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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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ausgestreckter
Hand auf die Kutsche zu. Schnell wie der Blitz zog der Dicke da eine Pistole
und hielt sie dem Schurken dicht unter die Nase. Seine Stimme, die einen
schmelzenden, beinah rührseligen Klang hatte, wurde plötzlich härter.
    „Ich kümmere mich nicht um Eure
Rechnung, Sir. Preist Euch glücklich, daß ich nicht die ersten fünf Guineen
zurückverlange. Anker gelichtet und ahoi!“
    Bei diesem seemännischen Befehl
schoben sie ab und rannten los. Der Dicke lächelte freundlich, steckte die
Pistole ein und begann, langsam von der Kutsche herunter zu klettern. Ich trat
vor, um ihm zu helfen, aber er winkte ab. Als er in den Hof trat, schien er ein
wenig zu humpeln, aber er war energisch genug, wie ich ja gesehen hatte. Er war
bestimmt ein beachtlicher Mann, obwohl sein Gesicht breit und unscheinbar war.
Er hatte stechende, tief in den Höhlen liegende Augen und sah aus wie ein
Geschäftsmann, wie ein Überseekaufmann.
    Ich dankte ihm herzlich. Doch
er schüttelte den Kopf.
    „Nichts zu danken.“
    „Mein Name ist Tom Carter, Sir,
ich bin Mr. Hawkins Junge.“
    Ein breites Lächeln erhellte
das Gesicht des dicken Herrn.
    „Und wie geht es meinem guten,
guten Freund Hawkins, den ich nicht das Vergnügen hatte, diese vielen langen
Jahre zu sehen?“
    „Gut, Sir. Aber außer Hause. Er
ist geschäftlich in London.“
    „Aha, ein Geschäftsmann, wie?“
    „Nein, Sir, ein
Schauspieldichter.“
    „Ein Schauspieldichter. Du
lieber Himmel. Habt Ihr das gehört?“
    Er sagte zu seinen Freunden:
„Mr. Hawkins ein Schauspieldichter.“
    Er wandte sich mir zu. „Master
Carter, meine Name ist Argent. Kann ich Euch Tom nennen? Da Ihr Mr. Hawkins als
Wirt vertretet, laßt uns ein Glas von jenem edlen Südwein trinken, das Euch
diese Schufte aus der Hand geschlagen haben.“
    „Die ist leider zerbrochen,
Sir.“
    „Gewiß, und ich werde für diese
Flasche und eine weitere zahlen. Doch, doch, das möchte ich.“
    Wir gingen hinein und machten
es uns in der Gaststube gemütlich. Mrs. Hawkins hütete das Bett, sie hatte sich
die letzten Tage nicht ganz wohl gefühlt, und so hatten wir den Platz für uns.
„Also, Tom, dies“, sagte Mr. Argent und zeigte auf den Langen, „ist Mr.
Somerscale, und er ist, wenn’s beliebt, ein Planer, oder wie manche es heute
nennen, ein Erfinder. Er plant, ob Ihr es glaubt oder nicht, eine Kutsche mit
Hilfe von Dampf, solchem Dampf wie er aus einem Kessel kommt, auf Schienen
laufen zu lassen. Könnt Ihr so etwas für möglich halten?“
    „Die Vernunft legt nahe“, sagte
Somerscale, seinen Südwein schlürfend, „daß, wenn Dampf einen Kolben durch das
Entstehen eines Vakuums hinabziehen kann, dann kann er ihn ebenfalls durch
eigene Kraft hinaufschieben...“
    „Das legt die Vernunft Euch
nahe“, unterbrach der Dicke, „aber mir sagen dringende Gründe der
Wirtschaftlichkeit, daß Ihr Euch darauf beschränkt, den Dampf zu zwingen,
unsere Bergbaupumpen besser anzutreiben.“
    Nachdem er Mr. Somerscale
gebührend fertiggemacht hatte, wandte Mr. Argent sich dem Kleinen zu.
    Dies ist Mr. Wilton, der, wie
Ihr bemerkt habt, Anwalt ist und a ls solcher weiß, wann er sich
friedlich verhält.“
    Was Mr. Wilton tat, zufrieden,
seinen Wein zu trinken und seine kleinen zusammengekniffenen Augen durch den
Raum wandern zu lassen. Als er freilich später hinausging, wie ich dachte, um
einen gewissen Ort aufzusuchen, fand ich ihn, wie er die Treppe beäugte, die zu
Master Hawkins Zimmer führt. Er sagte nichts, sondern dankte mir, als ich ihn
zur Rückseite des Hauses führte. Nun, wir verbrachten eine angenehme Stunde
zusammen, bis die Leute anfingen hereinzukommen und bedient werden wollten. Als
er sah, daß er kaum mehr mit mir reden können werde, nahm Mr. Argent Abschied,
und seine beiden Assistenten folgten ihm wie Hunde an der Leine.
    Am nächsten Tag kam er wieder,
obwohl ich ihm gesagt hatte, daß Master Jim mehrere Tage fort sein werde.
Diesmal aß er mit Mrs. H. und mir zusammen, bezahlte für alles und zahlte sehr
anständig. Alles in allem fand ich seine Gesellschaft angenehm, und die
Unterhaltung über große Taten, Verträge, Maschinen und Projekte, die sich
zwischen ihm, dem Erfinder und dem Anwalt abspielte, war eine Quelle ständigen
Verwunderns für mich. Es war eine Welt, die über die, die ich kannte, die Welt
des Bauernhofes und der Werkstatt, hinausreichte, eine Welt, in der Geld und
Macht ohne Grenzen schienen.
    Zuerst fand ich die Namen
seiner Begleiter verwirrend.

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