Die Zweitfrau
Natürlich sind wir eingeladen. Alessa, Theo und ich kommen sehr gut miteinander aus, mögen uns, können miteinander lachen und so ist es völlig normal, dass nicht nur Peter eingeladen wird, sondern eben auch ich. Marlies ist mittlerweile wieder verheiratet und wohnt relativ weit weg. Wir haben uns noch nicht kennen gelernt. Und so steht dieses Ereignis bevor.
Sowohl Alessa als auch Theo sind auf der Suche nach einem gemeinsamen Nest. Das ist gar nicht so einfach. Die Miete soll nicht zu hoch sein, die Wohnung soll ruhig liegen, einen gewissen Komfort haben. Es klappt einfach nicht. Die beiden haben auch so schon eine Menge zu tun. Die Hochzeit muss organi siert werden, viele Kleinigkeiten, die damit zusammen hängen, liegen an. Und dann, sozusagen noch „nebenher“ Wohnungen anschauen, das ist auf Dauer einfach nicht zu schaffen. Und so beschließen sie, sehr zum Leidwesen von Alessa, zunächst einmal in der Wohnung von Theo zu bleiben. Er bewohnt eine gemütliche Zwei-Zimmer-Wohnung. Es ist genug Platz für beide da, das ist nicht das Problem. Dennoch verstehe ich Alessa, die eben gerne einen „gemeinsamen“ Start haben möchte. Aber letztendlich sieht sie ein, dass man nichts übers Knie brechen kann.
Der „große“ Tag rückt näher. Natürlich sind Peter und ich auch zur standesamtlichen Trauung eingeladen. Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg. Es ist ein wirklich schöner Tag. Die Trauung findet in der kleinen Gemeinde statt, in der Theo wohnt und wie überall sind Parkplätze Mangelware. Da Peter das weiß, sucht er erst gar nicht direkt am Standesamt danach, sondern wir parken etwas weiter abseits. Das ist kein Problem, da wir genug Zeit haben, um die paar Schritte zu Fuß zu gehen. Wir steigen aus und wollen uns eben auf den Weg machen, da sieht Peter, dass seine geschiedene Frau und deren Ehemann ebenfalls gerade ankommen. Peter, der weiß, dass ich wegen der bevorstehenden Begegnung etwas nervös bin, nimmt meine Hand und gemeinsam gehen wir auf die beiden zu. Er macht uns miteinander bekannt. Es ist alles sehr freundlich, wenngleich natürlich eine gewisse Spannung in der Luft liegt. Ich atme auf, entspanne mich ein wenig, die erste Hürde ist genommen. Die Trauung verläuft, wie nicht anders zu erwarten, ruhig und ohne Probleme ab. Anschließend gibt es noch einen kleinen Imbiss, bevor sich alle wieder trennen. Ein Teil der Gäste hat noch viel zu tun, um den Saal zu schmücken, der für den kommenden Tag nach der kirchlichen Trauung angemietet ist.
Am kommenden Tag machen wir uns also wieder auf den Weg. Diesmal erwartet uns Marlies auf dem Parkplatz, begrüßt uns freundlich und gemeinsam legen wir den kurzen Weg vom Parkplatz zur Kirche zurück. Es sind viele Menschen da und so hört man schon lange, bevor man den Raum betritt, das Gemurmel. Wir haben es nicht eilig, denn unsere Plätze sind natürlich reserviert. Nachdem wir auch die Eltern von Theo - Edith und Konrad - begrüßt haben, nehmen wir Platz und warten auf das Brautpaar. Wir haben das Brautkleid von Alessa noch nicht gesehen und sind entsprechend gespannt. Und dann kommen sie endlich. Was für eine wunderschöne Braut. Und wie sie strahlt! „Bezaubernd“ ist ein abgegriffenes Wort, aber nur dieses Wort ist in diesem Fall wirklich passend. Und auch Theo strahlt über das ganze Gesicht. Hier sieht man wirklich, dass sich zwei gefunden haben, die zusammen gehören.
Nach der Trauung wird „flaniert“. Das heißt, alle Gäste stehen in der Reihe um dem Paar zu gratulieren. Als Peter und ich die beiden endlich erreicht haben, überlasse ich ihm den Vortritt. Und als ich an der Reihe bin, sage ich zu Theo:
„ Du weißt hoffentlich, dass du hier etwas ganz besonderes bekommen hast?“
„Natürlich“, antwortet er", aber sie doch auch, oder“?
Wir lachen beide, und ich wende mich Alessa zu.
„Oh, du bist eine so wunderschöne Braut“, sage ich zu ihr.
Sie nimmt mich in den Arm und sagt:
„Ach Lena, weißt du, ich mag dich ganz arg.“
Das rührt mich fast zu Tränen, es ist so ehrlich gesagt, so spontan, dass ich einfach weiß, sie sagt die Wahrheit. Wir nehmen uns in den Arm und drücken uns fest, während ich ihr alles Gute wünsche.
Wir machen uns auf den Weg zu dem Lokal, oder besser gesagt, zu dem Riesensaal, der gemietet ist. Dort angekommen, suchen wir uns unseren Platz. Wir sitzen natürlich ganz vorne, zusammen mit Marlies und ihrem Mann und den Eltern von Theo. Als endlich alle da sind, werden wir von dem
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