Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
sollen wir dir glauben?«, rief Janos. »Du sagst uns, du wärst keine Dienerin Thalaks mehr. Im gleichen Atemzug erzählst du, dass du für ihn gemordet hast. Du bist eine Gefahr für uns. Zokora hätte dich nie aus ihrem Bann entlassen sollen!«
Ihre Stimme wurde gefährlich sanft. »Janos Dunkelhand, der Verräter oder auch der königliche Agent. Ja, ich hörte, was du den anderen erzählt hast. Warum sie dir glauben, weiß ich nicht, aber sie kennen dich ja auch nicht so gut wie ich. Vielleicht ist es die Wahrheit und du bist tatsächlich nur in Dunkelhands Haut geschlüpft. Das hat dich jedoch nicht daran gehindert, mich zu deiner Lust zu benutzen, wenn es Balthasar gestattete, nicht wahr? Oder behauptest du, dass das alles nur Tarnung war? Dass du keine Wahl hattest, als mich zu benutzen, um nicht aufzufallen, dass dein brünstiges Stöhnen nur gespielt war? Rede du nicht von einem Hund, Janos, noch hast du mir nicht gezeigt, dass du aufrecht gehst!«
»Das reicht!« Ich hörte kleine Steine rollen, Füße, die über den Boden scharrten, und Stahl, der aus der Scheide sprang.
»Janos, nein!«, rief Sieglinde.
»Zurück!«, kam der Ruf von Leandra, und ich spürte den Druck auf meinem Kopf, der so oft auftrat, wenn in meiner Nähe spontane Magie ausgeübt wurde. Ein donnerndes Krachen, der Geruch von Ozon folgte, und warme Luft wehte über mein Gesicht.
Einen Moment war Stille.
»Heiliges Exkrement!«, rief Janos. »Leandra, was soll das? Diese kleine verfluchte …«
»Ich schwöre bei den Göttern, dass der nächste Blitz den trifft, der auch nur mit dem kleinen Finger zuckt! Es reicht!« Leandra wurde selten laut, aber diesmal war sie es. Sie klang richtig sauer. Ich wusste, wozu sie fähig war, wenn sie sauer wurde. Wut schien bei ihr die Fähigkeit zur spontanen Magie zu steigern. Ich hatte im Gasthof gesehen, wie sie in diesem Zustand eine schwere, eisenbewehrte Tür mit einer Geste in tausend Stücke zersplittern ließ.
»Er hat den Stahl in der Hand, nicht ich«, kam Natalyias Stimme. »Ich bin unbewaffnet.«
»Das will nichts heißen bei ihr!«, antwortete Janos erregt. »Sie tötet mit ihren Händen wie andere mit einem Dolch.«
»Haltet ein und setzt euch! Beide.« Ich sagte es in einem bestimmenden Tonfall. Es war ein kleiner Trick, minimale Magie, jeder konnte das lernen. Es bedarf nur der Überzeugung, dass das, was befohlen wird, auch geschieht. Dann wirkt auch eine leise Stimme.
»Ihr könnt ihr nicht trauen«, sagte Janos, und ich hörte, wie sein Schwert wieder in die Scheide glitt.
Natalyia sagte nichts, aber ich vernahm, wie sie sich setzte. Beide Geräusche waren beruhigend weit voneinander entfernt.
»Setzt euch hin. Beide«, sagte ich. »Leandra. Wo ist Seelenreißer?«
»Er steckt noch im Rachen des Bären. Keiner wagte es, die Klinge anzufassen. Sie leuchtet.«
Das verfluchte Schwert. Musste es allen zeigen, dass es verflucht war? Ich kannte dieses Leuchten. Es hatte sich den Bären genommen, seine Kraft, sein Leben und wartete nun darauf, es mir zu schenken. Und ich, ich … ich war begierig darauf. Die Wunde in meiner Seite schmerzte, mein Kopf dröhnte, meine Augen sahen das Licht nicht – und die verfluchte Klinge versprach Linderung, wenn ich sie nur nahm.
»Jemand muss mich führen.« Mühselig erhob ich mich, ich spürte eine Hand an meinem Arm. »Sieglinde?«, fragte ich, ich roch sie, war mir aber nicht sicher.
»Serafine«, kam die Antwort. »Sieglinde ist getroffen von Natalyias Worten. Das mit dem brünstigen Stöhnen und so. Ich hingegen habe Janos nie vertraut.« Jetzt, da ich nur ihre Stimme hörte, wurde mir bewusst, dass es tatsächlich eine andere war. Nicht nur Sieglindes mit einer anderen Betonung, nein, das Timbre war anders … älter.
»Es muss interessante Diskussionen geben zwischen euch«, sagte ich. Ich versuchte einen Schritt; die Wunde in meiner Seite zog und zwang mich fast auf die Knie.
»Langsam, Sergeant. Noch zwei Schritte …«
»Ich bin nicht der Sergeant.«
»Doch, Havald, du bist es. Du willst es dir nur nicht eingestehen. Du warst es schon immer.«
Was meinte sie damit?
»Nicht jetzt, Sergeant. Hier. Streck deine Hand aus …«
Als Erstes spürte ich die Fänge des Bären, ein unangenehmes Gefühl. So wie sich die Reißzähne anfühlten, lag der Bär auf der Seite. Er war so groß, dass ich mich auch jetzt kaum bücken musste, dies erschreckte mich im Nachhinein. Ich fühlte die Nähe Seelenreißers, wie er lauerte. Einen
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