Die zweite Stufe der Einsamkeit
„Natürlich. Meine Leser sind nicht an Landschaften interessiert, egal wie großartig sie sind. Dubowski und seine Männer sind hier, um Geister zu finden, und ich bin hier, um über die Suche zu schreiben.“
Sanders wollte gerade antworten, bekam aber keine Gelegenheit dazu. Eine scharfe, präzise Stimme fiel plötzlich ein. „Wenn es hier überhaupt Geister zu finden gibt“, sagte die Stimme.
Wir drehten uns zum Balkoneingang um. Dr. Charles Dubowski, Kopf des Geisterwelt-Forschungsteams, stand in der Tür und blinzelte ins Licht. Er hatte es geschafft, das Geschnatter von Forschungsassistenten abzuschütteln, die für gewöhnlich überall hinter ihm her kamen.
Dubowski hielt eine Sekunde inne, kam dann an unseren Tisch herüber, zog einen Stuhl vor und setzte sich. Der Robokellner kam wieder herausgerollt.
Sanders faßte den Wissenschaftler mit unverhohlener Abneigung ins Auge. „Was bringt Sie auf den Gedanken, die Geister gäbe es nicht, Doktor?“ fragte er.
Dubowski zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. „Ich habe einfach das Gefühl, daß es nicht genug Beweise gibt“, sagte er. „Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich lasse meine Gefühle sich nie in meine Arbeit einmischen. Ich will die Wahrheit ebensosehr wie jeder andere auch herausfinden. Daher betreibe ich eine unvoreingenommene Expedition. Wenn Ihre Geister da draußen sind , werde ich sie finden.“
„Oder sie finden Sie“, sagte Sanders. Er sah ernst aus. „Und das dürfte nicht allzu angenehm sein.“
Dubowski lachte. „Oh, kommen Sie, Sanders. Nur weil Sie in einem Schloß wohnen, heißt das nicht, daß Sie so melodramatisch sein müssen.“
„Lachen Sie nicht, Doktor. Die Geister haben schon früher Leute umgebracht, wissen Sie.“
„Kein Beweis dafür“, sagte Dubowski. „Überhaupt kein Beweis. Genausowenig wie es einen Beweis für die Geister selbst gibt. Aber deshalb sind wir hier. Um Beweise zu finden. Oder Gegenbeweise. Aber kommen Sie, ich verhungere.“ Er wandte sich an unseren Robokellner, der danebengestanden und ungeduldig gesummt hatte.
Dubowski und ich bestellten Felskatzensteaks, dazu einen Korb heißer, frischgebackener Biskuits. Sanders nutzte die Gelegenheit, wählte aus den Erdvorräten, die unser Schiff gestern abend gebracht hatte, und bekam eine gewaltige Scheibe Schinken mit einem halben Dutzend Eiern.
Felskatze hat einen Geschmack, den das Fleisch auf der Erde seit Jahrhunderten nicht mehr hat. Mir schmeckte es, auch wenn Dubowski viel von seinem Steak ungegessen ließ. Er war viel zu sehr mit Reden beschäftigt, um essen zu können.
„Sie sollten die Geister nicht so leicht abtun“, sagte Sanders, nachdem der Robokellner mit unseren Bestellungen davongeflitzt war. „Es gibt Beweise. Eine Menge sogar. Zweiundzwanzig Todesfälle, seit dieser Planet entdeckt wurde. Und dutzendweise Augenzeugenberichte über Geister.“
„Stimmt“, sagte Dubowski. „Aber ich würde die nicht echte Beweise nennen. Todesfälle? Ja. Die meisten allerdings sind einfaches Verschwinden. Wahrscheinlich Leute, die an einem Berg abgestürzt oder von einer Felskatze gefressen worden sind oder so etwas. Es ist unmöglich, in den Nebeln die Leichen zu finden. Auf der Erde verschwinden jeden Tag mehr Leute, und man macht sich keine Gedanken darüber. Aber hier behaupten die Leute jedesmal, wenn jemand verschwindet, die Geister hätten ihn geholt. Nein, es tut mir leid. Das genügt nicht.“
„Es wurden Leichen gefunden, Doktor“, sagte Sanders ruhig. „Grauenvoll zugerichtet. Und nicht durch Stürze und auch nicht durch Felskatzen.“
Ich war an der Reihe, mich einzumischen. „Es wurden nur vier Körper wiedergefunden, soviel ich weiß“, sagte ich. „Und ich habe mich ziemlich gründlich über die Geister informiert.“
Sanders runzelte die Stirn. „Schon gut“, gab er zu. „Aber was ist mit diesen vier Fällen? Ziemlich überzeugende Beweise, wenn Sie mich fragen.“
Zu der Zeit etwa wurde das Essen gebracht, aber Sanders fuhr fort, während wir aßen. „Die erste Erscheinung, zum Beispiel. Die wurde nie zufriedenstellend erklärt. Die Gregor-Expedition.“
Ich nickte. Dave Gregor hatte das Schiff befehligt, das Geisterwelt vor knapp fünfundsiebzig Jahren entdeckt hatte. Er hatte mit seinen Sensoren durch die Nebel getastet und sein Schiff bei den Meeresküsten-Ebenen gelandet. Dann schickte er Erkundungs-Teams aus.
Es waren zwei Männer pro Team, beide gut bewaffnet. Aber in einem Fall kam
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