Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Tulorin, den Zwillingsbruder des Lindar, der ihr Gefährte gewesen war, und ihre bange Hoffnung löste sich in Enttäuschung auf.
„Te kalim aod Alumen espo, Tulorin, il aod staya isa umbrane Dson Baldure. Mare il walíhad harindo, saraque fa sel piliam, vel sino iliad, nane araye resibile hilivën lumen Munda.“ *
Tulorin senkte das Haupt, und seine Artverwandten, die mit ihm gekommen waren, taten es ihm gleich. „Ich habe etwas derartiges vermutet“, bemerkte er schließlich. „Ebenso gut hätte ich an seiner Stelle gehen und die Bäume und Bäche unserer Heimat niemals wiedersehen können, doch war solch ein Schicksal letztlich ihm beschieden. Und doch ist es nicht geboten, zu verzagen oder allzu lange Trauer zu halten, denn Aldus Absichten sind unergründlich, und viele wichtige Taten rufen danach, in der Folgezeit noch vollbracht zu werden.“
„Lasst uns einstweilen nach Aím Tinnod zurückkehren und dort über alle Geschehnisse, die in der Zeit unserer Trennung an dem einen oder an dem anderen Ort vorgefallen sind, gegenseitig berichten“, beschied Eldorin, während er dem trauernden Tulorin eine Hand auf die Schulter legte. „Inzwischen könnt Ihr drei versuchen, die Lichtung zu finden, an der wir den gefallenen Illidor zurücklassen mussten. Ich bin sicher, Ihr werdet den Weg finden, wenn Ihr unseren Spuren folgt oder Euch notfalls an die Bewohner des Waldes haltet, die Euch gewiss die Richtung zeigen können.“
Die drei Elben, die Faramon und Tulorin begleitet hatten und bei denen es sich vermutlich ebenfalls um Lindar handelte, nickten und schickten sich flinken Schrittes an, der Weisung ihres Fürsten Folge zu leisten. Eldorin, Nurofin, Faramon und Tulorin hingegen führten Ulven und Marcius gen Norden, wo nicht mehr weit entfernt der unsichtbare, fließende Übergang zur verborgenen Zufluchtstätte des Elbenvolkes sie erwartete.
Die Elben gingen langsam, während man das Sternenlicht der ausgehenden Nacht auf ihrem Haar und ihren Gewändern glänzen sah. Keiner von ihnen trug ein Licht, doch war es, als ob ein Schimmern wie von einem jungen Mond die ganze Zeit über vor ihre Füße fiele und ihnen eigens den Weg beleuchte. Das silbrige Licht der Nachtgestirne bestäubte außerdem die Äste und Wipfel der Bäume, die sie passierten, und all die Gräser, Moose und Farne, die in kleinen Lichtungen am Wegrand wuchsen, mit einem unechten Reif.
Je weiter sie gelangten, desto mehr veränderte sich das Antlitz der Umgebung und wandelte sich von einem unerfreulichen Wald, den zu betreten einem Fremden nicht unbedingt zu empfehlen war, zu einem Ort, der sich von allen anderen Gebieten Arthiliens in vielerlei Hinsicht unterschied. Während sie unter dem smaragdgrünen, vom gegenwärtigen Dunkel grau bestrichenen Blätterdach dahinschritten, erinnerten sich die beiden Menschen an die Leuchthaine, die sie ebenfalls erst vor einigen Tagen kennen gelernt hatten. Wie schon dort, bemächtigte sich ihrer auch hier das seltsame Gefühl, eine Brücke zu passieren, die sie in eine Welt geleitete, die längst nicht mehr war und die in Wahrheit einem früheren, von den meisten Lebewesen vergessenen Zeitalter angehörte.
Kein Makel und kein Gebrechen haftete den Bäumen an, die sich mittlerweile in ihrer Nähe wie freundliche Riesen in die Höhe reckten. Tatsächlich fielen ihre Blätter nicht ab im Herbst, wenn man die Zeit hierfür vermutet hätte, sondern verfärbten sich zunächst zu einer goldenen Bräunung. Erst im Frühling, wenn die frisch gesprossenen Knospen sich zu einem neuen Grün öffneten, schüttelten die Gewächse sanft ihr Kleid ab und überluden ihre Umgebung mit einem prächtig schimmernden Laubteppich. Passend dazu erschienen die Stämme, welche die üppigen Kronen trugen, wie gemeißelte Säulen aus Silber, denn gerade war ihre Statur, und glatt und hell war ihre durchweg heile Rinde.
Der Wald wurde nun lichter, und vermehrt durchschnitten breite Bänder aus Moos und Blumen, die weiße oder gelbe Blüten besaßen, den bislang eintönigen Boden. Nach einer Weile waren sie nur noch auf drei Seiten von Bäumen umgeben, während sich das Gelände nach Osten hin zu einer weiten Grasfläche öffnete und leicht abfiel. Dorthin führten Eldorin und seine Artverwandten die beiden Menschen, denn sie verließen die Schneise, die sie bislang als Weg benutzt hatten und die in Wahrheit nicht mehr als ein Trampelpfad von Tieren war, und machten sich daran, die Wiese geradewegs zu überqueren. Diese lag,
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