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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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gedacht und hab es auch verstanden. Aber nun wird mir klar, warum sich Alessa und Theo so verhalten benommen habe, als ich ihnen erzählt habe, dass du nicht kommen kannst. Sie sind gar nicht darauf eingegangen. Haben die Bescheid gewusst?“
    „Natürlich haben sie es gewusst. Was denkst du denn? Hier nun die Unterlagen, die du so dringend brauchst. Wie geht es dir, mein Liebling?“
    Ich strahle übers ganze Gesicht, freue mich unbändig, dass meine Überraschung so geglückt ist. Und seine Freude zu sehen, das ist einfach wunderschön. Wir gehen in die Cafeteria und trinken gemeinsam Kaffee, essen Kuchen und er erzählt mir die Neuigkeiten. Es geht ihm gut, das kann ich deutlich sehen. Er sprüht förmlich vor Lebensfreude und Hoffnung. Nein, die OP ist nicht schlimm gewesen und auch die Tage danach sind nicht schlimm. Der Chirurg hat ihm gesagt, dass er den Tumor fast vollständig entfernt hat. Lediglich einige Tumorzellen sind bereits ins angrenzende Gewebe eingedrungen, aber das würde man sicher mit Bestrahlung hinkriegen. Wir freuen uns und schöpfen ein wenig Hoffnung. Immer wieder blickt er mich an und sagt:
    „Raffiniert, mich noch anzurufen und dann gleich loszufahren. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass du dich auf den Weg machst und hier her kommst.“
    „Ja“, sage ich, „ du weißt doch, mit mir muss man immer rechnen.“
    „Und die beiden Kinder, die kriegen was von mir zu hören. Mich so im Dunkeln zu lassen“, lacht er.
    Ich kann natürlich nicht lange bleiben, denn ich habe diesmal meiner Freundin nicht Bescheid gegeben, dass ich auf dem Weg bin, will sie nicht schon wieder belästigen. Außerdem weiß ich, dass sie Ostern Besuch hat von ihrer Schwester und so ist für mich klar gewesen, dass ich noch am selben Tag wieder nach Hause fahren werde. Also muss ich mich nach dem Kaffee von Peter verabschieden. Aber es ist nicht schlimm für uns. Dass ich überhaupt gekommen bin, das ist das Wichtigste für ihn und damit auch für mich. Wieder einmal miteinander an einem Tisch zu sitzen, miteinander zu reden - von Angesicht zu Angesicht - das tut gut und ist jede Anstrengung wert. Was zählt es da, dass ich nach knapp drei Stunden wieder abfahren muss? Peter bringt mich noch zum Auto und erinnert mich daran, gleich anzurufen wenn ich wieder daheim bin.
    Mittlerweile ist es sonnig geworden und ich starte durch. Die Fahrt ist schrecklich. Der Verkehr ist nicht so dicht, aber da ich mittlerweile seit mehr als zwölf Stunden auf den Beinen bin und bereits mehr als 500 km zurückgelegt habe, bin ich rechtschaffen müde. Hin und wieder habe ich die Sorge, ich schlafe am Steuer ein. Aber ich schaffe es. Daheim angekommen, rufe ich sofort bei Peter an und er ist beruhigt, dass alles gut gegangen ist. Natürlich ist er in Sorge gewesen, denn ihm ist sowohl der Aufwand, den ich betrieben, als auch die Anzahl an Kilometern bewusst, die ich zurückgelegt habe.

Kapitel 9

    Wir telefonieren täglich miteinander und ich halte Peter auf dem Laufenden, was die Vorbereitungen des Umzugs betrifft. Hole auch oft seinen Rat ein, wenn meiner Schwester und mir etwas nicht klar ist. Und uns ist erschreckend vieles nicht klar. Aber wir schlagen uns - mit Peters Hilfe - tapfer. Ich bin unentwegt damit beschäftigt, Umzugskartons zu packen, auszusortieren, was nicht mehr benötigt wird. Und bei diesen Dingen muss ich dann entscheiden, was endgültig wegkommt und was eines der Kinder erhalten soll. Es gibt viel zu tun. Aber die Arbeit geht mir leicht von der Hand: die OP liegt weit hinter uns, Peter geht es gut. Ich kann, da ich alleine bin, meine Zeit so einteilen wie es mir recht ist. Und so kommt es, dass ich häufig nachts arbeite, weil mir während des Schlafes etwas eingefallen ist, was sofort erledigt werden muss, keinen Aufschub duldet. Ich beginne damit, mir viele Merkzettel zu schreiben, die ich dann, wenn ich sie benötige, nicht mehr finde. Es ist hin und wieder etwas chaotisch, aber all das ist nicht so schlimm für mich. Wenn möglich, transportiere ich sogleich viele Dinge mit dem Auto in unser neues Heim und die Wohnung sieht bereits wohnlich und ein wenig gemütlich aus.
    Am 11.04.2010 wird Peter entlassen und Thomas holt ihn ab. Peter ist natürlich von der langen Fahrt erschöpft, als sie endlich ankommen. Thomas verabschiedet sich bald. Peter und ich reden noch ein wenig, bevor er sich dann in sein Bett trollt.
    Am 22.04.2010 beginnt seine Reha in Bad Dürrheim und in der Zwischenzeit

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