Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Hand; ich wollte warten, bis sich meine Augen an das trübe Licht hier angepasst hatten.
Zuerst dachte ich, dass Varosch uns in die falsche Höhle geführt hatte. Ich sah die üblichen vereisten Kalksteinsäulen und nicht viel mehr – bis sich aus dem Dunkel zwei massive Umrisse herausschälten.
Ich zog leise die Luft ein, denn ich hatte noch nie zuvor einen Höhlenbären gesehen. Dass sie groß waren, wusste ich, aber es war etwas anderes, davon zu hören, als sie selbst zu sehen.
Sie waren eisgrau, mit ein Grund, warum ich sie vorher nicht bemerkt hatte. Zuerst hatte ich sie wohl für Felsen gehalten, denn wenn etwas so groß war, wollte man es nicht sofort als Lebewesen wahrnehmen.
Varosch hob seine Armbrust. Janos zog langsam sein Schwert. Das Geräusch war wirklich nicht laut, man hörte es kaum.
Mit einem lauten Drenggg löste sich Varoschs Bolzen und traf den einen Bären in der Flanke. Im nächsten Moment explodierten die Tiere in Bewegung. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass etwas so Großes sich so schnell bewegte.
Einer der Bären stürzte sich auf Varosch, der andere erkor mich zu seinem Ziel.
Seelenreißer sprang fast von allein in meine Hand, hier gab ich mich ihm hin, fühlte die Kälte und die Berechnung, spürte, wie sich die Klinge meiner bemächtigte. War sie es, die so nüchtern die Chancen abwog, oder ich? Oder gab es nur ein uns? Durch ein solches Fell drang auch Seelenreißer nicht hindurch, die einzige Möglichkeit war ein Stich. Der Bär kam auf allen vieren auf mich zu, das Herz war nicht erreichbar. Seelenreißers fahl leuchtende Spitze hob sich, und ich bereitete mich auf den Ansturm vor, kühl und sachlich, als ob mein Leben nicht im nächsten Moment enden könnte. Das gewaltige Maul des Bären öffnete sich, und ich beugte mich ihm entgegen, alle Muskeln angespannt. Es schien, als würde die Zeit langsamer fließen. Ich sah die Augen des Bären, braun waren sie und wütend. Ich konnte ihn verstehen. Ich wäre an seiner Stelle auch übellaunig gewesen. In diesem Moment bedauerte ich, dass Leandra ihren Spruch nicht hatte wirken können, dieser Bär hatte etwas Gewaltiges, etwas Majestätisches an sich … Er war im Recht, und wir waren die Eindringlinge.
So perfekt war Seelenreißer ausgerichtet, dass die Klinge in den Bärenrachen glitt, ohne auch nur einen der enormen Fänge zu streifen, dann erreichte die Spitze den Knochen … fast hätte meine Kraft nicht gereicht … Ich spürte, wie der Knochen nachgab und Seelenreißers Spitze das Gehirn erreichte.
Er war schon tot, als mich die gewaltige Pranke traf. Ich hörte, wie die Glieder meines Kettenmantels rissen, spürte den dumpfen Schlag gegen meine Seite, der mich umwarf. Ich konnte das Schwert nicht halten, es steckte fest im Gebein des Bären. Ich wusste nur noch, dass ich flog, dann prallte ich gegen die Wand.
10. Natalyia und das Garn des Todes
»Lebt er?«, hörte ich eine besorgte Stimme. Sie gehörte Sieglinde.
»Sieht so aus«, meinte Janos. »Er ist zäh.«
Ich spürte Finger an meiner Seite, ein vorsichtiges Drücken. Bis gerade eben hatte es nicht wehgetan, doch nun kam es mir so vor, als ob mich in diesem Moment die Tatze traf.
»Er lebt«, sagte Janos, als ich mich aufbäumte und fluchte.
»Stimmt«, meinte Varosch trocken. »Tote haben keine Schmerzen.«
»Haltet ihn fest. Ich muss die Rippe richten.« Das war Leandras Stimme. Ihre Hände waren es, die ich da spürte.
Ich öffnete die Augen. Ich merkte, wie ich sie öffnete, aber die Dunkelheit blieb. Dann vergaß ich alles, als ich mehrere Paar Hände spürte, die mich zu Boden drückten, dann das Knirschen, als Leandra eine Rippe richtete …
»Steckt ihm etwas zwischen die Zähne, schnell!«
Ich spürte etwas an meinem Mund, die Schmerzen wogten über mich, und nur undeutlich hörte ich, wie mich Sieglinde anflehte, den Mund zu öffnen. Ich tat es wohl, denn ich fühlte nun Leder zwischen den Zähnen.
»Ich muss die Wunde nähen«, hörte ich Leandra.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Sieglinde.
»Nicht so schlimm, wie es aussieht. Es ist nichts Wesentliches verletzt, nur drei Rippen sind gebrochen. Die Krallen sind in den Ketten hängengeblieben und kamen nicht in die Bauchhöhle«, antwortete Leandra. »Ich muss die Wunde aber nähen.«
»Beeil dich«, hörte ich Varosch im Hintergrund sagen.
»Nicht. Nötig. Nur … Kratzer.« Das war Zokoras Stimme, seltsam gepresst.
Ich spürte nur ein Zupfen, nicht einmal die Spitze von
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