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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht gearbeitet hat.«
    Osletts Mund wurde trocken.
    Sein Herz klopfte.
    Ihm war vollkommen gleichgültig, was aus der Familie Stillwater wurde. Verdammt, schließlich waren sie nur Klingonen.
    Es war ihm auch einerlei, ob das Network zusammenbrach und seine sämtlichen erhabenen Ambitionen unerfüllt blieben.
    Mit der Zeit würde eine neue vergleichbare Organisation geformt und der Traum erneuert werden.
    Aber sollte sich herausstellen, daß ihr böser Bube sich nicht wieder einfangen oder aufhalten ließ, wäre es möglich, daß der Name der Familie Oslett mit einem häßlichen Makel behaftet blieb, der ihren Reichtum gefährdete und ihren politischen Einfluß für kommende Jahrzehnte schmälerte. Drew Oslett verlangte vor allem anderen Respekt. Der absolute Garant für Respekt waren bisher stets Familie und Abstammung gewesen. Die Aussicht, daß der Name Oslett Gegenstand von Hohn und Spott, Ziel öffentlicher Entrüstung, Objekt infantiler Witze eines jeden Fernsehkomikers und peinlicher Artikel in Zeitungen von der New York Times bis zum National Enquirer werden könnte, war erschütternd.
    »Haben Sie sich je gefragt«, erkundigte sich Waxhill, »was Ihr Junge in seiner Freizeit gemacht hat, zwischen seinen Aufträgen?«
    »In den ersten sechs Wochen haben wir ihn selbstverständlich genauestens überwacht. Er ging in Kinos, Restaurants, Parks, sah fern, tat genau das, was alle Leute tun, um die Zeit totzuschlagen – er verhielt sich genauso, wie wir es außerhalb einer kontrollierten Umgebung auch wollten. Nichts Außergewöhnliches. Überhaupt nichts Außergewöhnliches. Und mit Sicherheit nichts mit Frauen.«
    »Er hätte selbstverständlich sein bestes Verhalten an den Tag gelegt, wenn er gewußt hätte, daß er beobachtet wird.«
    »Das hat er aber nicht gewußt. Unmöglich. Er hat unser Überwachungsteam nie gesehen. Auf keinen Fall. Es waren unsere besten Männer.«
    Oslett bemerkte selbst, daß er zu heftig protestierte. Trotzdem konnte er nicht umhin, noch hinzuzufügen: »Unmöglich.«
    »Vielleicht hat er sie genauso bemerkt wie diesen Martin Stillwater. Eine unterschwellige übersinnliche Wahrnehmung.«
    Allmählich ging Waxhill Oslett auf den Wecker. Der Mann war ein hoffnungsloser Pessimist.
    Waxhill nahm die Thermoskanne, schenkte ihnen allen Kaffee nach und sagte: »Und selbst wenn er nur ins Kino ging und fernsah – hat Sie das nicht beunruhigt?«
    »Hören Sie, er soll der perfekte Attentäter sein. Programmiert. Kein Mitleid, kein langes Nachdenken. Schwer zu fangen, noch schwerer zu töten. Und wenn doch etwas schiefgehen sollte, nicht zu seinen Auftraggebern zurückzuverfolgen. Er weiß nicht, wer wir sind oder warum wir bestimmte Menschen erledigt haben wollen, daher kann ihn der Staat nicht zum Kronzeugen machen. Er ist nichts, eine Hülle, ein vollkommen hohler Mann. Aber er muß innerhalb der Gesellschaft funktionieren, muß unauffällig sein, sich wie ein ganz normaler Joe benehmen, alles tun, was andere Menschen auch in ihrer Freizeit tun. Hätten wir ihn in Hotelzimmern herumsitzen und die Wände angaffen lassen, dann hätten die Zimmermädchen darüber geredet, ihn für verschroben gehalten, sich an ihn erinnert. Außerdem, was kann ein Film oder Fernsehen schon schaden?«
    »Kulturelle Einflüsse. Sie könnten ihn irgendwie verändern.«
    »Auf die Natur kommt es an, auf seine genetische Programmierung, nicht darauf, was er mit seinem Samstagnachmittagen angestellt hat.« Oslett lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fühlte sich besser, da er zumindest sich selbst zu einem gewissen Maß überzeugt hatte, wenn schon nicht Waxhill. »Überprüfen Sie seine Vergangenheit. Aber Sie werden nichts finden.«
    »Vielleicht haben wir das schon. Eine Prostituierte in Kansas. Wurde in einem billigen Motel gegenüber einer Bar namens Blue Life Lounge ermordet. Zwei verschiedene Barkeeper der Lounge haben der Polizei eine Beschreibung des Mannes gegeben, mit dem sie weggegangen ist. Hört sich nach Alfie an.«
    Oslett hatte das Band gemeinsamer Klassenzugehörigkeit und Erfahrungen zwischen sich und Peter Waxhill gespürt. Er hatte sogar an Freundschaft gedacht. Jetzt beschlich ihn das unbehagliche Gefühl, daß es Waxhill Vergnügen bereitete, ihm diese ganzen schlechten Nachrichten zu überbringen.
    Waxhill sagte: »Einem unserer Kontaktmänner ist es gelungen, uns eine Probe des Spermas zu besorgen, das die Spurensicherung der Polizei von Kansas City in der Vagina der Prostituierten

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