Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
sehr leisen oder aber sehr weit entfernten und darum nur schwach hörbaren Geräusch lauschte. Nurofin tat es ihm daraufhin gleich, und tatsächlich schienen die beiden bei ihren Bemühungen Erfolg zu haben, obwohl die anderen weiterhin nicht das mindeste vernahmen. Jedoch wunderten sich die beiden Menschen, nachdem sie nun schon seit geraumer Zeit an der Seite von Elben weilten, nicht mehr über Erfahrungen solcher Art. Ebenso wenig sorgten sie sich, denn die Mienen ihrer Freunde zeichneten ein Lächeln und drückten Hoffnung und Freude aus.
Dann erschallte ein Singen, ein Erklingen so klar wie ein Gebirgsbach, den jahrtausendealte Gletscher zu stetigem Hochglanz polieren. Der Gesang kam näher, wurde hin und wieder von Gelächter unterbrochen und schien sich bald vor ihnen, bald neben oder sogar unmittelbar über ihnen zu befinden. Als sie sich endlich sehr sicher waren, dass die Laute nunmehr ganz in ihrer Nähe ihren Ursprung nahmen, erhob sich eine einzelne, helle Stimme über die anderen und paarte harmonische Melodien mit Silben, die in der schönen Elbensprache gehalten waren und sich zu Worten formten, deren Sinn Ulven und Marcius nur allzu gerne verstanden hätten.
Die seidigen Singstimmen, von denen nun wieder mehrere zu hören waren, bewirkten mit ihrem Zauber, dass einem augenblicklich das Herz aufging und jeglicher Zorn, den man aus irgendeinem Grund vielleicht gerade verspürt hatte, unweigerlich verflog.
Als der Gesang verstummte, erkannten die vier eine Handvoll Gestalten halb verborgen zwischen den Zweigen der beiden stattlichen Linden, die ihnen am nächsten waren. Kurz darauf schlitterten und hangelten sich diese mit einer Geschicklichkeit, die ein Mensch üblicherweise für eine Sinnestäuschung halten musste, die glatten Stämme hinab und kamen vor den Gefährten zum Stehen.
Zwei der insgesamt fünf Elben, die zuvor durch die Baumwipfel gewandert und ihre Umgebung mit ihren Gesangskünsten erfreut hatten, stellten sich einen Schritt vor die anderen, was zeigte, dass sie einen gehobenen Rang genossen. Der eine von ihnen war von hohem Wuchs und einem vergleichsweise kraftvollen, wenn auch schlanken Körperbau, sein Haar war wie schimmerndes Gold, und sein Gesicht war schön und furchtlos und voll stolzem Edelmut.
„Dein Gesang ist so beglückend wie eh und je, Faramon, und erinnert mich immer wieder an die einstigen Zeiten, als er von den Nolori oft verlangt wurde, um einen langen Tag an der See zu vollenden“, sagte Nurofin, um den Sänger zu begrüßen.
„Es tut auch gut, dich wiederzusehen, Nurofin, mein Vetter und brüderlicher Freund, und dies erst recht, da die Bäume und Tiere des Ered Fuíls uns über das Ergebnis Eures Kampfes gegen den Feind bereits unterrichtet haben“, sagte der Elb mit der üppigen, goldblonden Haarpracht, welcher der jüngere Bruder Nuwenas und der Sohn Thingors war.
„Wir wussten seit einigen Tagen schon, dass der Vancor in diesem Hain sein Unwesen trieb und danach dürstete, die Zuflucht unseres Volkes zu finden, weshalb wir uns verborgen hielten und unsere Lieder schweigen ließen, denn wir wollten seine Schliche nicht unterschätzen. Von Eurer Ankunft aber hatten wir zunächst keine Kenntnis, denn Vello Wisantor verbot den Gewächsen, die seinen Worten Folge leisten, über solch bedeutsame Dinge Kunde zu geben, da auch er fürchtete, dass der Feind seine Ohren überall haben könnte. Nun aber habt Ihr offenkundig ohne unser Zutun einen Dämon erschlagen, und wer kann das schon von sich behaupten? Selbst wenn wir lange in unserem Denken zurückgehen, sind nicht viele ähnliche Heldentaten bekannt, wenn wir ehrlich sind.
Jetzt aber sagt mir, was mit meinem Bruder geschehen ist, denn ich sehe ihn nicht unter Euch weilen, und auch hätte ich seine Anwesenheit ganz sicher gespürt, wenn er denn den gestrigen Tag über an Eurer Seite geweilt hätte“, sagte der zweite der beiden vorgetretenen Elben. Dieser hatte ein Haar, das so rot leuchtete wie der Sonnenuntergang, und wirkte überaus zartgliedrig, jugendlich und frohsinnig. Ein Köcher mit Pfeilen war um seine Schultern geschlungen.
Ulven und Marcius beäugten ihn schon die ganze Zeit, da sie es für eine Weile tatsächlich für möglich gehalten hatten, der bei der Flucht aus Dson Baldur gefallen geglaubte Telorin habe unerkannt von ihnen hierher gefunden und stünde nunmehr leibhaftig vor ihnen. Nun aber erfuhren sie den Grund ihrer Verwechslung, denn es handelte sich bei ihrem Gegenüber um
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