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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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zu mir und sagt mir, dass Jochen sich mit ihm treffen möchte. Wir haben an diesem Tag wohl etwas ganz anderes vorgehabt, aber ich verstehe, dass dieses Treffen sehr wichtig für ihn ist. Also lasse ich ihn ziehen. Ich denke, der Tag sei gelaufen, denn ich kann mir vorstellen, dass die beiden viel miteinander zu reden haben. Weit gefehlt!
    Bereits nach zwei Stunden taucht Peter wieder auf. Er ist völlig fertig, setzt sich zu mir auf die Couch. Dann erzählt er, was vorgefallen ist. Jochen hat ihn „zur Rede gestellt“. Wie kann er einfach mit einer anderen Frau zusammen ziehen? Er findet das unerhört. Niemand hat ihn gefragt.
    „ Du bist das Letzte für mich“, so müssen seine Worte gewesen sein. Als Peter ihn darauf aufmerksam macht, dass er hinnehmen kann, dass Jochen eine eigene Meinung hat, sich aber dagegen verwahrt, in welchem Ton Jochen mit ihm spricht, springt dieser auf und sagt laut:
    „Für mich ist die Sache erledigt“, rennt zu seinem Auto und rast mit quietschenden Reifen von davon.
    Ich habe viel zu tun, um Peter zu trösten und Trost in dem Sinne gibt es ja nicht. Letztendlich können wir nur warten, wie es weiter geht. Peter hofft, dass sich das alles irgendwie einrenken wird.
    Der Herbst kommt, dann der Winter. Wir igeln uns ein, der Schnee macht uns ordentlich zu schaffen. Aber wir finden es herrlich. Weihnachten steht vor der Tür, unser erstes gemeinsames Weihnachten im eigenen Nest.
    Dieses Weihnachten ist so friedlich. Das ganze Haus ist weihnachtlich geschmückt, wir haben beide für diese Zeit ein Faible. Wir gehen in die Kirche, weil unser Vermieter der Vorsitzende des Harmonika-Vereins ist. Auch den Posaunenchor dirigiert er und wir wollen das hören und sehen, denn es gibt an Heilig Abend ein Konzert in der Kirche. Es ist wirklich sehr schön, wir bereuen es nicht.
    An einem Feiertag kommt seine Tochter, am anderen sind wir bei Thomas und Familie. Alles ganz ruhig. Silvester sind wir daheim. Wir gehen nicht aus, sondern machen es uns gemütlich. Nach dem Essen spielen wir und warten auf Mitternacht. Erst spät - oder früh - gehen wir zu Bett. Am Morgen machen wir einen Neujahrsspaziergang. Es hat noch weiter geschneit und wir genießen es, zusammen zu sein. Noch immer können wir wunderbar miteinander reden. Noch immer können wir uns alles sagen. Nicht mehr ganz so direkt wie früher, aber doch immer offen. Ja, wir leben tatsächlich in Frieden miteinander. Es ist alles wunderschön, einfach so zu ihm gehen zu können und zu sagen:
    „Würdest du sagen, dass du mich lieb hast?“
    „Natürlich mein Liebling, du bist doch die Hauptperson.“
    „Ja“, fordere ich ihn auf, „dann sag es doch.“
    Ein Spiel, welches wir in allen Jahren immer wieder spielen. Ich setze mich dann auf seinen Schoß, sage ihm, dass auch ihn liebe, frage, was er gerade macht. Er erstellt für sein Leben gerne Listen, gleich welcher Art. Es gibt nichts, was er nicht penibel auflistet. Ich sage ihm, was ich mache und dann gehe ich wieder.
    Wir haben getrennte Zimmer. Ich kann nicht mehr mit einem Menschen in einem Raum schlafen. Zu lange bin ich alleine gewesen und da jeder von uns viel Platz benötigt, weil jeder viele Dinge mitgebracht hat, ist es so in Ordnung für uns.
    Jeder hat genügend Platz.

Kapitel 20

    Im Sommer werkelt Peter im Garten, abends grillen wir auf der hinteren Terrasse. Wir trinken Wein, sitzen in der Abendsonne und genießen es, dass alles so still und friedlich ist. Peter hat sich auch hier einer Laufgruppe angeschlossen und Montagabends geht er regelmäßig zum Laufen. Er hat dort schnell Wurzeln geschlagen, ist sehr beliebt, weil er eben auch da zuverlässig ist. Ich gehe jeden Donnerstag in meine Theatergruppe.
    Sorgen macht ihm hin und wieder, dass seine Tochter Alessa noch immer keinen Mann gefunden hat. Sie leidet darunter, dass sie keine Familie hat, wünscht sich Kinder. Als Alessa uns einmal besucht, teilt sie mit, dass sie den Gedanken hege, weit weg zu gehen, in eine Mission. Dort leben will, denn mittlerweile glaubt sie nicht mehr, dass sie einem Mann begegnen wird, der zu ihr passt. Das ist vielleicht nicht ihr Schicksal.
    Ich glaube das nicht und sage ihr:
    „Quatsch, ich bin ganz sicher, dass da ein Mann auftaucht. Warte nur ab.“
    Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass da bisher noch keiner aufgetaucht ist. Alessa ist ein so liebenswerter Mensch. Sind die Männer alle blind?
    Mittwochs gehen wir morgens zur Massage. Peter ist der Meinung, es ist an der

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