Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
werdet es auch wieder vergessen.« Er sah mich an. »Kennt Ihr die imperialen Gesetze?«
»Nein, Herr.«
»Lasst Euch so schnell wie möglich einen Gesetzestext geben, sein Studium dürfte interessant sein für Euch. Ihr könnt leider keinen Text von hier mitnehmen. Das hier ist alles nicht wirklich, wisst Ihr?«
Ich gab keine Antwort. Er seufzte.
»Gut. Ich gebe Euch mein Wort, dass ich die Gesetze so gerecht gestaltet habe, wie es mir möglich war. Das ist normalerweise eine richtig lange Zeremonie, aber Ihr habt es eilig, und das mit Grund. Also, schwört Ihr bei den Göttern, dass Ihr die Gesetze des Reiches achten werdet?«
»Ich schwöre es bei Soltar, Astarte und Boron.«
»Gut. Das war es schon. Viel Glück, Ihr werdet es brauchen. Ach ja, Havald?«
»Ja, Herr?«
»Wenn das Pferd wiehert … duckt Euch!«
Ich blinzelte. Für einen Moment war es mir, als hätte der Ring geleuchtet und ich hätte in ihm irgendetwas gesehen. Schulterzuckend zog ich meine Handschuhe an. Noch einmal jedenfalls würde ich nicht das Risiko eingehen, ihn zu verlieren. Wenn ich ihn abziehen würde, dann nur, um ihn dem Kommandanten der Legion anzustecken.
»Ser Havald?«, kam es von Armin. Er zog noch eine Schnalle an meinem Knie fest und stand dann auf. »Darf ich fragen … Ihr seht aus wie … Wer seid Ihr?«
»Ein Krieger aus einem fremden Land.« Ich verließ den Lagerraum und schloss die Tür, nachdem mir Armin gefolgt war. Die Tür war offensichtlich aus einem anderen Raum ausgebaut worden, sie besaß ein Schloss. Ich drehte den Schlüssel um und steckte ihn ein.
»Nur Adlige dürfen hier einen Kettenpanzer tragen, wisst Ihr das?«
»Ja«, sagte ich. Ich blieb an der Kellertreppe stehen und lauschte. Diese Treppe führte hoch zur Küche. Das einzige Geräusch, das ich hörte, war ein leises Schnarchen. Ich bedeutete Armin, hinter mir zu bleiben, schlich die Treppe hoch und öffnete leise die Tür. Natürlich quietschten die Türangeln, und natürlich erwachte die Person, die ich schnarchen gehört hatte. Es war ein junges Mädchen, das sich vor dem Herd schlafen gelegt hatte.
Sie sah mich aus großen, erschreckten Augen an.
Ich legte einen behandschuhten Finger an meine Lippen. »Ssssccchhhh!«
Sie nickte. Ich legte die Hand an meine Wange und neigte den Kopf zur Seite, das altbekannte Zeichen für Schlaf. Sie nickte erneut und rollte sich langsam wieder in ihre Decke, die Augen krampfhaft geschlossen.
Ich lauschte an der Tür zum Waschraum. Stille. Ein kurzer Blick, der Raum war leer. Dann schlich ich weiter zur Tür, die von der Küche zum Gastraum führte.
Hinter mir schepperte es. Ich sah zurück. Dort stand Armin, übertrieben gebückt auf Zehenspitzen, und hielt sich den Finger an die Lippen.
»Tut mir leid, o Herrscher des Schwertes! Ich werde leise sein! Keinen Ton werdet Ihr von mir hören! Selbst eine Eule würde mich nicht wahrnehmen und …« Er sah wohl meinen Blick, denn er verstummte abrupt.
Langsam öffnete ich die Tür einen Spalt. Fahrd stand an der Theke und unterhielt sich mit einem Einheimischen. Ich wusste nichts über die Bräuche und Sitten hier und nur wenig über Kleidung und wie diese den Stand einer Person kennzeichnete, aber er machte für mich einen verwegenen Eindruck. Solche Gesichter sah man oft vom Galgen baumeln. Langsam zog ich Zokoras Blasrohr aus meinem Ärmel, stellte sicher, dass ich das richtige Ende in den Mund nahm, und zielte. Ich hatte noch nie mit einem Blasrohr geschossen, aber das Prinzip war einfach, und die Distanz betrug wohl nicht viel mehr als ein Schritt. Ich hätte ihm den Pfeil auch direkt in den Nacken stechen können.
Ich traf, und Fahrd erstarrte mitten in der Bewegung. Der Mann vor ihm redete einen Moment weiter, bis ihm Fahrds Starre auffiel.
Vielleicht war es auch die Tatsache, dass ich nun die Tür öffnete und den Gastraum betrat. Der fette Mann von unserer Ankunft saß immer noch – oder wieder – in der Ecke und aß, er missachtete mich vollständig. Bis auf zwei weitere Männer, die aufsprangen, als sie mich sahen, war der Gastraum leer.
Der Mann an der Theke zuckte zusammen, dann erkannte er mich und lachte. »Schau mal an, der Blinde! Ich dachte, du bist unten festgekettet.«
Ja. Und jetzt dämmerte ihm, dass ich Kettenpanzerung trug und ein Schwert in der Hand hielt. Seine Augen weiteten sich, und er sprang zurück, als ich einen großen Schritt in den Raum tat. »Leg deine Waffen nieder und ergib dich«, sagte ich. »Das gilt auch
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