Die zweite Fahrt zur Schatzinsel
Kerzenlichtes stellte. Meine
List wurde belohnt, wie es manchmal bei einer List der Fall ist, denn warum
würden die Leute sie sonst gebrauchen? Der Squire klopfte seine Pfeife aus und
begann zu sprechen. „Jim, mein Junge, seht es doch so an. Die Anzeichen
stimmen. Ihr wißt, daß unsere Familie in der letzten Zeit ihren Teil Unglück
gehabt hat.“ Master Jim blickte voller Mitgefühl zu Lady Alice, aber sie
ignorierte ihn. „Ob es uns gefällt oder nicht“, fuhr der Squire fort, „unser
Vermögen ist versickert; es ist uns schwergefallen, dieses Herrenhaus so zu
unterhalten, wie es getan werden sollte, und Lady Alice...“
„Zur Sache, Sir“, unterbrach
ihn sein Mündel.
„Aber jetzt, Jim, mein Junge,
scheint das Schicksal uns zuzulächeln. Es gibt Anzeichen. Erstens schickt mir
Blandly, der Agent unten in Bristol — Ihr erinnert Euch an ihn? — ein Juwel von
einem Dienstmädchen, Betsy. Was schwerer wiegt, sie wurde für einen Appel und
ein Ei zu einer Zeit gekauft, als man jemanden wie sie nicht einmal für fünfzig
Goldguineen kaufen konnte.
Darüber hinaus gibt mir dieser
vorzügliche Bursche Nachricht, daß er von einem Spekulationsunternehmen weiß,
an dem ich mich, meinem Vermögen entsprechend, mit einem Viertel oder Achtel
des Gewinns beteiligen kann. Kupferwaren nach Benin, Neger nach Kingston und
Zucker nach Bristol. So sicher wie die Bank von England, schätzt er, und fast
so gewinnbringend.“ Master Jim schaute verdutzt drein.
„Ich helfe Euch gern mit dem,
was ich habe, Mr. Trelawney, wie Ihr wohl wißt, aber das ist nicht annähernd
genug, um derartige Aktien zu kaufen.“
Lady Alice sah meinen Herrn
voller Verachtung an.
„Unsinn, Jim, mein Junge“,
sagte der Squire. „Paßt gut auf.“ Der Doktor blickte ins Feuer, auf seinem
Gesicht lag ein sonderbarer Ausdruck, er schien peinlich berührt.
„Erstens“, fuhr der Squire
fort, „muß ich in die .Gesellschaft der Wagemutigen Kaufleute“ hineinkommen.
Nun, das ist nicht so schwierig, wie es sich anhört. Blandly kennt ein paar
Herren, Leute, die ihrem Land und König treu ergeben sind, keine von diesen
verdammten Whigs oder Quäkern, die froh wären, mich bei den ,Wagemutigen’ zu
haben, um ihnen den Rücken zu stärken und ein wenig Gewicht in die Debatten zu
bringen.“
Die Pfeife des Doktors knackte.
Der Squire starrte ihn an.
„So ist das, und alles, was ich
brauche, ist Kapital, mein Junge.“
„Das sehe ich, Mr. Trelawney,
Sir. Wie wollt Ihr es beschaffen?“
„Beschaffen, genau darum geht
es, Jim“, antwortete der Squire, bewegte in der Erregung sein Bein und zuckte
dann vor Schmerz zusammen.
„Nun ja — die Silberbarren. Die
Silberbarren. Mit zweitausend kann ich eine Expedition aufstellen. Wenn meine
Vermutung stimmt, könnte eine Viertelmillion in dem Versteck liegen, so wie die
Marktlage heute ist. Genug, um eine Flotte zu den Westindischen Inseln zu
schicken, genug, um uns in Gelde zu wälzen, genug, um damit Steinchen zu
schmeißen…“
Der Doktor hob den Kopf:
„Trelawney, alter Freund. Vorsicht. Diese Worte sind schon früher gesprochen
worden und haben sich als prophetisch erwiesen.“
„Hmm“, murmelte der Squire und
nippte an seinem Portwein. „Was würdet Ihr zu einer weiteren Reise sagen, Jim,
wenn ich das Geld zusammenkratzen kann? Blandly wird uns ein Schiff besorgen
„Mit Verlaub, Ihr vertraut
diesem Schuft zu sehr“, unterbrach der Doktor, aber der Squire beachtete ihn
nicht und fuhr fort: „Na kommt, Jim, was sagt Ihr? Eine Partnerschaft. Wir Vier
in diesem Raum (ich verdrückte mich tiefer in den Schatten). Wir teilen durch
vier, diesmal nichts von diesem Eigners-, Kapitäns-, Offiziers-,
Mannschaftsanteil.“
Jim erhob sich vom Sofa, sein
Gesicht war bleicher als zuvor. Ob ihm diese Rosinen schwer im Magen lagen,
oder ob er sonstwie verstimmt war, war zuerst nicht klar. Seine Stimme war
ruhig. „Nein, Sir. Ich kann dem nicht zustimmen“, sagte er.
Der Squire platzte los: „Ich
weiß, was Ihr gesagt habt, verdammt, keine zehn Pferde würden Euch wieder
hinbringen. Unfug, ein ruhmreiches Abenteuer war’s, und am Schluß siegte das
Recht, wie es wieder siegen wird. Kommt, Jim.“
„Nein, Sir.“ Wie Master Jim der
Blick entgehen konnte, den Lady Alice ihm über das Sofa hin zuwarf, kann ich
mir nicht vorstellen. Sie war hin und her gerissen zwischen Stolz und etwas
anderem — dem Wunsch, ihn anzuflehen. Schließlich gewann der Stolz. Sie
schwieg.
„Dann Jim, würde
Weitere Kostenlose Bücher