Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
Als sie über den Flur gingen, kamen sie an einer Wand mit Schnappschüssen vorbei, die Megan und Jill zeigten. »Hier geht’s lang. Wir haben ein Gästezimmer mit eigenem Bad.«
Abby hielt vor den Fotos inne. »Die Bilder sind sehr schön. Hat sie ein Fotograf gemacht?«
»Nein, Sam. Fotografieren ist sein Hobby.«
»Das hier gefällt mir am besten.« Das Foto zeigte Jill am Strand von New Jersey. Sie lachte, die salzige Luft hatte ihr Haar gekräuselt. Sam hatte zuvor behauptet, die Kamera weggelegt zu haben, damit sie etwas lockerer wurde, und Jill mochte das Bild, weil sie den Fotografen liebte.
»Oje, da war ich noch jünger.«
»Du bist immer noch jung, und dein Haar – richtig sexy sieht es aus. Du solltest es immer so tragen.«
»Ich bitte dich, das ist keine Frisur für eine Ärztin.«
»Als ich klein war, sahen wir uns so ähnlich, dass die Leute glaubten, ich sei deine Tochter. Deine leibliche Tochter. Deine Nase ist so klein und gerade wie meine, siehst du?« Abby deutete auf das Foto. »Unsere Augen haben die gleiche Form, fast das gleiche Braun, deine sind nur etwas heller. Unser Haar ist verschieden. Meines ist nicht so rötlich wie deines, aber wir haben eindeutig das gleiche Lächeln. Das Lächeln ist das Beste an uns.«
Jill spürte, wie viel Wunschdenken aus Abbys Worten sprach. »Ich habe auf Facebook verfolgt, was du machst, wie es dir geht. Dein Vater wollte nicht, dass ich dir schreibe, aber so war ich immer auf dem Laufenden.«
Abby lächelte.
»Ich kenne Pickles, deine Katze, und die Schrottkiste, mit der du durch die Gegend fährst. Und ich weiß sehr gut, wie sehr du nach der Trennung von deinem Freund gelitten hast.« Dass er ihr etwas ungepflegt erschienen war, erwähnte Jill besser nicht.
»Ich liebe meine Katze.« Abby lächelte, fast ungezwungen, und Jill war froh, sie zumindest für den Augenblick aufgemuntert zu haben.
»Das kann ich gut verstehen. Sie ist einfach zu süß.«
»Hast du auch das Foto von Pickles im Wäschesack gesehen?«
»Natürlich. Getigerte Katzen mochte ich schon immer am liebsten.«
»Das weiß ich doch. Dad wollte übrigens, dass wir dich aus unserer Freundesliste bei Facebook streichen. Victoria hat ihm gehorcht, ich nicht.« Abbys Lächeln verschwand. »Es fällt mir nicht leicht, jetzt über Dad zu reden.«
Jill umarmte sie. »Jetzt ist es wirklich Zeit für die Dusche.«
»Okay.«
Als Jill das Licht im Gästezimmer anschaltete, begann die Glühbirne zu flackern und gab schließlich ihren Geist auf. »So etwas Blödes. Ich hole schnell eine neue Birne und frisches Bettzeug für dich. Das letzte Mal hat in dem Zimmer Sams Sohn Steven übernachtet. Er ist Architekt in Austin.«
»Also wohnt Sam hier mit dir und Megan?«
»Ja. Ich habe das Haus nach der Scheidung gekauft, Sam ist erst später eingezogen. Davor hatte er eine Eigentumswohnung in Philadelphia, die er verkauft hat.«
»Und wann wollt ihr beide heiraten?«
»Diesen Sommer noch, im Juli.« Jill fühlte sich plötzlich unwohl.
Abby lächelte verlegen. »Dann wird Steven also dein neuer Stiefsohn. Das hier ist dann das Zimmer für die Stiefkinder?«
Auch Jill lächelte, als es plötzlich einen lauten Donnerschlag gab und ein Blitz das Zimmer erhellte.
»Könnte ich nicht in Megans Zimmer schlafen? Sie ist doch nicht da, hast du gesagt?« Abby schien nervös.
»Natürlich. Komm.« Jill war sich sicher, dass Megan unter den Umständen nichts dagegen haben würde.
Beef wich nicht von ihrer Seite und schnaubte. »Gewitter machen ihm also immer noch Angst?«
»Du hast wirklich ein gutes Gedächtnis.« Jill schaltete in Megans Zimmer das Licht ein.
»Wie schön!« Abby besah sich das weiße Bett mit der pink gemusterten Steppdecke, über das ein Baldachin ragte. Die Fenster hatten gepolsterte Fensterbänke, es gab Bücherregale und einen dazu passenden Schreibtisch aus Eiche. An der Pinnwand über dem Tisch hingen Schwimmurkunden, Teamfotos, Bilder von einer Schultheateraufführung sowie Hochglanzbilder von Michael Phelps, dem lokalen Footballteam und den Darstellern der Twilight Saga , die Megan ausgeschnitten hatte.
»Das Badezimmer ist rechts.«
»Megan war immer so ordentlich.«
»Das ist sie immer noch.« Jill öffnete die Badezimmertür, und Beef nahm auf der Badematte Platz. In der Duschkabine standen Shampoos und Haarspülungen aufgereiht. »Aber bitte die Deckel hinterher wieder schließen.«
»Du erinnerst dich also noch an den Orangensaft?«
»Wie könnte ich
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