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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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Johnson.“
    „Woher
kennst du meinen Namen?“
    „Er
steht auf der Lehne des leeren Stuhles geschrieben.“
    „Ja,
ich heiße Dick Johnson. Ich muß dieser Tage allein zur Kirche gehen. Tom und
Ben sind vom Glauben abgewichen. Religion bedeutet ihnen nichts.“
    Er
musterte mich genau.
    „Bist
du eine christliche Seele?“
    Ich
nickte, und er fuhr eifrig fort: „Weißt du dann zufällig, wie es in der
Offenbarung 22, Vers 12 heißt?“
    Ich
schüttelte den Kopf. Dick seufzte.
    „Hier
steht ein Mann, der jeden Vers in der Heiligen Schrift kennt außer dem einen.“
    „Und
warum?“
    Er
schien mich nicht zu hören und ging ins Deckhaus.
    „Nun
Tom, nun Ben, ihr habt heute eine mächtig gute Predigt verpaßt.“
    Zu
meinem Erstaunen hörte ich eine heisere Altmännerstimme antworten: „Ach, Dick,
hör auf mit dem Quatsch, du weißt, daß Ben und ich nichts mit dieser
Kirchgeherei im Sinn haben.“
    „Umso
schlimmer für euch. Wenn ihr zur Kirche gegangen wäret, wie es sich gehört,
wäret ihr nicht das, was ihr jetzt seid.“
    „Vielleicht
hast du recht, Dick. Was gibt’s zu essen?“
    „Kaltes
Fleisch, süße Kartoffeln, Ananas danach.“
    „Und
ein bißchen Grog?“ Dies kam in einer helleren, jüngeren Stimme.
    „Na
schön, da wir einen Gast haben, werden wir einen Schluck nehmen.“
    Er
rief durch den Eingang: „Kom rein, Tom, lern deinen Namensvetter Tom Morgan
kennen und Ben Creech.“
    Ich
ging wieder hinein und fand ihn dabei, das Essen von einem Schrank auf den
Tisch zu setzen. Ich hatte Hunger und setzte mich schnell hin. Das Essen war
gut, gut zubereitet, und als er ein Tischgebet gesprochen hatte, zum Glück ein
kurzes, hauten wir beide rein.
    „Sonntags
koche ich nicht, würde mich daran hindern, zur Kirche zu gehen. Iß auf, Ben“,
drängte er das Skelett gegenüber. „Schau, wie der junge Tom seine Portion
verputzt hat.“
    „Ach,
mir ist der Appetit vergangen“, kam die Antwort.
    Ich
warf rasch einen Blick auf Dick. Seine Lippen waren halb geschlossen und seine
Halsmuskeln spielten. Er brachte die Worte heraus wie ein Bauchredner in einer
Jahrmarktsvorstellung.
    „Sie
sagen dieser Tage nicht viel“, bemerkte er, als er zum Schrank zurückging, und
brachte einen Krug und einen grobgeschnitzten Becher. Er schenkte mir ein. Das
Getränk war stark und fruchtig. Er mußte reichlich Zeit gehabt haben, sein
häusliches Gebräu in fünfzehn Jahren zu vervollkommnen. Er setzte sich und
prostete seinen Meßkameraden mit dem Becher zu. Sie schauten ihn schweigend an.
    „Sie
haben früher eine Menge geredet, Tom. Und auch eine Menge argumentiert. Ach ja,
an einem Sonntagabend habe ich oft einen Text aus der Bibel genommen, und wir
haben darüber debattiert.“
    Er
trank und dachte einen Augenblick nach.
    „An
einem Abend, ich erinnere mich gut daran, saßen wir zusammen und diskutierten
die Bedeutung des Textes :, Wer da hat, dem wird
gegeben, und wer da nicht hat, dem wird genommen werden, was er hat.’ Erst
debattierten sie. Dann argumentierten sie hartnäckig. Dann stritten sie.
Schließlich schlugen sie sich. Sie packten einander bei der Gurgel, Tom, und
kämpften wie Teufel in der Hölle. Sie rollten aus dem Haus, über die
Außenplanke und in zwei Faden tiefes Wasser auf Steuerbord. Als ich an die
Reling kam, lagen sie dort auf dem sandigen Grund, Tom; Bens Kopf quer über
Toms Knien, und die flinken Fische flitzten über ihnen hin und her.
    Ich
hievte sie hinauf. Aber der Schaden war angerichtet. Jahr um Jahr sind sie
weniger und ruhiger geworden und immer geiziger mit Worten.“
    Er
schüttelte den Kopf.
    „Noch
einen Schluck, Tom? Ich erlaube mir nie mehr als zwei. Der Suff ist ein Dämon.
Versoffen und beim Deubel ist die ganze Crew. Der Suff ist ein Dämon, jaja, und
das Geld auch. Die Wurzel allen Übels, sagt die Heilige Schrift, und die
Heilige Schrift hat recht.“
    Er
legte seine Hand auf meine.
    „Ich
weiß das, Tom, mein Junge, denn ich bin reich, verstehst du?“

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27 .
Der Schwarze Fleck
     
     
    „Reich?“
sagte ich.
    Er
sah mich prüfend an, seine Augen wie glühende Kohlen. Ich wartete auf seine
nächsten Worte, mein Herz hämmerte wild. „Magst du etwas Käse, Tom?“
    Ich
nickte mit offenem Mund, und er ging an seinen Vorratsschrank. Er brachte eine
Silberplatte mit kleinen, runden Broten und Käse in drei verschiedenen Farben
zurück. Er mußte ihn mit Kräutern und Beerensaft gewürzt haben. Ich wartete
darauf, mehr über seinen

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