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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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doch dessen Spuren verloren sich ebenso wie diejenigen des Dämons im Schwarz der tiefen Nacht. Anfangs riefen sie viele Male nach ihrem Gefährten, doch dann wurde ihre Furcht, sich auf diese Weise an den Feind zu verraten, zu groß, und sie übten sich in Stille. Schweigend und mit gezückten Waffen wanderten sie fortan unter dem Blätterdach, das kaum Mondlicht durchließ. Lautlos und nur durch das schwache Schimmern ihrer blassen Haut auf sich aufmerksam machend, glitten die beiden Lindar dahin, während die Menschen sich bemühen mussten, mit ihren Füßen zum einen keine morschen Zweige zu zertreten und zum anderen nicht über Wurzeln oder Bodenvertiefungen zu stolpern. Die unzähligen hochgewachsenen Stämme, die sie passierten, erschienen ihnen wie graue Säulen, von denen eine ebenso gemeißelt war wie die andere und die ihnen darum keine Orientierungshilfe gaben.
    Illidor stob gerade das Geäst eines Haselstrauchs auseinander, als sie den schrillen Schrei vernahmen. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass ihr vorausgeeilter Gefährte der Urheber jenes Schmerzensausrufs war. Entsetzen bohrte sich darob wie ein eisiger Speer in ihre Seele.
    „Nurofin braucht unsere Hilfe!“, rief Ulven aufgeregt.
    „Es kam von dort drüben! Rasch!“, sagte Eldorin. „Vergesst jedoch nicht, dass wir mit unserer Vorsicht nicht säumen dürfen! Darum sollte jeder von uns von nun an auch auf die anderen Acht geben!“, fügte er eilig hinzu.
    Im Laufschritt bewegten sich die vier in östliche Richtung, und wahrhaftig spürte jeder von ihnen eine unsichtbare, dunkle Präsenz, die um sie herumzuschleichen schien. Sie überquerten einen Bachlauf, der sich in dem Wald eine schmale Rinne gegraben hatte, und stellten fest, dass der Untergrund jenseits desselben feuchter war und jedes Geräusch, das ihre Schritte von sich gaben, verschluckte. Eine Folge von deutlich umrissenen Fußabdrücken war in der schlammigen Oberschicht des Bodens zu erkennen, frisch getreten und in Größe und Form zu den Stiefeln Nurofins passend.
    „Das riecht nach einer Falle, in die man uns locken will“, sagte Marcius.
    „Wir haben keine andere Wahl als unserem Freund beizustehen, wenn es denn noch nicht zu spät für ihn ist. Und wenn wir diesem Dämon schon entgegnen müssen, dann kann es ruhig auch gleich geschehen“, sagte Ulven.
    Sie begaben sich durch eine Aneinanderreihung von Farn und Heidelbeersträuchern, die zwischen vielen Buchen und Fichten wuchsen und eine natürliche Hecke bildeten, schlitterten anschließend einen kleinen Hang hinab und platzten unerwartet auf eine Lichtung von beachtlicher Größe. Diese war vollständig bewachsen mit regensilbrigem Gras. An ihrem südlichen Ende befand sich eine Quelle, aus der Wasser in einer sanften Kaskade über ein Gefälle aus grüngefärbtem Stein stürzte. Wesentlich bedeutsamer für sie war jedoch eine andere Wahrnehmung, die sie machten. Am anderen Ende des Platzes lag nämlich ein Baumriese quer, und vor demselben wiederum lag der ausgestreckte Körper eines Elben. Sein Umhang, der vorne von einer blumenförmigen Brosche zusammengefasst wurde, war über ihm gefaltet wie ein Leichentuch.
    Für einen schrecklich langen Augenblick hielten sie Nurofin für tot, doch dann sahen sie, dass er sich mühevoll bewegte und leise vor sich hinbrummte. Offensichtlich hatte ihn jemand niedergeschlagen und hernach nicht weiter behelligt, vielleicht da er ihn lebend – wenigstens vorläufig – als wertvoller erachtete.
    „Das wird uns dieses Vieh büßen!“, sagte Marcius.
    In diesem Moment erklang zu ihrer Linken der zweisilbige Ruf eines Kauzes. Während die anderen dem keine große Beachtung schenkten und sich gerade zu ihrem verletzten Gefährten aufmachen wollten, wirbelte Ulven herum, wie von einer dunklen Ahnung gestreift.
    Ein einzelner Baum, eine mächtige Trauerweide, die nicht so recht zu ihrer Umgebung passen wollte, wuchs einige Schritt links der Stelle, an welcher sich die Elben und die Menschen befanden, am Saum der Lichtung. Ihre Blätter besaßen eine Andeutung von fahlem Gold und hatten, etwa zu derjenigen Zeit, als der Kauz seine Stimme erhob, zu beben begonnen.
    Mit einem Mal schnellte ein dunkler Körper hinter dem von vielen herabhängenden Zweigen gekrönten Baumstamm hervor. Größer und massiger als jedes andere Wesen, das Ulven jemals gesehen hatte – vielleicht mit Ausnahme eines Gebirgsriesen –, war die Kreatur mit glänzenden Muskeln bepackt und mit drei Hörnern,

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