Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
da und zitterte, Gänsehaut auf ihren weißen Beinen. Ich stand auf und hüllte sie in ihren Mantel.
»Es passiert auch den Helden in den Balladen«, sagte ich, als ich in meine zweite Wollhose schlüpfte. »Aber irgendwie vergessen die Barden dieses kleine Detail immer wieder.«
»Und sie müssen niemals müssen«, ergänzte Sieglinde. »Oder schlafen.«
»Oder frieren«, sagte ich, denn die Hose, obwohl trocken, war kalt. Ich rückte näher an die Feuerschale und füllte einen neuen Topf mit Eis. Dann legte ich auch meine Beinkleider auf den Haufen.
»Sind das alle?«, fragte Leandra.
»Ich glaube schon«, sagte ich. Ich versuchte nicht auf Zokora zu glotzen. Sie war splitterfasernackt und ließ sich mit geschlossenen Augen von Varosch den Nacken massieren. Sie fror offensichtlich nicht.
»Varosch.« Er sah mich an. »Legt den Umhang über sie. Ich glaube, sie wird nichts dagegen haben.«
Er zögerte kurz, dann legte er ihren Umhang über ihre Schultern. Zokora öffnete kurz die Augen, sah mich an, zog eine Braue hoch und schloss die Augen wieder.
Leandra kniete vor dem Kleiderhaufen und blätterte in ihrem Buch. Ein kleines Licht schwebte über ihrem Haupt und spendete gerade so viel Licht wie eine Kerze.
»Ah, hier.« Sie blickte triumphierend zu mir herüber. »Ich wusste doch, dass es nützlich ist! Dieses Buch ist Gold wert. Nur Haushaltssprüche, pah! Das kann nur ein Mann sagen.« Sie fuhr mit dem Finger über die Zeilen, bewegte die Lippen, sammelte sich. Es gab ein helles Licht, und mit einem seltsamen Knattern lief das Elmsfeuer über die Kleidung, und ein Geruch von Ozon breitete sich aus.
Sie hob die oberste Hose an. Meine. Sie strahlte.
»Seht ihr! Sauber!«
Wir zeigten uns alle gebührend beeindruckt.
»Wie habt Ihr den Weg zu Ritualmagie gefunden?«, fragte Janos. Er begutachtete seine Hose, roch sogar an ihr, dann wich sein misstrauischer Gesichtsausdruck und er zog sie an. »Ich dachte, niemand weiß mehr, wie das geht.«
»Ich hatte einen sehr geduldigen Lehrer. Absolom, den Hohepriester der Astarte. Er wusste, dass ich mich dafür interessierte, und als ich meinen letzten Test bestand, gab er mir dieses Buch als Abschiedsgeschenk. Er sagte, es sei das Einzige, das er habe finden können, und entschuldigte sich dafür, dass es nur Haushaltsmagie sei.« Sie grinste breit. »Ich habe in den ganzen Jahren meines Studiums weniger nützliche Magie gelernt, als in diesem Buch steht. Nur Haushaltsmagie? Wofür ist Magie sonst da, wenn nicht um nützlich zu sein! Und ich habe daraus gelernt, wie man Rituale entwirft.«
»Wie das?«, fragte ich.
»Zokoras Magie verwendet auch Rituale und Meditationen. Sie erklärte mir, wie Rituale die Magie in bestimmte Bahnen lenken können, und plötzlich verstand ich, was Ritualmagie ist.«
»Und was ist es?«
»Magie. Es gibt keinen Unterschied. Aber mithilfe von Ritualen kann man sie sauberer und präziser wirken, ohne Verschwendung. Dadurch benötigt man nur einen Bruchteil der Kraft. Die Komponenten vereinfachen die Sache zusätzlich, weil sie eine Idee darstellen und schon stofflich sind.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Sieglinde und nahm ihre Hose von Leandra entgegen. Ich sah fasziniert zu, wie sie in sie hineinstieg und sie wackelnd über ihre Hüften zog.
»Es ist Thaumaturgie, und es funktioniert aufgrund von Ähnlichkeiten. Wenn ich einen Felsbrocken bewegen will, nehme ich ein kleines Stückchen Holz und stelle mir dieses als Hebel an dem Felsbrocken vor. Dadurch ist es leichter, die Magie zu beherrschen. Sie lässt sich einfacher und besser formen.«
»Kann das jeder lernen?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Man braucht nach wie vor das magische Talent.«
»Ich bin froh, dass ich nur ein kleines Talent habe«, sagte ich. »Das ist mir alles viel zu kompliziert.« Auch ich trug mittlerweile wieder meine Hose. »Wir sollten etwas essen.«
»Poppet«, sagte Zokora. Poppet sah zu ihr hinüber. »Kleide dich an.« Ich hatte eigentlich erwartet, dass Zokora sie, wie üblich, anziehen würde. Ich war einigermaßen sprachlos, als ich sah, wie Poppet das selbst tat und danach wieder in ihre ursprüngliche Haltung zurückfiel.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie kann ein Gift so vielseitig sein?«
»Ich gab ihr gestern Nacht das Gegenmittel. Dies ist nicht die Wirkung des Gifts, sondern ein Ritual.«
»Ein grausames Ritual«, wagte Sieglinde zu sagen.
Zokora reagierte anders als erwartet: Sie lächelte leicht.
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