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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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er den ersten Teelöffel voll ausgespuckt hat? Wieder die gleiche Menge? Seine Spucke sah endlich wieder gelb aus, das ist gut, oder?
    Jill beantwortete alle Fragen, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Abby, William, Megan und Victoria und zu dem Tag, an dem alles begonnen hatte. Es war am Strand von New Jersey gewesen, die Sonne brannte auf den Sand und die Surfbretter. William kannte sie schon eine Weile aus der Kinderarztpraxis, die sie mit mehreren Kollegen – darunter auch ein Mann – betrieb. William war ein attraktiver Arzneimittelvertreter, der ihnen jeden Freitag einen Besuch abstattete, über den sie tuschelten und Witze rissen. Keine von ihnen konnte seinem Charme widerstehen, und auch Jill fühlte sich zu ihm hingezogen. FIWW , FREITAG IST WIEDER WILLIAM - TAG !, stand auf dem Schild, das die glücklich verheiratete Empfangsdame auf der Damentoilette aufgehängt hatte. All das war vor allem Williams unbeschwertem Lachen und seinen flotten Sprüchen geschuldet. Zudem sah der dunkelhäutige Typ auch noch verboten gut aus und war Witwer, der sich um zwei kleine Mädchen kümmern musste.
    Sämtliche Frauenherzen in der Praxis flogen ihm zu, alle wollten sie sich um ihn kümmern, ihn trösten. Und natürlich projizierten sie dabei alle Eigenschaften und Qualitäten, die sie sich von einem Mann erträumt hatten, in ihn hinein. Sie kannten ihn ja nicht besonders gut. Nach und nach begann William sich immer mehr für Jill zu interessieren. Sie war der einzige Single in der Runde und obendrein Witwe. Wenn sie sich über ihre Töchter unterhielten, hörte er aufmerksam ihren Ratschlägen zu. Mit der Zeit wurden seine Kundenbesuche zu mehr als das. Jill legte auf ihr Make-up plötzlich besonders viel Wert. Sie glaubte daran, dass dies die letzte Chance für eine einsame Witwe und einen einsamen Witwer sein würde, noch einmal zu lieben. Als sich die beiden mit ihren Kindern zu einem Strandausflug verabredeten, hatte es Jill bereits mächtig erwischt. Sie war Hals über Kopf verliebt.
    In eine Illusion.
    William verhielt sich genau so, wie Jill es erwartet hatte, aber sein Umgang mit Abby und Victoria, der von der nicht besonders fürsorglichen Sorte war, erstaunte sie. Er ließ die Mädchen von seinen breiten Schultern in die wilde Brandung springen, tauchte sie unter und schwamm mit ihnen durch die höchsten Wellen. Wie vorsichtig, fast ängstlich, sie hingegen mit Megan umging. Ihre kleine Tochter beobachtete das Treiben dieses hübschen, stattlichen Daddys und seiner beiden kichernden Töchter zögerlich und aus der Distanz, aber mit großem Interesse, bis William sich umdrehte und das vaterlose Mädchen anlächelte. Er streckte ihr seinen braun gebrannten, muskulösen Arm entgegen, lud sie ein, zu ihm zu kommen. Wie sehr hatte sich das schüchterne Kleinkind, beinah noch ein Baby, das gewünscht.
    Komm schon! Ich beiße nicht.
    Fast schon begierig suchte Jills Tochter die Gesellschaft dieses fremden und exotischen Wesens namens Mann. Jill sah es mit Freude. Schließlich stürzten sich alle fünf ins Wasser, Megan an der Seite von William, der ihr wie der Vater erschien, den sie nie gehabt hatte, während Abby sich zu Jill hingezogen fühlte, die für sie die Mutter ersetzte. Victoria verhielt sich zurückhaltender, sie stand ihrem Vater näher und betrachtete Jill als Konkurrentin. Megan sah in ihr vielmehr ihre zukünftige Schwester, die sie als Rivalin nicht fürchten musste.
    Heute Abend sah Jill alle so vor ihrem geistigen Auge, als stünde sie wieder am Strand und würde dem Treiben der fünf, sich eingeschlossen, im Wasser aus der Ferne zusehen. So wie es ihre eigene Mutter Conchetta damals getan hatte. Sie war erst dann an den Strand gekommen, als die Sonne nicht mehr brannte; dann hatte sie sich in einen Liegestuhl gesetzt, um zu lesen.
    Aber dieses Mal, als Jill zu ihr kam, war das Buch geschlossen geblieben. Der Blick ihrer Mutter war finster, kein Lächeln umspielte wie sonst ihre Lippen.
    Ich mag ihn nicht , hatte sie gesagt.
    Jill war erstaunt gewesen. Aber alle mochten doch William, und ihre Mutter mochte normalerweise auch jeden. Jill hatte sie nach dem Grund gefragt.
    Ich traue ihm nicht über den Weg. Und du solltest es auch nicht tun. Er ist der Falsche für dich. Er wird dir wehtun.
    Ihre Mutter hatte recht gehabt, das wusste sie heute. Conchetta hatte die fünf genau beobachtet und gesehen, was in Wahrheit passierte. Es war nicht das gewesen, was Jill sich damals eingebildet hatte.

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