Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Ecke, legte Seelenreißer neben mich und betrachtete das Treiben am Hafen, während die Mannschaft die Lanze von den Pollern löste und mit langen Stangen von der Hafenmauer abstieß.
Dieselben langen Stangen wurden verwendet, um das Schiff in die Flussmitte zu manövrieren. Da wir zuerst flussabwärts wollten, mussten wir auf die andere Seite des Gazar. Hier auf dem Wasser herrschte ein anderer Geruch als in der Stadt, die langsame Bewegung des Schiffes und der leichte Wellengang lullten mich ein. Auch Helis war mit von der Partie, sie brauchte immer wieder Hilfe, um sich um Faraisa zu kümmern, aber ihre offenkundige Liebe zu dem Kind machte alle unsere Widernisse mit ihr mehr als wett. Ordun mochte ihr die Seele entrissen haben, aber vielleicht hatte er doch nicht alles vernichtet, auf jeden Fall blieb die Liebe einer Mutter zum Kind. Gab es überhaupt eine stärkere Kraft auf der Weltenscheibe?
Ich sah Armin zu, wie er die Kleine liebevoll an die Brust seiner Schwester legte und Helis dann übers Haar strich. Was ging in Armin vor, wenn er Helis sah? Ich erinnerte mich nur zu gut an den Hass in seinen dunklen Augen und die Genugtuung, als Ordun vor uns zerfallen war. Auch wenn Zokora nach wie vor misstrauisch war, so wusste ich, dass uns niemand auf der Welt in jenem Moment so etwas hätte vorspielen können. Sein Hass auf Nekromanten zumindest war echt.
Armin sagte, er habe einen großen Zirkus geleitet. Auch das glaubte ich ihm. Er war gebildet, konnte lesen und schreiben. Und er nahm seinen Dienst sehr ernst; ich war erstaunt über die Entschlossenheit, mit der er die Schweigepflicht eingehalten hatte. Dennoch war ich sicher, dass er niemals zuvor ein Diener gewesen war.
Vertraute ich Armin? Ja. War ich einfältig? Vielleicht.
Ich sah zu Zokora hinüber. Sie saß auf einem Kissen, Varosch lag in ihrem Schoß, und sie spielte mit seinen Haaren, streichelte ihn, während sie über das breite Wasser des Gazar blickte.
Ich erinnerte mich an das grausame Gesicht der Nachtfalken-Frau. Zokoras Rasse hielt die Neuen Reiche in Angst und Schrecken, hier jedoch würde man sie verehren, gäbe sie sich zu erkennen. Im Alten Reich war sie eine Elfe, und niemand fragte nach ihrer Hautfarbe. Als ich zum ersten Mal Zokoras Gesicht gesehen hatte, hatte ich auch gedacht, in ihren Zügen Grausamkeit zu erkennen. Ich wusste sehr gut, wozu sie fähig war, aber nun sah ich diese Grausamkeit nicht mehr, so sehr ich auch danach suchte. Sie hatte gerade ihren Schleier vorgelegt, denn ihre Augen waren geschwollen und schillerten in allen Farben. Auch mein linkes Auge war noch immer beinahe geschlossen, nur meine rechte Gesichtshälfte war in meiner Armbeuge vor diesem lebenden Mantel geschützt gewesen.
Die Dhau, so nannte man diese Art von Schiff, glitt mit der Strömung den Gazar hinunter. Armin hatte mir erklärt, dass solche Schiffe sogar seetüchtig waren, aber das Meer war weit entfernt. Da der Fluss quer durch die Stadt verlief, erstreckten sich die Wehranlagen Bessareins auch auf den Fluss: Er floss hier durch acht mächtige Tore mit gewaltigen Fallgittern.
Nachdem die Lanze das letzte Tor passiert hatte, ließ der Kapitän den Mast aufrichten und ein dreieckiges Segel setzen. Der Wind kam, ideal für uns, aus dem Osten, fast exakt von achtern aus.
Am Ufer sah ich einen Reiter. Er trabte, dennoch war die Dhau schneller als er. Dies war eine angenehme Art zu reisen.
Ich winkte Armin heran. »Sag mir, was kostet uns diese Reise?«
»Zweiundzwanzig Goldstücke, Esseri!« Er strahlte.
»Götter! Dafür hätten wir das Schiff kaufen können.«
»Esseri, es ist Euer Schiff. Ihr habt es gekauft! Nur so ist sicherzustellen, dass die Mannschaft loyal ist und Ihr nach Belieben Eure Reiseziele selbst bestimmen könnt.«
Ich sah, wie der Kapitän Armin einen fragenden Blick zuwarf und Armin eine kleine Geste machte, woraufhin der Kapitän sich scheinbar gleichgültig abwandte.
Ich sah Armin prüfend an. »Wie lange kennst du den Kapitän und seine Mannschaft schon? Seitdem Helis entführt wurde oder länger?«
Seine Augen weiteten sich fast unmerklich.
»Lange also.«
»Ja, Esseri. Wie konnte ich nur denken, dass Euren scharfen Augen das entgeht? Sie sind wie die eines Adlers und …«
»Armin«, sagte Zokora mit halb geschlossenen Augen. »Weckt mich bloß nicht!« Als ob sie schlafen würde.
»Sie gehören zu meinem Haus«, sagte er dann beinahe beschämt.
»Und welches wäre das?«, fragte ich leise.
»Ein
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