Die Zweitfrau
Zeit, dass wir etwas Gutes für uns tun. Und da wir beide Probleme mit dem Rücken haben, bietet es sich geradezu an. Wir haben Glück, wir können die Praxis in fünf Minuten zu Fuß erreichen. Nach der Massage gehen wir immer zum Bäcker und kaufen Brezeln für das Frühstück. Für Peter ist das der Inbegriff des guten Lebens. An einem Werktag morgens gegen 10.00 Uhr müssen alle anderen arbeiten und wir haben Zeit für ein ausgedehntes Frühstück!!
An einem dieser Tage klingelt das Telefon und als Peter „Guten Morgen Alessa“ sagt, warte ich gespannt. Und ich sehe, wie ein Lächeln über sein Gesicht huscht, höre, wie er ganz erfreut ruft „ich gratuliere dir und ich freue mich“. Ich weiß sofort, was geschehen ist. Endlich hat sie ihren Traummann gefunden. Wir lernen ihn nach kurzer Zeit kennen, Theo, so heißt er, ist aus den neuen Bundesländern gekommen, um hier seinen Zivildienst zu leisten. Er ist Krankenpfleger und man hat ihm klar gesagt, dass man seine Stelle mit Sicherheit nicht freihalten kann, bis sein Dienst beendet ist. Und da es ihm im „Schwobaländle“ gefällt, ist er also geblieben. Die beiden strahlen vor Glück. Auch Theo hat die Hoffnung schon aufgegeben, dass er eine Frau finden wird. Nun hat das Schicksal sie zusammen geführt. Wir freuen uns sehr für beide. Sie kommen uns häufig besuchen und es ist immer wunderschön. Entspannt und angenehm.
In Frühjahr beschließt meine Schwester, die in Aurich in Norddeutschland lebt, wieder in Richtung Baden-Württemberg zu ziehen. Ihre Ehe ist geschieden und so sieht sie keinen Grund, noch länger dort zu bleiben. Nun ist es natürlich etwas schwierig für sie, Wohnungen zu besichtigen, die sie über das Internet findet. Als sie eine für sich passende Wohnung gefunden hat, die ganz in unserer Nähe liegt, nimmt sie mit der Vermieterin Kontakt auf und informiert sie darüber, dass sie gerne ihre Schwester und ihren Schwager schicken würde, die vorab schauen sollen, ob die Wohnung wirklich für sie in Frage kommt. Und so vereinbaren wir mit der Vermieterin einen Termin, um die Wohnung besichtigen. Peter hat seine Digitalkamera mitgenommen, macht Fotos und da er natürlich auch seinen Meterstab dabei hat, misst er alles aus. Ich spreche derweil mit der Vermieterin und mache sie darauf aufmerksam, dass meine Schwester plant, erst zu den Sommerferien umzuziehen, da ihr Sohn zur Schule geht und sie deshalb nicht mitten im Schuljahr umziehen will.
Wir sind uns alle sympathisch und die Frau verspricht uns, wenn meine Schwester die Wohnung haben will, wird sie bis zu den Ferien warten. Ich sage ihr, dass mir die Wohnung sehr gut gefällt, ich würde sie sofort nehmen. Und ich sage ihr zu, dass sie Bescheid bekommt, einerlei, wie meine Schwester sich entscheiden wird. Meine Schwester ist begeistert von der Wohnung. Sie will sie nehmen und so wird erneut ein Termin ausgemacht, am 01. Mai, der in diesem Jahr so fällt, dass meine Schwester für ein verlängertes Wochenende kommen kann. Als sie kommt, wird der Mietvertrag unterschrieben und die Vermieterin ist sogar so freundlich, dass sie den Vertrag erst zum 01. Juli ausstellt. Dieses Entgegenkommen entlastet meine Schwester finanziell natürlich sehr. Und da Peter die Wohnung renovieren wird, bekommen wir sofort den Schlüssel ausgehändigt. Meine Schwester ist selig und ich auch. Sehr lange ist sie weg gewesen, soweit fort und nun sollen wir wieder die Möglichkeit haben, uns öfter zu sehen.
Peter legt sofort los mit der Planung und ab dann ist er so gut wie nicht mehr zu Hause. Ich bin mittlerweile unterwegs, um die Möbel zu bestellen, die meine Schwester sich ausgesucht hat. Sie will lediglich einige Kleinigkeiten, sowie ihre persönlichen Sachen mitbringen und einen wirklichen Neuanfang starten. Also renoviert Peter und ich putze anschließend die Wohnung, wasche Türen ab, putze Fenster. Dann bauen wir die Möbel auf, auch die werden gereinigt und so kommt es, dass die Wohnung fix und fertig ist, lange bevor meine Schwester eintrifft. Sie hat sich einen Sprinter gemietet und fährt sofort am ersten Ferientag los, kommt abends in ihrem neuen Zuhause an, wo wir sie mit einem kleinen Essen erwarten. Zuvor räumen wir den Wagen aus und Peter baut noch die Dinge auf, die sie mitgebracht hat. Innerhalb einer Woche ist der Umzug vergessen. Wir freuen uns alle.
Lange warten Alessa und Theo nicht mit der Hochzeit. Schon ein halbes Jahr nachdem sie sich kennen gelernt haben ist die Trauung.
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