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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unterbricht den Kontakt Sekunden, nachdem er ihn zustande gebracht hat, und hofft, daß er noch einen Hinweis auf den falschen Vater bekommen könnte, ohne sich zu erkennen zu geben. Aber selbst während dieser kurzen Verbindung spürt der Gegner sein Eindringen.
    Obwohl die zweite Woge nicht so lange andauerte wie die erste, war sie nicht weniger stark. Marty fühlte sich, als hätte man ihm mit einem Hammer auf die Brust geschlagen.
    Mit Mrs. Higgens kam auch die Kassiererin an den Schalter zurück. Sie trug offenes Bargeld und gebündelte Scheine zu hundert und zwanzig Dollar bei sich. Alles in allem zwei Stapel von ungefähr neun Zentimeter Höhe.
    Die Kassiererin fing an, die siebzigtausend zu zählen.
    »Schon gut«, sagte Marty. »Stecken Sie es einfach in ein paar Umschläge.«
    Mrs. Higgens sagte überrascht: »Oh, aber Mr. Stillwater. Sie haben das Auszahlungsformular unterschrieben, wir müssen es vor Ihren Augen zählen.«
    »Nein, ich bin sicher, Sie haben schon richtig gezählt.«
    »Aber die Bankvorschriften …«
    »Ich vertraue Ihnen, Mrs. Higgens.«
    »Nun, vielen Dank, aber ich finde wirklich …«
    »Bitte.«

44
    Waxhill gelang es, einfach dadurch die Situation im Griff zu behalten, daß er am Tisch des Zimmerservice sitzen blieb, während Drew Oslett ungeduldig daneben stand. Oslett verabscheute ihn und bewunderte ihn gleichzeitig widerwillig.
    »Es steht mit ziemlicher Sicherheit fest«, sagte Waxhill, »daß die Frau und die Kinder Alfie bei dem zweiten Vorfall gestern nacht gesehen haben. Sie wissen natürlich kaum, was los ist, aber wenn sie wissen, daß Stillwater hinsichtlich des Doppelgängers die Wahrheit sagt, dann wissen sie zuviel.«
    »Ich sagte, kein Problem«, erinnerte Oslett ihn ungeduldig.
    Waxhill nickte. »Ja, gut, aber die Zentrale möchte, daß es auf eine bestimmte Weise erledigt wird.«
    Seufzend gab Oslett auf und setzte sich. »Und die wäre?«
    »Es soll aussehen, als hätte Stillwater durchgedreht.«
    »Mord-Selbstmord?«
    »Ja, aber nicht irgendeinen Mord-Selbstmord. Die Zentrale wäre zufrieden, wenn es so aussehen würde, als hätte Stillwater eine ganz bestimmte psychopathische Anwandlung ausgelebt.«
    »Meinetwegen.«
    »Die Frau muß in jede Brust und in den Mund geschossen werden.«
    »Und die Töchter?«
    »Sollen sich zuerst ausziehen. Dann binden Sie ihnen die Handgelenke zusammen. Und die Knöchel. Schön fest. Wir möchten gerne, daß eine besondere Sorte Draht dazu benutzt wird. Den wird man Ihnen zur Verfügung stellen. Dann schießen Sie zweimal auf jedes Mädchen. Einmal in die … Geschlechtsteile, dann zwischen die Augen. Es muß dann so aussehen, als hätte sich Stillwater durch den Gaumen geschossen. Können Sie sich das alles merken?«
    »Selbstverständlich.«
    »Es ist wichtig, daß Sie alles präzise so erledigen, keine Abweichungen vom Drehbuch.«
    »Und was für eine Geschichte wollen wir damit erzählen?« fragte Oslett.
    »Haben Sie den Artikel in People nicht gelesen?«
    »Nicht ganz«, gab Oslett zu. »Stillwater schien ein Trottel zu sein – und ein langweiliger Trottel obendrein.«
    Waxhill sagte: »Vor einigen Jahren hat ein Mann in Maryland seine Frau und seine beiden Töchter genau auf dieselbe Weise umgebracht. Eine Stütze der Gesellschaft, daher waren alle schockiert. Tragische Geschichte. Alle fragten sich warum. Es schien sinnlos zu sein und überhaupt nicht zu seinem Charakter zu passen. Stillwater war von dem Verbrechen fasziniert und beschloß, einen Roman darüber zu schreiben, um die mögliche Motivation dahinter zu erforschen. Aber nachdem er eine Menge recherchiert hatte, gab er das Projekt auf. In People sagt er, daß es ihn einfach zu sehr deprimiert hat. Er sagt, daß Literatur, jedenfalls seine Art Literatur, einen Sinn ins Leben bringen muß. Ordnung ins Chaos, aber er konnte einfach keinen Sinn in dem erkennen, was da in Maryland passiert war.«
    Oslett saß eine Zeitlang schweigend da und versuchte, Waxhill zu hassen, mußte aber feststellen, daß seine Antipathie gegen den Mann rasch verschwand. »Ich muß sagen … das ist ausgesprochen hübsch.«
    Waxhill lächelte fast schüchtern und zuckte die Achseln.
    »War es Ihr Einfall?« fragte Oslett.
    »Es war meiner, ja. Ich habe es der Zentrale vorgeschlagen, und sie sind sofort darauf eingegangen.«
    »Es ist genial«, sagte Oslett voll aufrichtiger Bewunderung.
    »Danke.«
    »Sehr schön. Martin Stillwater tötet seine Familie so wie der Typ in Maryland, und es

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