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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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dazu ihr bestes Lächeln.
    Frederik besaß ein erstaunliches Talent, schnell zu reagieren. »Ich denke, da kann ich dir behilflich sein.«
    Bevor ich mich wehren konnte, lehnte er sich in meine Richtung, packte meinen Oberarm und zog mich mit einem Ruck zu sich. Mein Herz schlug ganz hinten in meiner Kehle und ich konnte Elenas Blick kaum standhalten.  
    Frederiks Körper dicht hinter mir strahlte eine enorme Hitze aus und er hielt meine Schultern umfasst, was sicherlich nicht verkehrt war – eine übereilte Flucht schien gerade genau das Richtige für mich zu sein. Zu dumm nur, dass ich zwischen meiner Affäre und meiner Schwester eingekeilt war.
    »Wie waren die Flitterwochen?«, fing ich unbeholfen an.
    Elena schüttelte unwillig den Kopf, dann verschränkte sie die Arme. »Als ob dich das überhaupt interessiert. Willst du mich nicht vorstellen?«
    »Wozu? Ich glaube, es ist offensichtlich, dass wir Schwestern sind«, erwiderte ich störrisch.
    Mahnend drückte Frederik meine Schultern, dann sagte er: »Ich glaube, sie wollte eigentlich sagen, dass mein Name Frederik ist und Helen mich großzügigerweise ab und zu ihre Gesellschaft genießen lässt. Ich würde charmante Gesellschaft sagen, aber vermutlich muss ich dich nicht anlügen.«
    Mir blieb die Luft weg, aber auf Elenas Gesicht breitete sich ein Ausdruck aus, den ich noch nie gesehen hatte – und er gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Nein, das musst du nicht. Nun, Frederik, dann werde ich dich und Helen ja morgen Abend sehen, nicht wahr?«
    Mein Mund öffnete sich schon, um zu protestieren, doch Frederik drückte meine Schultern tatsächlich noch fester.  
    »Das weiß ich nicht so genau. Um ehrlich zu sein, war Helen gerade damit beschäftigt, mir mitzuteilen, warum das keine gute Idee wäre.«
    Selbstzufrieden tauschten die beiden einen Blick und Elena sagte: »Na, dann habe ich wohl das perfekte Timing. Betrachte dich als eingeladen – und wenn du Helen an den Haaren hin schleifen musst: Tu dir keinen Zwang an.«
    »Seid ihr eigentlich beide bescheuert?«, fuhr ich dazwischen. Ich hätte mich nur zu gern aus Frederiks Händen befreit, doch ich hatte nicht annähernd genug Kraft dafür.
    »Ganz im Gegenteil, würde ich sagen«, antwortete Elena. »Frederik, ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich kennengelernt zu haben. Kaum zu glauben, dass jemand meine Schwester im Griff hat.«
    Ich blitzte Elena wütend an, doch das prallte an ihr ab. Ungerührt sah sie mich an. »20 Uhr bei Daniel. Muss ich Frederik die Adresse geben oder bekommst du das selbst hin?«
    Mir war nicht genau klar, wieso meine Schwester bei meinem wütenden Blick nicht einfach tot umfiel. »Hm«, war das Einzige, was ich mir abringen konnte.
    Elena nickte zufrieden, zwinkerte Frederik zu und ging davon. Verzweifelt sah ich ihr hinterher und konnte nicht glauben, was gerade passiert war.  
    Als ich mich umdrehte, nachdem er mich endlich losgelassen und die Tür geschlossen hatte, wich ich erschrocken einen Schritt zurück. Er war sauer, auf seiner Wange zuckte unübersehbar ein Muskel und ein erstaunlich finsterer Ausdruck lag in seinen Augen.
    »Nenn mir nur einen guten Grund, warum ich dich begleiten sollte«, murmelte er und umrundete sein Sofa, auf das er sich dann setzte.  
    Verwirrt betrachtete ich seinen Hinterkopf und rekapitulierte noch einmal, was gerade passiert war. Er hatte doch mit meiner Schwester zusammen Witze auf meine Kosten gemacht. Warum war er jetzt so aufgebracht?
    »Ich warte, Helen.« Selbst seine Stimme klang dunkel und gefährlich.
    »Das verstehe ich nicht. Du warst doch ganz scharf darauf, mich zu begleiten.«
    Frederik seufzte schwer und schüttelte den Kopf. »Ja, und dann wurde mir sehr lebhaft vor Augen geführt, dass ich nichts über dich weiß. Du enthältst mir alles vor und handelst um jedes noch so winzige bisschen Information. Ich komme mir vor wie der letzte Dummkopf, weil ich nicht einmal wusste, dass du eine Schwester hast, von deren Hochzeit du offensichtlich gekommen bist, als wir uns das erste Mal gesehen haben – geschweige denn, dass es sich bei besagter Schwester um deinen Zwilling handelt.«
    Schweigend hörte ich zu und fragte mich zur gleichen Zeit, was er von mir wollte. »Ich habe von Anfang an klargemacht, dass es mir nur um Sex geht.« Zögerlich ging ich auch um die Couch herum und ließ mich neben ihn sinken; absolut unschlüssig, wie ich vorgehen sollte.
    »Das habe ich sehr gut verstanden«, sagte Frederik scharf.

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