Die Zweitfrau
verursacht. Da muss nochmals nachgeschaut werden, was jedoch nicht in der Reha-Klinik gemacht werden kann. Das hat uns unbedingt gefehlt! Er ist noch am selben Abend verlegt worden. In der Klinik angekommen, wurde eine Drainage gelegt. So kann die Menge der Flüssigkeit kontrolliert werden, die in den Bauchraum fließt. „Viel“ ist es nicht - aber es reicht aus, um diese Schmerzen zu erzeugen. Nein, eine erneute OP ist nicht geplant, aber Peter muss dort bleiben. Eigentlich nur, damit bei der täglichen Visite die Flüssigkeitsmenge kontrolliert werden kann. Mehr wird nicht gemacht.
Dennoch vergehen immerhin zwei Wochen, bis alles wieder in Ordnung ist. Dann geht es erneut in die Reha. Peters größte Sorge ist es, dass er nach der OP nicht mehr fähig sein wird, das Wasser zu halten. Man hat dies in einem der Vorgespräche in Erwägung gezogen, da es einfach hin und wieder vorkommt. Diese Sorge macht ihm am meisten zu schaffen. Das Wasser nicht halten zu können, das wäre doch eine enorme Belastung für ihn. Und so richtet er sein Augenmerk natürlich auf diese Sache.
Er macht alle angewiesene Übungen, um das zu verhindern, sehr sorgfältig; macht auch sonst alles mit, was ihm in der Reha geboten wird. Es gefällt ihm dort, das merke ich gut. Wir telefonieren täglich und er erzählt mir von seinen Fortschritten, fragt, wie es daheim läuft. Es ist fast ein bisschen so wie am Anfang unserer Beziehung. Stundenlange Gespräche. Besonders freut er sich, als ein großer Teil seiner Laufgruppe zu Besuch kommt. Natürlich warne ich ihn nicht vor, die Gruppe kommt für ihn völlig überraschend.
Die Reha-Klinik in der Ortenau liegt in einer wunderbaren Gegend und ist ein hervorragendes Weingebiet. Nicht etwa, dass Peter trinken will, das traut er sich nicht, hat er doch Sorge, dass er dann die Kontrolle über das Wasser verliert. Aber als die Mitglieder der Laufgruppe kommen, da gehen natürlich alle zu einem Umtrunk in ein Lokal. Ich gehe erst eine Woche später zu Besuch und meine Schwester begleitet mich. Gut sieht er aus, so voller Hoffnung, guter Dinge. Richtig gutgelaunt wirkt er. Er macht Pläne, was er alles machen wird, wenn er wieder daheim ist. Und wir gehen essen. Nach dem Essen zeigt er uns sein Zimmer und dort kippe ich dann um. Niemand weiß, was los ist mit mir, aber mir ist plötzlich so schlecht, ich bekomme Schweißausbrüche, mir ist schwindlig, ich muss mich hinlegen.
Peter ist ganz aufgeregt, lässt sich auch nicht beruhigen, als ich ihm sage, dass es schon wieder besser geht. Dabei zittere ich wie ein Hundebaby, so kalt ist mir. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis ich mich so gut fühle, dass ich wieder aufstehen kann. Am Nachmittag machen meine Schwester und ich uns wieder auf den Nachhauseweg. Und dann dauert es gar nicht mehr lange und Peter kommt wieder nach Hause. Ich hole ihn aus der Reha-Klinik ab. Er genießt es sehr, wieder daheim zu sein. Das normale Leben hat uns bald wieder im Griff.
Uns kommt gar nicht der Gedanke, dass dies der Beginn der eigentlichen Krankheit ist.
Teil Zwei
Kapitel 1
Und dann endlich erhalten wir die Nachricht, dass Alessa ein Baby erwartet. Nun ist sie ganz aus dem Häuschen. Natürlich muss nun auf jeden Fall eine größere Wohnung her, das ist ganz klar. In den vergangenen Monaten ist die Suche ein wenig eingeschlafen, denn die Wohnung von Theo hat wirklich gut gereicht für die beiden. Aber noch immer ist es nicht so leicht und hin und wieder verzweifelt sie ein wenig. Ich beruhige sie dann immer, dass sich rechtzeitig eine Wohnung finden wird. Und tatsächlich, sie wird gefunden. Im Wohnort der beiden, in einer ruhigen Nebenstraße. Sehr groß, sechs Zimmer. Hell und freundlich und ein weiteres Zimmer im Keller, das als Büro genutzt werden kann. Alessa und Theo sind glücklich, als sie den Zuschlag bekommen. Natürlich muss die Wohnung zunächst renoviert werden. Und selbstverständlich will das Peter machen. Aber zuerst wollen wir in diesem Jahr Urlaub machen.
Ende Mai, Anfang Juni, fahren wir nach Italien. Ein langgehegter Wunsch von mir. Es ist mir ein Bedürfnis, meine Sprachkenntnisse zu erproben. Und weil ich vor vielen Jahren ein Buch über die Toskana gelesen habe, ist für mich klar, ich will Florenz sehen und erleben. Wir wollen jedoch nicht ausschließlich „faulenzen“, wir wollen auch ein wenig erfahren über die Geschichte des Landes. Und nach diesen Gesichtspunkten buchen wir die Reise. Die erste Woche soll uns, in einer
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