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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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vorher.»
    «Ah?» fragte Geltman gelassen. «Und bei welcher Gelegenheit wäre das gewesen?»
    «Auf der Treppe zum Atelier von Maitland. Am Freitagvormittag. Als er totgemacht ist.»
    «Ich verstehe nicht recht», sagte Geltman.
    «Du verstehst gut. Ich sehe dich da und du siehst mich da. Etwa nich, Mr. Geltman?»
    «Ich ahne nicht im mindesten -»
    «Ich hab den Blauen gesagt, ich glaube, du bist es», fuhr Rosa unbeeindruckt fort. «Dein Foto erkenne ich, aber vielleicht irre ich mich auch und du bist es nich? Es ist so lange her. Ich sehe dich bloß eine Minute, also kann ich mich irren. Du verstehst?»
    Schweigen. Man hörte Geltman atmen. «Einen Augenblick», sagte er sodann, «ich bin gleich wieder da.» Man hörte, wie ein Stuhl bewegt wurde, hörte Schritte, eine Tür wurde geschlossen, dann knarrte der Sessel, als der Kunsthändler sich wieder setzte.
    «Sagen Sir mir doch bitte Ihren Namen», bat er liebenswürdig.
    «Nein», lehnte Mama Perez ab. «Brauchst du nich kennen. Ich bin eine arme Frau. Eine sehr arme Frau. Verstehst du?»
    «Ich glaube schon», entgegnete er, immer noch ganz gefaßt. «Haben die Blauen was mit diesem Anruf zu tun?»
    «Die Blauen?» Mama lachte verächtlich. «Scheiß auf die Blauen, ich spucke auf sie!»
    Diesen eingeübten Satz sprach sie mit solcher Vehemenz, daß er auch in Delaneys Ohren völlig echt klang. Falls Geltman ihr nicht glaubte, fiel das schöne Kartenhaus um.
    «Was verlangen Sie?» Delaney atmete erleichtert auf; offenbar hatte der Kunsthändler angebissen.
    «Fünftausend, weil ich heim will nach Puertoriko. Ich will weg aus dieser mistigen Stadt und nie wiederkommen.»
    «Fünftausend Dollar sind eine Menge Geld», gab Geltman zu bedenken.
    «Nich soviel, wenn ich weg bin und nie wiederkomme. Du verstehst?»
    «Ich glaube schon. Was ist mit der Kleinen, die bei Ihnen war?»
    «Meine Tochter. Die kommt mit mir. Wir bleiben in Puertoriko, für immer.»
    «Und wenn die Blauen Sie in Puertoriko finden?»
    Mama Perez lachte wieder laut. «In Puertoriko? Nie! Und wenn sie uns finden, wissen wir nichts mehr. Wir sehen dich nich auf der Treppe bei Maitland damals Freitag, als er totgemacht ist. Wir vergessen. Für fünftausend vergessen wir.»
    «Hm …» sagte Geltman zögernd. «Man könnte darüber reden. Man könnte vielleicht zum beiderseitigen Nutzen eine Übereinkunft treffen.»
    «Fünftausend», beharrte Rosa entschieden. «Bar. Kein Scheck. Bares Geld. Kleine Scheine.»
    «Sie haben sich das alles recht genau ausgedacht, wie?»
    «Klar.»
    «Und wie soll Ihnen das Geld übergeben werden?»
    Delaney legte einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf. Mama nickte und schwieg.
    «Haben Sie das auch schon ausgeknobelt?»
    «Nein», sagte Rosa Perez stockend, «vielleicht mit Post?»
    «Fünftausend in bar mit der Post? Das halte ich nicht für sehr schlau», wandte Geltman ein. «Sie vielleicht?»
    «Nein, nich sehr schlau.»
    «Sehen Sie», fuhr er glattzüngig fort, «ich merke schon, Sie sind eine gescheite Person. Wir könnten uns irgendwo treffen, und ich übergebe es Ihnen.»
    «Wo treffen?» fragte sie mißtrauisch.
    «Ach, da fallen mir gleich mehrere Möglichkeiten ein. Im Central Park, auf dem Hauptbahnhof vielleicht - aber wir sollten doch lieber unbeobachtet sein. Das scheint mir geboten. Wohnen Sie in Manhattan?»
    «Klar.»
    «Allein?»
    «Klar, bloß ich und Tochter.»
    «Und Ihr Mann?»
    «Hab keinen. Ist abgehauen.»
    «Aha. Nun, dann könnte ich Ihnen das kleine Päckchen in die Wohnung bringen. Sagen Sie Ihren Namen und Ihre Adresse, und ich komme. Wie wäre das?»
    «Ach … ich weiß nich …»
    «So wäre es am einfachsten», versicherte er ihr. «Wir sind dann ungestört.»
    «Mir gefällt das nich. Lieber komme ich zu dir…»
    «Nein», lehnte er ab. «Auf keinen Fall. Entweder in Ihrer Wohnung oder überhaupt nicht.»
    «Na schön. Aber keine Tricks!» willigte sie ein, Zweifel im Ton.
    «Wirklich, so ist es am besten», wiederholte er. «Ich liefere den Umschlag ab und gehe gleich wieder. Und Sie reisen nach Puertoriko. Wie wäre das?»
    «Klingt nich schlecht. Wann? Heute?»
    «Nicht heute. Heute kann ich das Geld nicht auftreiben. Die Banken haben schon geschlossen. Wie wäre es morgen?»
    «Morgen bin ich auf Arbeit. Sonnabend vielleicht?»
    «Einverstanden. Wäre Sonnabendmittag recht?»
    «Okay, klingt okay. Fünftausend in kleinen Scheinen.»
    «Bekommen Sie zuverlässig», sagte er überredend. «Also, wie heißen Sie

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