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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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Reichtum zu hören, aber er sagte nichts. „Guter Käse
Dick, hab’ nie besseren gegessen.“
    „Ja,
Tom.“
    Ein
Augenblick Schweigen.
    „Ben
Gunn war ein Narr.“
    Ich
zuckte zusammen.
    „Ben
Gunn — du wirst ihn nicht kennen, Tom. Er war hier vor mir ausgesetzt. Und was
hat er getan?“
    Ah,
jetzt werden wir etwas über das Silber hören, dachte ich. „Er schoß alle
Ziegen, die er erwischen konnte und vertrieb damit die anderen in die Hügel.
Hat mich eine Heidenarbeit gekostet, sie wieder runter zu locken. Gottes
Kreaturen sind lebend mehr wert als tot, vergiß das nur nicht, Tom! Ich töte
eine an jedem Monatsende, das ist genug für uns drei. Tom und Ben essen ja
nicht viel.“
    Ich
wagte nicht, ihn an Reichtümer zu erinnern. Wie konnte ich wissen, was er als
Nächstes sagen oder tun würde?
    „Ach
ja, Ben Gunn war ein Narr. Er fand all das Gold, und was hat er damit gemacht?“
    Aber
Dick redete nicht mit mir. Er schaute den anderen Tom an. „Wissen wir, Dick,
wissen wir“, antwortete der Kopf des Skelettes trauervoll.
    „Ja,
er gab es dem Squire, ihm, der uns hier ausgesetzt hat, dich, Tom, und dich,
Ben, und mich. Oftmals, Tom“ (jetzt blickte er mich wieder an), „oftmals habe
ich hier gesessen und geschworen, daß ich, wenn ich Trelawney wiedersähe, ihm
seinen Kälberkopf eigenhändig vom Hals abdrehen würde.“
    Dicks
behaarte Handgelenke landeten mit einem Krachen dicht neben meinen auf dem
Tisch. Ich würgte an meinem Käse, blieb aber ruhig.
    „Ich
betete, daß Er Trelawney wie die Philister in meine Hände ausliefern möge, ihn
oder jenen messerstechenden Silver. Doch seine Antwort ist immer die gleiche.
Du sollst ihnen vergeben, Dick, vergib ihnen sieben mal siebzig Mal, doch du
sollst nicht ..
    Seine
Stimme erhob sich zu einem Pfarrersingsang.
    „Du
sollst ihnen nicht verraten, wo die Silberbarren liegen.“
    Er
gackerte und senkte die Stimme.
    „Denn
Tom, wir haben es vom Schwarzen Felsen fortgebracht. Squire und die anderen
meinten, sie könnten es nicht tragen. Doch wir haben es getan. Wir haben es
ausgegraben und hierher geschleppt, zweihundert Barren und diesen Teller und
die Waffen und das Pulver. Acht Monate haben wir gearbeitet, außer an den
Sonntagen, natürlich.“
    „Und
wo ist es jetzt, Dick?“ fragte ich ruhig.
    Er
starrte mich an. „Du, was?“ brüllte er. „Ach du bist ja nur ein Junge, nicht
älter als Jim Hawkins damals war, nicht wie dies Schwein Trelawney. Na schön,
ich sag’s dir.“
    Ich
wand mich auf meinem Stuhl.
    „Es
ist jetzt da vergraben, wo niemand es erreichen kann. Ich habe es versteckt,
nachdem Tom und Ben sich entzweiten. Ich brauchte zwei Jahre dazu, wie der Herr
es befahl. Es war das Silber, worum sie kämpften, sie brachten ihre heidnische
Gier in die Debatte über Gottes heiliges Wort. Wenn es nicht um das verdammte
Silber gegangen wäre, könnten sie jetzt gesund und munter sein, wie du, wie
ich, nicht so launisch und brütend wie sie jetzt sind.“
    Er
stand auf und begann, das Geschirr abzuräumen. Ich fing an, ihm zu helfen, aber
er winkte ab.
    „Jetzt
nicht. Morgen bedienst du bei Tisch. Dienstag ich dann wieder. Immer
abwechselnd.“
    Oh,
dachte ich, ich hatte nicht vor, so lange zu bleiben, wenigstens nicht, da ich
jetzt wußte, wo die Silberbarren waren, oder eher, wo sie nicht waren, was
beides mehr war, als meine Kameraden wußten.
    Bei
gutem Wetter würden sie in zehn Tagen oder so zurück sein. Dick war mächtig
gastfrei; doch ein Mann, der keinen Unterschied zwischen lebendem Fleisch und
nackten Knochen macht, war mir ein bißchen ungemütlich. Bei Dick zu bleiben,
würde ein Spiel mit ständigen Ausflüchten sein, na gut. Wenn ich auch begriff,
daß es noch verzwickter werden könnte, von ihm Abschied zu nehmen.
    Das
entdeckte ich schon in dieser Nacht. Wir schliefen draußen an Deck unter
Sternen auf dem Gras. Die Nachtluft war frisch und milde. Dick schnarchte,
sowie er sich hinlegte. Ich blieb wach, und als ich sicher war, daß er wirklich
schlief, stand ich ganz vorsichtig auf. Doch ich war kaum auf den Beinen, als
eine der Ziegen meckerte. Dick erhob sich wie ein langer Schatten, präsentierte
seine Muskete an mein Ohr und sagte: „Steh auf, Dick Johnson, die Philister
kommen. Ach, du bist das, Tom. Du findest es auf dem Achterdeck.“
    Ich
trottete an Deck entlang, wartete ein Weilchen und ging dann zurück. Erst als
ich mich wieder ausgestreckt hatte und laut atmete, legte er sich hin.
    Am
nächsten Tag nach dem

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