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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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Grunde überflüssig war, denn die Freundin unseres Bruders hing ihr bereits gebannt an den Lippen. »Irgendjemand hat die unschuldige Bowle, die es an dem Abend gab, mit reichlich Wodka nachgerüstet und so wurde es ruckzuck eine Party mit unnachahmlicher Stimmung.«
    Ich hüstelte und warf dezent ein: »Und bis heute weiß natürlich niemand, wer den Wodka mitgebracht hat – nicht wahr, Schwesterherz?«
    Mo verstand sofort, dass es meine unverbesserliche Zwillingsschwester gewesen war, die die lahme Betriebsfeier angeheizt hatte.
    Elena wedelte mit der Hand. »Egal. Stephan und ich fingen an zu flirten und nach zwei weiteren Gläsern Bowle kam mir die brillante Idee, ihn mit nach Hause zu nehmen.«
    Ich reckte meinen Daumen in die Höhe. »Genau, Sex unter Kollegen, immer eine super Idee!«
    Elena ignorierte mich mit stoischer Gelassenheit. »Es war nicht unbedingt schwer, ihn davon zu überzeugen, mit zu mir zu kommen – obwohl ich zugeben muss, dass er vorher natürlich ähnlich argumentiert hat wie meine liebste Schwester hier. Am nächsten Morgen hat er sich verabschiedet, was mir ganz gelegen kam, denn ich hatte den Kater meines Lebens.«
    Mo saugte wie ein Schwamm jedes Wort in sich auf und mit einem Mal fand ich, dass meine Geschichte gar nicht so grenzwertig war wie Elenas. Na ja, immerhin hatte der Mann sie geheiratet – das war allerdings ganz sicher nicht mein Ziel mit Frederik.
    »Ich liege also auf der Couch, habe einen nassen Lappen auf der Stirn und bemitleide mich ordentlich für den Kater. Mein einziger Trost war in diesem Moment, dass der Sex einfach bombastisch war«, schwärmte Elena und Mo hatte einen dermaßen verträumten Gesichtsausdruck, dass ich mir sicher war, dass sie die Geschichte unfassbar romantisch fand. Was für ein komisches Mädchen.
    Elena nippte an ihrem Cocktail, bevor sie weiter erzählte: »In meinem Kopf hämmert es und mein Magen verkrampft sich alle paar Sekunden, da klingelt es an der Tür. Mittlerweile ist es schon früher Abend – ein Samstag übrigens – und ich schleife meinen müden Hintern zur Tür. Davor steht Stephan, eine Tüte mit Einkäufen in der Hand.«
    Mo schlug die Hand vor den Mund. »Im Ernst?«
    Gelassen nickte meine Schwester. »Ich stehe da, total verkatert, ungeduscht und höre mir an, wie er mir erklärt, wie schrecklich unangenehm es ihm ist, dass er gestern so betrunken war und mich sicherlich nicht einmal anständig befriedigt hat. Das sei einfach kein annehmbarer Zustand, immerhin sei ich eine umwerfende Frau und um mich müsse man sich viel besser kümmern.«
    Ich lächelte bei ihrer Erzählung, denn sie machte mir immer gute Laune. Insgeheim bewunderte ich Stephan noch heute für seinen Auftritt, zumal er Elena damit zutiefst beeindruckt hatte – etwas, das wirklich nicht leicht war.
    »Und dann?«, fragte Mo atemlos.
    »Nachdem mein Herz wieder angefangen hatte zu schlagen, bin ich im Eiltempo duschen gegangen, habe mich füttern lassen und ja… Lass es mich so formulieren: Du kannst es dir sicherlich denken.«
    Mo schüttelte den Kopf. »Ihr seid echt eine unglaubliche Familie. Dagegen wirken meine Brüder fast schon heilig.«
    Elena winkte den Kellner für eine weitere Runde Cocktails heran und sagte dabei: »Für mich war der aufregendste Teil daran, dass ich den ganzen Tag auf der Couch über diesen überirdisch guten Sex nachgedacht habe. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass ich vermutlich niemals wieder so fantastischen Sex haben würde und dann steht er vor meiner Tür, um mir im Grunde mitzuteilen, dass er mit seiner Performance überhaupt nicht zufrieden war. Für einen Moment habe ich ernsthaft gedacht, ich würde ohnmächtig werden.«
    Ich nahm meinen zweiten Absinth Sour in Angriff und dachte darüber nach, dass mein Geständnis schon nicht so schlimm werden würde. Wie auf Kommando drehten die beiden Geier mir die Köpfe zu und sahen mich erwartungsvoll an. Nach einem großen Schluck, der in meiner Kehle brannte, seufzte ich und setzte an: »Du erinnerst dich an deine Hochzeit?«
    Elena nickte knapp und sagte voller Sarkasmus: »So gerade eben.«
    »Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich leider festgestellt, dass die Umsatzsteuervoranmeldung fällig ist und bei Karl geklopft, um seinen Computer zu benutzen. Allerdings hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass dort ein neuer Mieter eingezogen war. Frederik hat mir mit dem Computer geholfen und daraufhin habe ich ihm angeboten, mit ihm zu schlafen.«
    Mo

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