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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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»Aber ob du es glaubst oder nicht, nur weil du mir deinen Namen und die Tatsache verrätst, dass du Geschwister hast, löst das nicht direkt das Bedürfnis in mir aus, dich zu heiraten. Du könntest lediglich etwas netter sein.«
    Genervt stöhnte ich auf. Die Leier schon wieder. Von ihm war sie zwar neu, aber gehört hatte ich sie in meinem Leben schon oft genug. Ich hatte es gründlich satt, mich dafür zu rechtfertigen. Das letzte Mal, als ich nett gewesen war, hatte mich das mächtig in den Arsch gebissen – so sehr, dass ich mich kaum davon erholt hatte. Seitdem war das Wort »nett« aus meinem Vokabular gestrichen.
    »Sag mir einfach, was du willst«, forderte ich, denn ich verspürte nicht das geringste Bedürfnis, eine Fortbildung zur Gedankenleserin zu machen.
    »Wie wäre es, wenn du mir ausnahmsweise irgendwie entgegenkommen würdest? Immerhin bist du jetzt im Zugzwang.«
    »Wieso denn das?« Ich verschränkte die Arme und ließ ihn durch meine hochgezogene Augenbraue wissen, dass er nur Unsinn erzählte.
    »Deine Schwester hat mich gesehen und eingeladen. Aber ich könnte mich jetzt einfach weigern, dich zu begleiten – was erzählst du ihr dann?« Herausfordernd sah er mich an und ich war mir fast sicher, einen zufriedenen Zug um seinen Mund zu sehen.  
    Ich wusste ganz genau, was Elena dann machen würde. Ihre Drohung bezüglich der Single-Männer, die sie auf mich hetzen wollte, klang noch deutlich in meinen Ohren. Mit einem unterdrückten Fluch sprang ich auf, die Fäuste geballt und stieß hervor: »Du willst mich erpressen?«
    »Erpressen ist so ein hässliches Wort. Wie wäre es mit ›überzeugen‹?«
    »Entweder ich bin nett zu dir oder du lässt mich morgen im Regen stehen?« Nur mit Mühe hielt ich meine Stimme auf Zimmerlautstärke.
    Er nickte langsam und voller Genugtuung.
    »Ich nehme an, dass Sex genau jetzt natürlich nicht unter ›nett‹ fällt?« Aufgebracht begleitete ich meine Worte mit einer Menge Ironie und Anführungszeichen in der Luft.
    Genüsslich schüttelte er den Kopf und ich presste meine Lippen fest aufeinander. Was zum Henker stellte er sich denn vor, was ich tun sollte? Ihm aus meinem Tagebuch vorlesen? Genervt massierte ich mir die Nasenwurzel, vielleicht konnte ich auf diese Weise besser denken. Mein Blick fiel auf sein Bücherregal.
    »Okay, du willst etwas Geheimes über mich wissen?«
    Interessiert drehte er sich zu mir. »Wenn es sich lohnt«, sagte er schlicht und klang nicht einmal sonderlich begeistert.
    »Fein. Komm mit!« Ich wartete gar nicht erst, ob er mir folgen würde. So kompliziert war der Weg zu meiner Wohnung nicht.
    Mir lagen unzählige Flüche auf der Zunge, als ich die Tür aufschloss. Steif ging ich ins Wohnzimmer voraus und kniete mich vor den großen Wandschrank. Als ich die Schiebetür aufschob, hatte Frederik die Wohnungstür geschlossen und kam langsam näher. Über die Schulter sagte ich zu ihm: »Wehe, du erzählst irgendwem davon oder machst einen Aufstand darum, okay? Das hier ist nur-« Ich brach ab, weil mir das richtige Wort fehlte.
    Dann hievte ich den Karton auf die Tischplatte und klappte ihn auf. Schweren Herzens nahm ich das gebundene Buch heraus und warf Frederik einen warnenden Blick zu. »Ich mache so etwas sonst nicht. Sieh es als das gewünschte Entgegenkommen.« Ich knipste sicherheitshalber die Schreibtischlampe an und reichte ihm das Buch.  
    Er strich ehrfürchtig über das Cover. »Wow. ›Verlorene Knochen‹ von Kat Sander.« Plötzlich hob er kritisch den Blick. »Wo hast du das her? ›Kommissar Anderssons achter Fall‹ erscheint doch erst nächsten Monat.« Er senkte den Blick und murmelte den Untertitel vor sich hin.  
    Die Reihe um Kommissar Andersson gehörte zu meinen erfolgreichsten Büchern und ich verspürte Genugtuung, dass ich Frederik wenigstens ab und zu beeindrucken konnte.
    Das zufriedene Grinsen konnte ich nicht länger unterdrücken und bedeutete ihm, in den Karton zu sehen. Sauber aufgeschichtet lagen dort 20 Exemplare von Kommissar Anderssons achtem Fall. Verblüfft starrte er mich an, dann wanderte sein Blick zu meinem Computer, zu den Büchern und wieder zu meinem Gesicht.
    Seine Stimme klang belegt, als er fragte: »Warum hast du so viele Exemplare von einem Buch, das noch nicht erschienen ist?«
    »Das sind meine Belegexemplare.« Ich ließ den Satz einfach so stehen und gab ihm Zeit, das Bild zusammenzusetzen.
    Erstickt wisperte mein Nachbar: »Ich glaube, ich muss mich

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