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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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scheint, Geltman würde anders antworten als du, nämlich genau umgekehrt. Ich habe, glaube ich, schon mal gesagt, wenn aus Wünschen Begierde wird, dann geht es schlimm aus.»

    Sie schaute ihn an. «Ich begehre dich.»
    Er gab den Blick zurück. «Ich brauche dich.»
    «Nun, dann soll es meinethalben schlimm ausgehen», sagte sie, rutschte vom Tisch und nahm ihn bei der Hand.
    «Was denn - am hellichten Nachmittag?» fragte er.
    «Und warum, bitte, nicht?»
    «Absolut depraviert», schimpfte er und wackelte mit dem dicken Kopf. Er stand aber folgsam auf und stieg ihr nach, die Treppe hinauf.

21
    Seine erste Eingebung war, selber mit Rosa Perez zu sprechen und sie für seinen Plan zu gewinnen. Dann entschied er, es sei besser, in Gegenwart von Boone und Jason mit ihr zu reden. Sie waren alle drei große, kräftige Männer; zwar würden sie nicht mit Gewaltanwendung drohen, doch mußte es Eindruck auf Mama machen, wenn drei Männer dieses Formats sie bedrängten. Es wäre nicht das erste Mal, daß er so verfuhr; so mancher Verdächtige sah sich beim Verhör Giganten gegenüber, die finster auf ihn herabschauten und ihn einschüchterten, und zwar mittels seiner eigenen Phantasie, die ihm Ängste eingab. So was erhöhte sehr die Bereitwilligkeit, mit der Polizei zusammenzuarbeiten.
    Mama allerdings war unbeeindruckt.
    «Denkt ihr, ich bin blöd?» fragte sie empört.
    Delaney sagte seine vorbereitete Rede her. Geduldig. Man verlange doch nur wenig von ihr, nur anrufen möge sie bei Saul Geltman. Sich als die Augenzeugin benennen, die ihn am Mordtag auf der Treppe zum Atelier gesehen habe. Nur andeuten, daß sie den Blauen schon halb und halb eine Identifizierung in Aussicht gestellt habe, aber widerrufen wolle, denn was habe eine arme, bedürftige Frau schon zu erwarten, und so weiter und so fort.
    Sollte Geltman darauf eingehen, möge sie ihn in ihre Wohnung bestellen und von da ab solle sie alles weitere ihm, Delaney, überlassen. Weiter verlange er nichts.
    Mama blieb bei ihrem Nein.
    Nun sagte Delaney, sie müsse schon ihrer eigenen Sicherheit zuliebe dabei helfen, Geltman hinter Gitter zu bringen, denn der Kunsthändler habe es auf sie abgesehen, so sicher wie das Amen in der Kirche. Nebenbei erinnerte der Chief sie daran, daß Geltman auch Dolores gesehen habe und daß schon um der Sicherheit des Mädchens willen der Anruf getätigt werden müsse.
    Das blieb nicht ohne Eindruck, doch erklärte Mama überraschend, sie, Dolores und deren Mutter würden einfach anderswo hinziehen, und keiner werde sie finden. Nun bot Delaney ihr 50 Dollar an. Der Goldzahn kam blinkend zum Vorschein, Mama jedoch sträubte sich unverändert. Auch auf 100 Dollar wollte sie nicht anbeißen, obschon Delaney sich verschwor, es sei für sie ohne Gefahr.
    «Wir sind nebenan und beobachten alles. Ein falscher Schritt, und wir pusten ihn um. Dolores wird nicht mal anwesend sein. Sie sind eine kräftige Frau, Sie werden doch ein solches Männchen eine bis zwei Sekunden abwehren können? Ich wette, Sie sind mit ganz anderen Kerlen fertig geworden. Und bedenken Sie -100 Dollar für ein paar Minuten allein mit dem Burschen. Der ist geradezu ein Zwerg, Mama! Na?»
    Unverkennbar stellte dies für Mama eine Verlockung dar, doch festlegen wollte sie sich nicht. Sie war eine kleine, untersetzte Person mit Augen wie Brombeeren, einem Mund, der auf Lebenserfahrung deutete und einer schrillen, hurenhaften Stimme; mal spielte sie die Nutte, dann wieder die dreiste Jungfrau.
    Delaney, der wütend wurde, weil er nicht mit ihr zu Rande kam, bemerkte diese Koketterie sehr wohl. Ihm war klar, daß die ramponierte Fassade ihres Gesichts vor vierzig Jahren schön gewesen sein dürfte und daß ihr das sehr wohl noch bewußt war.
    Also bemerkte er sanft: «Denken Sie doch nur, Mama, Ihr Bild kommt in alle Zeitungen, wenn Sie uns behilflich sind. Das Fernsehen macht Interviews mit Ihnen. Rosa Perez hilft bei Festnahme des Mörders. Sie werden bekannt, alle Welt wird Sie erkennen. Sie sind wer. Die berühmte Mama Perez.»
    «Im Fernsehen?» fragte sie nachdenklich, und da wußte er, sie war gewonnen.
    Der Anruf bei Geltman sollte aus der Wohnung Delaneys erfolgen. Boone und Jason besaßen kleine Bandgeräte, das des Sergeant hatte sogar einen Telefonadapter. Der Sergeant sollte das Gespräch am Apparat in der Diele aufzeichnen, Jason auf alle Fälle mit seinem Gerät bereitstehen, falls was schiefging. Delaney und Rosa Perez würden den Apparat in Delaneys

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