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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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eben in den unscheinbaren, seichten Bachlauf, der ihr entsprang und der in den Forst hineinführte, tauchte die Spur ein und verschwand anschließend.
    Finsternis empfing die Gefährten, als sie den Stillen Wald endlich betraten. Von ihren Reittieren waren sie abgestiegen und gingen von nun an zu Fuß, die eine Hand an den Zügeln und die andere an ihrem Schwertgriff. Es herrschte fürwahr eine Totenstille, die noch vollkommener und drückender war als das, was die beiden Rhodrim von diesem Ort in Erinnerung behalten hatten.
    Sie waren noch nicht weit gegangen, da führte die Spur dessen, dem sie folgten, wieder aus dem lautlos dahinrinnenden Gewässer hinaus. Sie bog nach Nordosten ab und zwängte sich zwischen einer Mauer aus dicken, harzigen Tannenstämmen hindurch. Als die fünf ihren bisherigen Weg verließen und ihr nachgingen, was aufgrund der Enge des Durchlasses mühevoll war, erschraken sie für einen Moment.
    Der Vancor war die gesamte Strecke vom Uilas Rila bis an diese Stelle so unauffällig gewandert, dass bis auf die Eindrücke seiner gespaltenen Hufe weder ein abgeknickter Zweig noch eine andere Veränderung in der Umwelt seine Existenz bezeugte. Manchmal hatten seine Jäger sogar die Mutmaßung gehegt, er habe sich zeitweilig seines Leibes entledigt und sei in einer unsichtbaren und möglicherweise schwerelosen Statur über die Lande gewandelt. Nun aber sahen sie eine Schneise der Verwüstung vor sich, die es in dieser altehrwürdigen Schonung zweifelsohne noch niemals zuvor gegeben hatte und die untrüglich das Werk des Dämons war.
    Ganze Bäume waren umgeknickt wie Streichhölzer oder Schilfrohre, die einem starken Wind zum Opfer gefallen waren, der Boden war aufgewühlt, wie wenn sich eine ganze Herde Wildschweine – die es hier nicht gab – ausgetobt hätte, und überall lag ein Wust aus abgetrennten Stämmen, Ästen, Zweigen und Blattwerk umher. Eine viel schlimmere Zerstörung vermochte man in einem Wald wahrhaftig nicht anzurichten.
    „Die Spuren des Vancors sind hier überall, und doch verschwinden sie plötzlich am anderen Ende der Rodung. Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst“, sagte Eldorin, dem sein Entsetzen anzumerken war, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte.
    „Er treibt sein Spiel mit uns“, sagte Nurofin bitter, und Ulven und Marcius horchten auf, denn ihnen kam es vor, als wäre ihnen diese Erkenntnis schon lange bewusst gewesen. „Er weiß von uns und unseren Absichten schon von Anfang an, und er lässt uns nur
das
sehen, was er und kein anderer bestimmt. Den Schaden hat er möglicherweise verursacht, da die Bäume ihn angegriffen haben, und insgeheim hatte auch ich eine gewisse Hoffnung in sie gesetzt. Doch den Glauben daran, dass uns irgendjemand zu Hilfe kommen und ihm Einhalt gebieten kann, hat er nunmehr endgültig zerschunden.“
    Nachdem die Elben und die Menschen sich vergewissert hatten, dass sie die Fährte tatsächlich verloren hatten, gingen sie auf den Weg, dem sie zuvor gefolgt waren, zurück. Zwar war dies kein Pfad, wie man sich einen Weg für Reisende oder Wanderer vorstellt, denn er war eng und wurde immer wieder von Gestrüpp, riesigen Wurzeln und nadelbesetzten Ästen versperrt, doch war es immerhin der einzige, den es gab. Auf diese Weise gingen sie durch den dicht verflochtenen Wald so rasch es dieser zuließ, und sie schwenkten zuweilen in die eine und anschließendin die andere Richtung. Dabei blieben sie immer darauf bedacht, Aím Tinnod, dem verborgenen Herzen der alten Gehölze, nicht zu nahe zu kommen, denn sie fürchteten, dass ihr Feind sie beobachtete und nur darauf lauerte, dass seine Häscher ihn unwissend zum Hort des Elbenvolkes geleiten würden.
    Nichts änderte sich während der nächsten Stunden, denn Stille, Dunkelheit und Ereignislosigkeit blieben allgegenwärtig. Das Schweifwedeln der Pferde und das gelegentliche Scharren ihrer Hufe wurden laute Geräusche, obgleich sie auf unheimliche Weise jeweils sogleich wieder verschluckt wurden. Ulven und Marcius konnten ihre eigenen Gelenke knacken hören, wenn sie sich bewegten, und der kalte Schauder, der sich seit dem Betreten des Waldes wie eine gefrorene Decke über sie gelegt hatte, dachte nicht daran, zu verschwinden.
    Schließlich erkannten sie den Abend mehr aus Zufall, denn ihre Sicht war schon zuvor nicht nennenswert gewesen. Nun aber wurden die riesigen Äste und Blätter der mächtigen Bäume, die ihre einzige, stumme Gesellschaft waren, zu dunklen Schatten vor

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