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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Moment zögerte ich, dann berührte ich das Schwert. Wärme durchflutete mich, eine Woge weißen Lichts schien in mich zu fließen, mich auszufüllen, und für einen Moment spürte ich ihn, den Bären, sah ich mich selbst, mein verzerrtes Gesicht, merkte, wie der fahle Stahl in mich eindrang …
    Ich wäre gefallen, hätte die Klinge nicht noch immer festgesteckt und Serafine mich nicht gehalten.
    Ich ließ mich zu Boden sinken, den Rücken an den Bären gelehnt. Diesmal wehrte ich mich nicht, als sich das Leben des Bären in mich ergoss. Ich fühlte die Wärme an meiner Seite, wusste, dass sich Haut und Rippen wieder fügten, spürte, wie das Pochen in meinem Kopf leichter wurde und schwand.
    Mir war übel.
    Aber ich hatte Seelenreißer in der Hand und ich sah, wie er sah. Nein, es war kein Sehen, es war ein Wahrnehmen, ein Wissen. Ich wusste, dass Serafine neben mir stand, dort Zokora lag, dort der andere Bär und dass der noch lebte. Und ich »sah« die beiden jungen Bären im hinteren Teil der Höhle, bewegungslos, aber noch lebendig.
    Die Sicht war seltsam, es waren Umrisse mit leuchtenden Rändern, Schatten und Lichtern, verfremdet, aber unmittelbar wahr.
    Leandra hatte mir erklärt, dass jedes Lebewesen, jeder Stein, jedes Ding eine Aura besaß, eine magische Energie. Ein Maestro war imstande, diese wahrzunehmen, zu sehen. Vielleicht so, wie Seelenreißer es wahrnahm, dies erschien logisch, denn er war ein magisches Konstrukt. Der Sage nach nahm Seelenreißer alles in sich auf, die Seelen seiner Opfer und die Seelen derer, die ihn führten. Manchmal bildete ich mir ein, sie zu sehen, eine Reihe Krieger, still und schweigsam, die darauf warteten, dass ich mich in ihre Reihe stellte. Aber noch nicht. Sie mussten erst mal mit einem Bären vorlieb nehmen. Ich zog mich an dem Schwert wieder hoch, ergriff die Klinge mit beiden Händen und zog. Sie steckte fest.
    Ich verlagerte mein Gewicht; es gab ein hässliches Knirschen, als der Stahl im Knochen arbeitete. Einmal, zweimal belastete ich die Klinge mit meinem Gewicht, dann löste sie sich, und ich zog sie frei.
    Blut lief über meine Hand, kaum noch warm. Ich konnte sehen, nein, fühlen, wie das Metall das Blut in sich aufsaugte. Verfluchtes Schwert. Was hatte sich Askannon dabei gedacht, als er diesen Stahl schmiedete? Und warum warf ich ihn nicht in den nächsten Abgrund?
    Die Wunde in der Seite schmerzte kaum mehr, so als wäre sie schon zwei Wochen alt. Doch mein Augenlicht wurde nicht geheilt.
    Langsam schob ich Seelenreißer in seine Scheide zurück. Als das Heft die Scheide berührte, spürte ich, wie er zur Ruhe kam. Die Sicht, die er mir gab, wurde schwächer, reichte nicht mehr so weit, aber sie blieb, solange ich sein Heft berührte.
    Ich ließ es los und wurde wieder blind. »Serafine. Führ mich zu meinem Rucksack.«
    »Er lag neben dir.«
    »Dann führ mich zurück.«
    War man lange genug Soldat, dann wusste man, was es für einen Wert hatte, den Rucksack immer auf die gleiche Art zu packen. Oft musste man blind etwas ergreifen. Ich fand das Döschen, das ich suchte, an der Stelle, wo es sein sollte. »Danke, Serafine. Leandra?« Ich hielt das Döschen in der Hand und roch daran. Thymian? Ich wusste es nicht. Vor meinem geistigen Auge konnte ich das Zeichen Soltars auf dem Deckel sehen, die Stundenuhr. Soltar nahm unsere Seelen entgegen, wenn wir starben, und der verrinnende Sand seines Zeichens erinnerte uns immer daran, dass unsere Zeit eng bemessen war und ablaufen würde. Nur meine Uhr war angehalten worden.
    »Ja?« Ich roch Leandras Haut, ihre Wärme und Nähe.
    »In diesem Döschen findest du, in einer grauen Paste, ein feines Garn. Einer der Priester Soltars gab es mir vor langen Jahren. Dieses Garn wird keine Entzündung auslösen. Die Paste … schmier sie auf die Ränder, aber sei sparsam. Näht ihre Eingeweide damit zusammen. Aber …« Ich holte tief Luft. »Du musst alles reinigen. Es muss sauber sein.«
    »Ich weiß nicht, ob es helfen wird. Sie hat viel Blut verloren«, sagte Leandra leise. »Es ist ein Wunder, dass sie noch lebt.«
    »Sie wird weiterleben«, hörte ich Varoschs Stimme. »Gebt Ihr nur ein wenig Hilfe, dann schafft sie es. Ich weiß es.«
    »Mehr als versuchen kann ich es nicht«, sagte Leandra bedrückt.
    »Gut. Kümmere dich um Zokora. Ich übernehme unsere Streithähne.«
    Ich spürte, wie die Müdigkeit kam, wie immer, wenn Seelenreißer mir ein Leben gegeben hatte. Aber noch nicht. Ich berührte ihn unauffällig

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