Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
doch stattdessen trat das größte der vier riesenhaften, geflügelten Geschöpfe einen kleinen Schritt nach vorne und richtete seinen schnabelbewehrten Kopf ein wenig mehr in die Höhe, um aufzuzeigen, dass er nunmehr zu sprechen gedachte.
„Es wäre nicht Recht, dass wir Dank beanspruchen für eine Tat, dergleichen zu tun uns vor unzählig langer Zeit schon auferlegt wurde und die unsere Existenz überhaupt erst rechtfertigt“, sprach die Wesenheit mit einer aus tiefer Kehle herkommenden und doch klaren und durch ihre Wärme einnehmenden Stimme. „Obwohl man uns nur selten sehen mag, wissen wir doch zumeist, was geschieht in Orgard und selbst in Arthilien, und hin und wieder ist es demnach an uns, einzugreifen in den Lauf der Ereignisse, um den Erhalt des natürlichen Gleichgewichtes in Munda zu wahren. Daher dürft Ihr nicht denken, dass wir jemals den einen helfen und den anderen schaden mögen aus eigenen Beweggründen. Gleichwohl können sich diejenigen, die rechten Herzens sind und die dem Leben und der Freiheit anderer Wesen mit Toleranz begegnen, unserer Freundschaft und unserem Wohlwollen zu jeder Zeit gewiss sein.“
Der große Greif machte eine kurze Pause, in welcher er seine Worte verhallen und ihre Wirkung entfalten ließ. Dann schickte er sich an, seine Stimme ein letztes Mal zu erheben. „Damit Ihr immerhin unsere Namen wisst, sage ich Euch, dass ich Aeolnir bin, das Oberhaupt unserer Art, und dies zu meiner Rechten ist mein jüngerer Bruder Rulohir. Hinter mir seht Ihr außerdem Finn, den schnellsten der unseren, und seine Gefährtin Gwailar. Eure Namen hingegen braucht Ihr mir nicht zu nennen, denn ich kenne sie ebenso wie ich das Begehren kenne, das Euch nach Süden führte.
Die besten Wünsche unseres Volkes sind alles, was wir Euch mitgeben können auf Euren weiteren Weg. Jedoch seid auf jeden Fall guter Hoffnung, denn den Mut, den Ihr gezeigt habt, findet man nicht oft, und selbiger kann im Einklang mit Überraschung und Schnelligkeit große Siege erringen und ganze Königreiche zum Einsturz bringen, wenn sich dies als unausweichlich erweist. Lebt wohl, bis uns das Schicksal womöglich neuerlich zusammenführt, denn alleinBerge, so sagt man, begegnen sich nie, und selbst das muss nicht immer bis in alle Zeiten der Wahrheit entsprechen!“
Mit einer beispiellosen Paarung aus Kraft und Eleganz setzten die gewaltigen Geschöpfe daraufhin von der Erde in die Lüfte über. Etwas unsagbar Achtungsgebietendes schien dabei auf ihren Schwingen mitzureisen. Marcius betrachtete insbesondere den einen, der den Namen Finn trug und der für seine herausragenden Flugfähigkeiten gerühmt worden war, denn dieser war es gewesen, der ihm das Leben gerettet hatte, als er den Piratenanführer von dessen Schwerthieb gegen den Menschen abgehalten und aus dem Flug heraus hinfortgerissen hatte.
„Manchmal kommen einem Freunde an den unwahrscheinlichsten Stellen zu Hilfe“, sagte Eldorin, während die Silhouetten der Greifen am noch immer von dunklen Rauchschwaden getrübten südlichen Horizont allmählich verblassten.
*
Es schien merkwürdig zu sein, doch die Kroak-Tanuk, die sie nunmehr ein weiteres Mal zu durchqueren hatten, hatte ihren Schrecken ob der vorangegangenen, eindringlichen Geschehnisse eingebüßt. Während der nächsten Tage, welche die Angehörigen der Gemeinschaft zumeist in den Sätteln ihrer Pferde verbrachten, wirkte das Glücksgefühl über den Erfolg ihrer Mission, über die Rettung aus den großen Gefahren, die sie erlebt hatten, und über die Begegnung mit Aeolnir und den anderen Greifen noch in dem Maße nach, dass sie für die Trostlosigkeit ihrer Umgebung mit Blindheit geschlagen waren. Allerdings fühlten sich die meisten von ihnen dabei ein um’s andere Mal schuldig, da sie meinten, Telorins Tod zu verdrängen, denn vorerst wurde nicht mehr darüber gesprochen. Gleichwohl sagte sich ein jeder von ihnen immer wieder, dass der angedachte Sieg über den Feind das einzige war, was dem Schicksal des in Dson Baldur gebliebenen Gefährten nachträglich einen Sinn geben konnte.
Um Dork-Girgol schlugen sie einen Bogen nach Osten, obwohl sie sich im Überschwang ihrer Selbstsicherheit davor nicht fürchteten, doch wollten sie andererseits auch kein unnötiges Risiko eingehen. Zudem befürchteten Eldorin und Nurofin, dass Ulvens alte Wunde wieder aufbrechen könnte, sollte er in den Einflussbereich der verwunschenen Kroaks allzu bald zurückkehren. Davon abgesehen hatte der Fürst der
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