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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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essen?«
    Bei dem Tempo, mit dem Clocker die Erdbeeren verschlang, würden die Vorräte des Hotels bald aufgebraucht sein, und wenig später sämtliche Treibhäuser in ganz Kalifornien geleert.
    Waxhill sah auf seine goldene Rolex.
    Drew Oslett versuchte, eine Spur von Prahlerei in der Art zu sehen, wie Waxhill den teuren Zeitmesser betrachtete. Es hätte ihn gefreut, eine verräterische Tat zu entdecken, die einen ungehobelten Angeber unter dem äußeren Anstrich von Liebenswürdigkeit und Bildung entlarven würde.
    Aber Waxhill schien die Armbanduhr genau wie Oslett seine eigene goldene Rolex zu betrachten: als unterschiede sie sich nicht von einer Timex aus dem Supermarkt. »Tatsächlich werden Sie heute vormittag nach Mammoth Lakes fliegen.«
    »Aber wir wissen nicht, ob sich Stillwater dort sehen läßt.«
    »Aber es wäre eine logische Schlußfolgerung«, sagte Waxhill. »Wenn er kommt, stehen die Chancen nicht schlecht, daß Alfie ihm folgt. Sie werden in der Lage sein, Ihren Jungen zurückzubekommen. Und wenn Stillwater nicht dort auftaucht, sondern seine geliebten Eltern nur anruft, können Sie sofort dorthin fliegen oder fahren, von wo er angerufen hat.«
    Oslett wollte keinen Augenblick mehr sitzen bleiben, weil er fürchtete, Waxhill würde die Zeit nutzen, um weitere schlechte Nachrichten zu überbringen, daher warf er die Serviette auf den Tisch und schob den Stuhl zurück. »Dann machen wir uns auf den Weg. Je länger unser Junge auf freiem Fuß ist, desto größer die Chancen, daß jemand ihn und Stillwater zusammen sieht. Wenn das passiert, wird die Polizei seine Geschichte glauben.«
    Waxhill blieb sitzen, hob die Kaffeetasse hoch und sagte: »Eines noch.«
    Oslett war aufgestanden. Er wollte sich nicht wieder setzen, weil das aussehen würde, als wäre Waxhill Herr der Lage. Waxhill war Herr der Lage, aber nur, weil er benötigte Informationen besaß, nicht etwa, weil er Osletts Vorgesetzter gewesen wäre, weder rangmäßig noch sonstwie. Schlimmstenfalls besaß er gleich große Macht innerhalb der Organisation; aber wahrscheinlich war Oslett der Schwergewichtigere der beiden. Er blieb neben dem Tisch stehen und sah auf den Yale-Absolventen hinab.
    Obwohl Clocker endlich aufgehört hatte zu essen, blieb er sitzen. Oslett wußte nicht, ob das Verhältnis seines Partners als kleinerer Verrat einzustufen war oder nur bedeutete, daß sich der Trekkie in Gedanken mit Spock und seinen Leuten in einem entlegenen Winkel des Universums befand.
    Nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte, sagte Waxhill: »Wenn Sie unseren Jungen ausschalten müssen, wäre das bedauerlich, aber akzeptabel. Wenn Sie seiner habhaft werden und ihn in eine Anlage bringen, wo wir ihn unter Verschluß halten können, noch besser. Was auch immer passieren mag … Stillwater, seine Frau und die Kinder müssen eliminiert werden.«
    »Kein Problem.«

43
    Die Zweigstellenleiterin, Mrs. Takuda, kam, kurz nachdem die schwarze Woge über ihm zusammengeschlagen und wieder verschwunden war, zu Marty an den Schalter der Kassiererin. Wenn man ihm einen Spiegel vorgehalten hätte, dann hätte er erwartet, ein blasses Gesicht mit verkniffenen Lippen und einer animalischen Wildheit in den Augen zu sehen, aber Mrs. Takuda war zu höflich, etwas zu sagen, falls sie etwas Ungewöhnliches bemerkte. Ihre Hauptsorge war, er könnte den Löwenanteil seiner Ersparnisse abheben, weil er mit der Bank nicht zufrieden war.
    Es überraschte ihn selbst, daß er ein überzeugendes Lächeln und genügend Charme mobilisieren konnte, um sie davon zu überzeugen, daß er keinen Groll gegen die Bank hegte, und sie zu beruhigen. Er fror und schlotterte im Innersten, aber dieses Schlottern drang nicht bis zur Oberfläche oder beeinflußte seine Stimme.
    Als Mrs. Takuda Elaine Higgens im Tresor helfen ging, sah Marty zu Paige und den Kindern, zur Osttür, zur Südtür und auf seine Timex. Als er den roten Zeiger sah, der die Sekunden vom Zifferblatt wischte, brach ihm der Schweiß auf der Stirn aus. Der Andere war unterwegs. Wie lange? Zehn Minuten, zwei Minuten, fünf Sekunden?
    Eine neuerliche Woge schlug über ihm zusammen.
    Er fährt auf einem breiten Boulevard. Die Morgensonne spie gelt sich im Chrom vorbeifahrender Autos. Im Radio singt Phil Collins von Untreue.
    Er versteht Collins und denkt erneut an Magnetismus. Klick. Kontakt. Er verspürt einen unwiderstehlichen Sog weiter nach Osten und Süden, also fährt er nach wie vor in die richtige Richtung.
    Er

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