Die zweite Nacht
auf mich zu und löste so in meinem alkoholisierten Kopf direkt Sexfantasien aus.
»Hey, hattet ihr einen schönen Tag?«
Finster schüttelte ich den Kopf und starrte Stephans Kombi hinterher, während er vom Hof fuhr. »Mo und meine Schwester haben mir eine Menge überflüssige Beziehungstipps gegeben, die ich nicht brauche. Außerdem wollten sie mich davon überzeugen, dass ich eine Antilope bin.«
Frederik lachte und hielt mir die Hand hin. »Ich nehme an, das waren eine Menge Cocktails.«
Skeptisch musterte ich die ausgestreckte Hand. Nach Mos Gequatsche erwartete ich eine versteckte Falle. Außerdem verstand ich nicht ganz, was er an meiner Aussage so lustig fand. Ich hatte ihm doch eindeutig erklärt, was die beiden Frauen mir weiszumachen versucht hatten.
»Was ist so witzig?«, wollte ich wissen.
»Nichts, meine kleine Antilope. Vorsicht, schön einen Fuß vor den anderen setzen.« Frederik umfasste meine Hand fester und lotste mich die Treppe hinauf. Ich mochte seinen festen Griff und lächelte ihn versonnen an. Vermutlich war ich viel betrunkener, als ich gemerkt hatte.
Auf dem Treppenabsatz blieb ich stehen, drehte mich um und bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Sie haben gesagt, dass ich eine Antilope bin und du ein Vampir.«
Frederik zog überrascht eine Augenbraue hoch und ich forschte in meinem Kopf, weil es irgendwie falsch geklungen hatte, was ich gerade gesagt hatte. »Nein, warte. Ich bin eine Antilope und du ein Löwe.«
Triumphierend sah ich zu ihm und wartete auf eine Reaktion, doch er verzog keine Miene. »Das macht zumindest mehr Sinn«, lautete sein trockener Kommentar, bevor er mich weiter die Treppe hochschob.
Vor meiner Tür ließ ich mich mit einem erschöpften Schnaufen gegen die Wand sinken und präsentierte Frederik stolz die Tüte des Unterwäscheladens. »Möchtest du es sehen? Es ist schwarz und winzig.«
»Sehr gerne, aber ich glaube, bis ich aus der Dusche raus bin, schläfst du längst selig.«
Empört blinzelte ich ihn an. »Was? Warum? Für mich musst du nicht duschen.« Ich lächelte einladend und fand mich dabei sehr großzügig.
Frederik grinste mich kopfschüttelnd an. »Komm, gib mir mal deinen Schlüssel.«
Seufzend hielt ich ihm meine Handtasche hin. »Eigentlich wollte ich gar nicht so viel trinken, aber Elena und Mo können einen wirklich zum Alkoholiker machen.«
»Aufgrund der schlimmen Gespräche über Männer?«, erkundigte Frederik sich gespielt betroffen.
Ich nickte. »Genau, es war grauenvoll. Wie ein Verhör.«
Frederik schob mich in die Wohnung. Hatte er meinen Schlüssel etwa schon gefunden? Er nahm mir die Tüten aus der Hand und drängte mich dann sanft ins Schlafzimmer. Vorfreude erfüllte mich und ich war mir sicher, dass er mich vögeln würde.
Stattdessen wartete er, bis ich mir die Schuhe ausgezogen hatte und auf dem Bett lag. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich komme gleich wieder, okay?«
Meine Lider waren schon ziemlich schwer, doch ich murmelte: »Na gut, aber wehe du brauchst zu lange. Ich warte hier.«
Am nächsten Morgen hämmerte der Schmerz hinter meiner Stirn und als ich die Augen aufschlug und Frederik nirgendwo entdecken konnte, spürte ich tatsächlich einen leichten Stich der Enttäuschung.
Langsam setzte sich das Bild der letzten Nacht zusammen und ein bitterer Geschmack erfüllte meinen Mund. Hatte ich mich wirklich wiederholt als Antilope bezeichnet? Ich rieb mir über das Gesicht und beschloss, dass ich eine Dusche, einen Kaffee und eine Familienpackung Kopfschmerztabletten brauchte – und zwar exakt in dieser Reihenfolge.
Eine halbe Stunde später saß ich an meinem Küchentisch. Ich fühlte mich schon wesentlich besser, ein Highlight war die gestrige Begegnung mit Frederik trotzdem nicht gewesen. Hoffentlich wollte er jetzt nicht mit mir darüber reden. Hätte ich nicht so viele Cocktails gehabt, hätte ich vermutlich gar nichts auf das Geschwätz von Mo und Elena gegeben. Stattdessen kam ich betrunken nach Hause und faselte von Antilopen und Vampiren. Bestimmt dachte mein Nachbar, dass ich den Verstand verloren hatte.
Wenn ich mir allerdings die Geschehnisse der letzten Wochen vor Augen führte, war ich mir gar nicht einmal so sicher, ob ich nicht vielleicht wirklich den Verstand verloren hatte. Immerhin hatten die beiden mich gestern Abend fast davon überzeugt, dass Frederik mehr von mir wollte als Sex – was für eine absurde Vorstellung.
Erleichterung durchflutete mich, als
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