Die zweite Nacht
und Elena starrten mich entsetzt an. Es dauerte einen Moment, bis Elena sich räusperte: »Bitte, ich flehe dich an; sag mir, dass du nicht jedem Mann auf diese Art für Computerhilfe dankst!«
»Natürlich nicht«, entgegnete ich entrüstet. »Aber falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Frederik ist ziemlich attraktiv und abgeneigt war er auch nicht. Wo ist der Unterschied zwischen mir und dir? Stephan war schließlich auch nur ein One-Night-Stand – oder hättest du etwas unternommen, wenn er nicht vor deiner Tür gestanden hätte?«
Elena schüttelte langsam den Kopf und sagte: »Vermutlich nicht. Aber wie hast du ihn denn dann dazu bekommen, dich nach einem One-Night-Stand zu der Party zu begleiten?«
Zufrieden grinste ich. »Ich habe ihm am nächsten Tag angeboten, auf regelmäßiger Basis mit ihm zu schlafen. Ein simples Arrangement, das sich nur um Sex dreht.«
Elena verschluckte sich an ihrem Cocktail, während Mo lauthals loslachte. »Ich sehe die Zeitungsanzeige förmlich vor mir. Sex auf regelmäßiger Basis! Helen, du bist echt die Härte!«
Meine Schwester bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick. »Du glaubst den Quatsch doch nicht wirklich, oder?«
Störrisch verschränkte ich die Arme. »Was verstehst du unter Quatsch?«
»Na, dass Frederik sich nur mit Sex zufrieden geben wird«, erläuterte meine Schwester.
Meine Finger verkrampften sich um das Glas und ich brauchte meine gesamte Selbstbeherrschung, damit ich es nicht aus Versehen in meiner Hand zerbrach. »Natürlich. Wir haben darüber gesprochen.«
Ich brauchte kein Genie zu sein, um Mos plötzlichen Hustenanfall als Versuch zu durchschauen, ihr Lachen zu vertuschen. Diese Mühe machte meine Schwester sich gar nicht erst, sie grinste nur breit.
Nachdem Mo wieder Luft bekam, sah sie mich eindringlich an. »Helen, ich hoffe, du weißt, was du da tust. Ich glaube nicht, dass Frederik sich auf Dauer nur mit Sex zufrieden geben wird.«
Meine Laune bewegte sich rasend schnell nach unten. »Doch.«
Elena streckte die Hand aus und tätschelte meine Schulter. »Du machst dir wirklich was vor. Frederik hat dich bei der Party die ganze Zeit im Auge behalten-«
Aufgeregt fiel Mo ihr ins Wort: »Im Auge behalten? Du meinst wohl angesehen, wie ein Löwe die Antilope anstarrt.«
Mein finsterer Blick ließ Mo aus unerklärlichen Gründen denken, dass ich ihren absurden Vergleich nicht verstanden hatte und sie fuhr fort: »Wie der Jäger das Freiwild, ein Verhungernder ein All-You-Can-Eat-Buffet, wie ein Angler den Fisch, wie ein Vampir den entblößten Hals!«
Statt ihr Gequatsche als Unsinn abzutun, nickte Elena energisch. »Recht hat sie und das ist nicht nur mir aufgefallen.«
»Wie Frederik Don angefunkelt hat, als er mit dir geredet hat. Er ist eindeutig ein eifersüchtiger Typ«, fügte Mo noch hinzu.
Ich legte meine Hände ausgestreckt auf den Tisch und zählte meine Atemzüge. »Nein, das ist ausgeschlossen. Frederik war so nett, mich zu begleiten und das ist das Ende der Geschichte. Es ist nur Sex.« Den letzten Satz presste ich leise zwischen meinen Zähnen hervor.
Elena zog eine Schnute. »Hm, Frederik hat dir das versichert? Kannst du dich zufällig an seinen genauen Wortlaut erinnern? Ich male nur ungern den Teufel an die Wand, aber das wäre nicht unbedingt das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass ein Mann zu seinem Vorteil lügen würde, nicht wahr?«
»Es. Ist. Nur. Sex.« Entnervt stürzte ich den Rest meines Drinks hinunter.
Mo besaß die Frechheit, den Kopf zu schütteln. »Nein, Helen. Er will dich und du ignorierst das absichtlich.«
Ganz langsam blinzelte ich und dachte darüber nach, was Frederik gesagt hatte, was meine Schwester und Mo gerade behaupteten und was ich eigentlich wollte.
Mo bestellte mit einer Handbewegung noch eine Runde und Elena sagte über mein Schweigen hinweg: »Ich schätze, wir werden einfach abwarten.«
Es war nicht einmal acht Uhr abends, als ich betrunken aus Stephans Wagen kletterte. Mo und Elena winkten mir vergnügt zu und ich rang mir ein gequältes Lächeln ab.
In diesem Moment bog Frederik um die Ecke und gab mir die Möglichkeit, seine prächtigen Oberschenkelmuskeln in der engen Laufhose zu betrachten. Warnend warf ich einen bösen Blick zum Auto, doch Mo und Elena, beide genauso betrunken wie ich, spitzten ihre Lippen und machten Kussmünder. Ich konnte die schmatzenden Geräusche leise hören und verdrehte entnervt die Augen.
Frederik kam schwer atmend
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