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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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wäre, wenn ich herausfände, was in Vers 12 steht und es hineinschriebe;
und Er sagt, nun ja, das ist schon gut, doch nicht gut genug.“
    Die Tränen flössen wieder.
    „Der Schwarze Fleck, Tom. Ich
hab’ ihn ausgeschnitten. Ich kann ihn nicht zurücktun.“

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28 .
Die Palisade
     
     
    Der Schwarze Fleck! Mir wurde
heiß und kalt. Dies Loch in Dicks Bibel. Dieser kleine Fetzen Papier, der an
jenem Tag in der Halle der Kaufleute aus Master Jims Papieren gefallen war.
Beides gehörte zusammen. Und Tom Carter hatte eben diesen Fetzen zusammen mit
seinen wertvollen monatlichen Shillingen in der Uhrentasche. Ein Muckser von
mir und Dick Johnsons Eintrittskarte für den Himmel war gesichert.
    Doch wie stand es mit meiner?
Angenommen er fand heraus, wer ich war, woher ich kam, daß ich Jim Hawkins
Junge war, für Squire Trelawney als Koch fuhr, mit Argent oder dem Langen John
Silver befreundet war (oder befreundet gewesen war, bis er mich über Bord
gehievt hatte)? Was würde Dick tun? Ich schaute die behaarten alten Pranken an,
die er vors Gesicht gepreßt hatte, während die Tränen darüber rannen, und
dachte, was sie meinem zarten Hals antun könnten, wenn sie ihn im Zorn zu
packen kriegten. Er wollte Trelawney den Hals von den Schultern abdrehen. Wie
wär’s mit meinem? Ein Kinderspiel.
    Schweigen ist Gold, dachte ich
und hielt die Klappe. Schließlich schlief er wieder ein, und am Morgen machte
ich ihm ein Omelette aus Tölpeleiern, die wir an der
Steilküste gesammelt hatten. Er hatte sein altes Selbst wiedergefunden, was
auch immer das war, und der Eisklumpen in meinem Magen schmolz. Dieser Schwarze
Fleck konnte in meiner Tasche bleiben, selbst wenn Dick es an der Himmelspforte
darauf ankommen lassen mußte. Ich versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu
verdrängen und an andere dringende Dinge zu denken, nicht zuletzt, was ich tun
sollte, wenn die Hispaniola zurückkehrte. Doch wie konnte ich den guten alten Dick verlassen, ohne mir oder
ihm etwas zuleide zu tun? Tatsächlich lösten sich beide Probleme wie von
selbst.
    Am nächsten Sonntag entschied
Dick, daß wir den Fluß hinaufgehen wollten. An jenem Morgen beschäftigte ihn
etwas, und er eilte vor mir her und setzte in großen Sprüngen wie eine Ziege
über Felsen und durch Büsche. Wir folgten dem Fluß hinauf in die Hügel, bis er
unseren Blicken im Gebüsch entschwand. Aber Dick sprang weiter, bis ich von der
Spitze eines kleinen Hügels, als wir aus den Bäumen herauskamen, keine halbe
Meile entfernt den Schwarzen Felsen sehen konnte.
    „Dort ist es, Tom, wo die
Silberbarren lagen. Wir schleppten sie den ganzen Weg zur Nordbucht, und dann
schleppte ich sie nach...“er hielt inne. „Kein Wort darüber, Tom. Nicht ein
einziger von ihnen konnte den Mund halten. Sogar Käptn Flint selbst mußte
Karten und Zeichen und Kreuzchen machen, die andere sehen konnten. Doch nicht
Dick Johnson. Ach, Flint, das war ein mörderischer, boshafter, alter Teufel.
Mußte schwer dafür büßen bei seinem Tod, ja das mußte er. Wie er wütete und
nach Rum brüllte, als das Fieber ihn erwischte. Und gesungen hat er auch.“ Dick
hielt an, und seine glühenden Augen waren halb geschlossen und blickten verschlagen.
Er täuschte eine hohe zittrige Stimme vor, die in der heißen Luft widerhallte
und die Vögel aufsteigen und schreien ließ:
    „Fünfzehn Mann auf des toten
Mannes Kist’,
    Johoho, und ‘ne Buddel mit
Rum.“
    sang er. „Das war sein einziges
Lied, und ich will dir was sagen, Tom, seither konnte ich es nicht mehr leiden.
Es war mörderisch heiß wie heute, und das Fenster stand offen, und ich hörte
das alte Lied in voller Klarheit ertönen.“
    Dick wischte sich den Schweiß
von der Stirn und setzte sich auf einen Baumstumpf. „Ja, Tom, der Suff und der
Teufel, die kriegten ihn schließlich. Er brüllte nach Rum, als der Tod nach ihm
griff. ,Darby McGraw’, wimmerte er, ,Darby McGraw, hol
den Rum von achtern, Darby!’“
    Der Klang von Dicks Stimme in
diesen einsamen Wäldern war so furchterregend, und sein Gesicht mit dem Schweiß
darauf so sonderbar und groß, daß ich rief: „Hör auf, Dick, hör auf!“
    Als er keine Anzeichen zeigte,
daß er mich hörte, hatte ich eine Idee. So laut ich konnte, stimmte ich an:
    „Alle Menschen, die auf Erden
leben, singen dem Herrn ein frohes Lied...“
    Bei der dritten Zeile stimmte
er mit ein, und wir sangen, als hinge unser Leben davon ab. Dreimal sangen wir
die beiden Strophen, die ich

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