säulen aus Silber, denn glatt und trotz ihrer an sich braunen oder grauen Farbe hell schimmernd war ihre Rinde.
Das bemerkenswerteste, das man an diesem Ort mit einfachen Augen erschauen konnte, waren jedoch die zahlreichen leuchtenden Pünktchen, die scheinbar vergnügt von Ast zu Ast sprangen und am ehesten den freundlichen Zauber offenbarten, der an diesem einzigartigen Platz wohnte. Jene Erscheinungen kamen in ihrem Antlitz Glühwürmchen am nächsten, doch vermochte niemand mit Sicherheit zu sagen, um
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