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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Verschlagenheit und Feindseligkeit, die viele der dortigen Bäume und Gewächse in sich trugen, als einziger Einhalt zu gebieten vermochte.
    Während Ulven und Marcius aufmerksam den Erzählungen lauschten, begannen viele Sterne wie in dunklen Seen zwischen Ufern aus Wolken zu funkeln. So wurden die fünf irgendwann darüber eins, dass es an der Zeit war, sich für eine kurze Zeit Schlaf zu gönnen, ehe sie den letzten Teil ihrer Wanderschaft antreten würden. Illidor erklärte sich zur ersten Wache bereit, und Eldorin vereinbarte mit ihm, ihn für den zweiten Teil der Nacht in seiner Tätigkeit abzulösen.
    Die folgenden Stunden hielten für Ulven und Marcius jedoch nur wenig Erholung bereit, und sie ahnten, dass es auch ihren Begleiter nicht viel besser ergehen mochte. Seit ihrer Rückkehr aus Orgard nach Arthilien hatte sich eine Bedrohung ihrer bemächtigt, die unaussprechlich und furchtbar in ihrer Art und ihrer Größe war und sie immer wieder so sehr peinigte, dass ihnen ein kalter Schauer über den Rücken lief. Nun, da sich die Gefahr durch den Vancor sehr bald verwirklichen würde, kamen jene quälenden Empfindungen noch stärker über sie und überschütteten sie mit andauernden Sorgen und der vermeintlichen Gewissheit, dass der Dämon sie die ganze Zeit über belauerte.
    Schlechte Träume und ein vielfaches, schreckartiges Erwachen vermengten sich somit zu einem langen Jammertal, und ängstlich lauschten sie den heimlichen Nachtgeräuschen, die sie unter gewöhnlichen Umständen nimmer wahrgenommen hätten: der leise flüsternde Wind, tropfendes Wasser, ein Knacken oder das plötzliche Poltern eines fallenden Steines, der sich irgendwo in ihrer Umgebung gelöst hatte. Selbst einzelne, blassrote Blätter der Rhododendrenbüsche, die lautlos und sanft schaukelnd zu Boden sanken, ließen sie hin und wieder aufschrecken, so als ob es sich dabei um Ghuls oder Kroaks oder andere Schauergestalten handelte, die von den Bäumen sprangen und mit scharf geschliffenen Sensen über sie kamen.
    Die morgendliche Sonne war jetzt hoch genug gestiegen, um über die Hecke zu schauen, an deren Saum sie ihre Schlafstätte aufgeschlagen hatten, doch warf sie noch immer ein Licht, das demjenigen der letzten Nacht ähnelte. Der Tag schien sich dagegen zu wehren, richtig hell zu werden, sodass man glauben konnte, der Herbst sei über Nacht einem der lichtlosen nordischen Winter gewichen.
    Die Angehörigen der Jagdgesellschaft löschten das Feuer und beseitigten, so gut es ging, alle Spuren. Danach tränkten sie ihre Pferde, gürteten sich, bestiegen neuerlich ihre Sättel und nahmen den Ritt nach Westen wieder auf.
    Sie verließen die Senke, in welche sie sich am gestrigen Abend begeben hatten, und passierten ein ebenes, mit niedrigem Graswuchs überzogenes Land. Die Sonne schimmerte dabei auf den Wipfeln der wenigen Birken und Weidebäume, welche die einzigen Vorposten des nahen Waldes darstellten, und erfüllte die Umgebung mit einem gelben, kalten Licht. Gleichzeitig wurde der Boden feuchter und hier und dort von schmalen Rinnsalen durchdrungen, die überwiegend Ausläufer der Sturzflut waren. Passend hierzu stieg bald eine Nebelwand vor ihnen auf, die sich wie ein schweres, unheilvolles Gebilde von Süden nach Norden wälzte. Sie alle wussten, dass der Dunst aus Schlammpfuhlen und Erdlöchern aufstieg, welche den Waidland-Mooren zugehörig waren, und augenblicklich verbanden die beiden Rhodrim ungute Gedanken an Lindwürmer, Oger und den Tod von Borgas damit.
    Plötzlich wurde durch ein Umspringen des Windes der ganze Nebel wie ein Schleier, der ein großes Burgfenster bedeckt hatte, fortgezogen. Eine letzte Niederung, die dämmerig und flachunter dem trüben Herbstlicht lag, erstreckte sich vor ihnen, wie sich nun zeigte, ehe unmittelbar dahinter die östliche Flanke des Ered Fuíls aufragte.
    Der Wald zeigte sich aus der Ferne in weiten Teilen in satten Brauntönen und dem Schwarzgrau der Baumrinden, doch glänzte dazwischen zuweilen auch sanftes Grün wie junges Gras. Ulven und Marcius erinnerten sich daran, dass Eldorin davon gesprochen hatte, dass nicht alle der alten Gewächse an diesem Ort unfreundlich waren und dass man die meisten der friedfertigen Exemplare schon an ihrer erfreulichen Gestalt erkannte.
    Die hufförmige Fährte, die sie seit dem Uilas Rila gut hatten verfolgen können, wies geradewegs in das düstere Gehölz hinein und verlor sich dort. Eine kleine, glitzernde Quelle plätscherte in der Nähe, und

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