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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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und bat ihn,
wiederzukommen und beim nächsten Mal länger zu bleiben. Am nächsten Tag brach
er auf. Der Squire lieh ihm Daniel und die Kutsche, so daß er nach Bristol
gelangen und dort die Expreßkutsche nach London nehmen konnte. Postkutschen
gelangten niemals bis in unseren Teil der Welt. Nicht, daß ich darüber traurig
war, abgesehen von dem Verlust fürs Geschäft. Ich zog meine Ungestörtheit vor.
Der kleine Tom Carter schien in der Nachbarschaft wohlgelitten zu sein, und
niemand stellte Fragen. So blieb ich mit der Verantwortung für das Gasthaus
zurück, die ich ja ohnehin hatte, das machte also keinen Unterschied. So saß
ich am Abend meist mit der alten Dame zusammen oder trank einen Schluck mit dem
Doktor, wenn er seine Pfeife rauchte, und das war sehr angenehm. Niemand
erwähnte die Vergangenheit, die Gegenwart war gut genug.
    Doch eines Morgens hörte ich
eine Kutsche in den Hof rattern, und ich sah durchs Fenster, daß es ein offener
Wagen mit drei Herren war, einem großen, einem kleinen und einem breiten oder dicken,
könnte man sagen. Der Große und der Kleine stiegen aus und vertraten sich die
Beine, während der Dicke blieb, wo er war. Vielleicht waren sie auf der
Durchreise, weiß Gott wohin. Ich stellte eine Flasche und drei Gläser auf ein
Tablett, strich meine Schürze glatt und ging hinaus, um sie zu begrüßen.
    Kaum hatte ich die ersten
beiden Schritte auf meine Kunden zu getan, als ich plötzlich von hinten gepackt
wurde, und Tablett, Flasche und alles herumflog.
    „Was zum...?“ schrie ich. Mein
Angreifer schwang mich herum, und ich glotzte wahrhaftig die beiden
Prämienjäger an, denen ich im letzten Sommer entwischt war. Sie mußten mir
hinter der Gasthaustür aufgelauert haben.
    „Der kleine Tom Carter, soviel
ist sicher“, sagten sie und grinsten dreckig übers ganze Gesicht. Als ich mit
meinen Häschern rang, kamen zwei der Männer von der Kutsche herüber. Der
Größere, der in der offenen nördlichen Art und mit sehr ernster Miene sprach,
sagte:
    „Nicht so wild, Sir, laßt den
Jungen los. Was hat er Euch getan?“
    „Uns getan, Sir?“ sagten sie.
„Nun, er ist ein fortgelaufener Lehrling. Er muß zu seinem Meister
zurückkehren.“
    „Die Vernunft legt nahe, daß
Arbeitsverhältnisse frei sein müssen. Solche Formen von Leibeigenschaft legen
die Industrie des Landes in Ketten“, sagte der große Mann besonnen.
    „Ihr mögt recht haben“, sagte
der eine Schurke, „aber wir kennen das Gesetz.“
    „Tatsächlich?“ sagte der
kleinere Herr und tat seine Meinung kund. „Ich spreche Euch das Recht ab, diese
Person zu ergreifen, ohne daß ein positiver Beweis von einem stattgefundenen
Vergehen vorliegt. Wenn gegen das Habeas-Corpus-Gesetz in den letzten Jahren
auch häufig schwer verstoßen worden ist, so wird es auf diesen Inseln trotzdem
noch heilig gehalten.“
    Der Mann, der mich beim
Hemdkragen hielt, antwortete: „Das Habeas-Corpus-Gesetz mag sein, wie es will,
Sir. Aber wir sind es, die den Körper tatsächlich haben, und der Besitz macht
neun Zehntel des Gesetzes aus, wie ich gehört habe.“
    Damit dirigierten mich die
Prämienjäger an meinen Möchtegern-Helfern vorbei und führten mich hinter der
Kutsche entlang und auf die Straße zu, als der dicke Mann, der ein
liebenswürdiges breites Gesicht hatte, rot wie die untergehende Sonne, laut und
deutlich sagte: „Kommt näher, meine Freunde. Laßt mich Euch einen Vorschlag unterbreiten.“
    Bei dem magischen Wort drehten
sie sich um und gingen auf die Kutsche zu, ohne mich loszulassen.
    „Mein Vorschlag, Freunde, ist,
daß Geld sowohl Gesetz als auch Sitte als auch natürliche Gerechtigkeit außer
Kraft setzt und Gesetz und Begründung in sich selbst trägt. Stimmt Ihr zu?“
    Wenn sie ihm auch nicht bis ins
Detail zu folgen vermochten, so verstanden sie doch, worauf er hinauswollte und
nickten.
    Ich gebe Euch fünf Guineen,
wenn Ihr den Jungen loslaßt und Eurer Wege geht. Ich schätze, das ist mehr als
Ihr bekommen würdet, wenn Ihr ihn aushändigt.“
    Sie sahen einander an, dann
trat der eine vor. Der Dicke händigte ihm einen kleinen Geldbeutel aus, und er
ging zurück. Dann sagte der andere, der mich noch festhielt: „Ich nehme doch
an, fünf Guineen jeder, Sir.“
    Der Dicke musterte ihn
liebenswürdig und antwortete dann: „Ich bitte Euch, laßt den Jungen los und
tretet näher.“
    Das tat dieser, und ich stellte
mich hübsch auf die andere Seite der Kutsche. Jetzt trat der Prämienjäger mit

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