Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
Vom Netzwerk:
Ernstfall alles vorstelle.“
    Ich belasse es zunächst dabei.
    Daheim angekommen verliert Peter auch keine Zeit, sondern informiert die Kinder sofort über die Geschehnisse und seine Pläne. Gemeinsam wird ein Termin gesucht, an dem wirklich alle kommen können. Es ist ein Samstag.
    Der Samstag kommt und alle sind bei uns. Peter hat sich gut vorbereitet und redet zunächst mit jedem der Kinder separat im Esszimmer, während die anderen im Wohnzimmer warten. Ganz zum Schluss holt er uns gemeinsam ins Esszimmer und redet mit uns zusammen. Da wir nicht verheiratet sind, ist es ihm wichtig, dass mir nach seinem Tod nichts weggenommen wird. Und vor allen Dingen will er Streitigkeiten vermeiden.
    Es ist schönes Wetter und da Alessa ihren kleinen Sohn nicht alleine lassen kann, ist Theo mitgekommen und geht mit ihm spazieren. Peter weist darauf hin, dass dies hier kein „Abschiedsgespräch“ ist. Er hat eher im Sinn, seine Kinder zu informieren, falls doch etwas bei der OP passiert. Außerdem hat er eine Patientenverfügung ausgefüllt, weil er nicht möchte, dass lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen werden, falls etwas bei der OP „schief geht“. Und so bestimmt er seinen Sohn Thomas und mich als die Personen, die in solch einer Situation entscheiden, dass alle Geräte abgeschaltet werden.
    Grundsätzlich jedoch geht er davon aus, dass wir uns alle wiedersehen. Es ist ein anstrengender Tag. Es wird viel geweint. Obwohl wir uns alle sehr bemühen, seine positiven Gedanken zu teilen, ist uns doch bewusst, dass alles auch ganz anders kommen kann.
    Die Zeit bis zu unserer nächsten Abfahrt vergeht wie im Flug und ehe wir uns versehen, müssen wir wieder Richtung Essen starten. Und wenn wir auch froh sind, dass nun endlich das in Angriff genommen wird, was Peter sich so wünscht, ist uns bang ums Herz. Zuvor jedoch ist es für Peter wichtig, mit mir zu reden.
    „ Du weißt, dass ich dich sehr liebe. Denke daran, wenn sich der Tumor vielleicht irgendwann in meinem Kopf festsetzt und ich dann Dinge sage, die dich verletzen, dass das nicht mehr ich bin. Lege das dann nicht auf die Goldwaage. Ich kenne das gut von meiner Tante. Die hat zum Schluss ein wenig den Verstand verloren und oft Dinge gesagt, die sie niemals gesagt hätte, wenn sie gesund gewesen wäre. Und noch etwas, mein Liebling. Wenn es wirklich so ist, dass ich nicht mehr aufwache nach der Narkose und es keine Hoffnung mehr gibt, dass ich es noch werde, dann lass nicht zu, dass ich monate- oder gar jahrelang dort einfach so rumliege. Mit Thomas wird es sicher keine Schwierigkeiten geben, der ist ja sehr vernünftig.“
    „Sei ganz sicher, wenn die Ärzte sagen es gibt keine Hoffnung mehr, dann werde ich dafür sorgen. Darauf kannst du dich verlassen.“
    Ich liefere ihn also zum vereinbarten Termin in Essen ab und fahre wieder einmal zu meiner Freundin.
    Gleich am nächsten Tag kommt der erste Tiefschlag. Der Arzt, der mit Peter den Termin für die OP vereinbart hat, hat wohl einiges übersehen. Was wiederum heißt, dass man keineswegs sofort operieren wird. Es werden nochmals viele Untersuchungen durchgeführt. Da sich das alles länger hinzieht, beschließen wir, dass ich nach Hause fahre. Peter wird mich bei unseren täglichen Telefonaten informieren, wann es mit der OP soweit ist. Dann werden wir entscheiden, ob ich nach Essen komme oder nicht.
    Die Tage ziehen sich wieder dahin. Eine Untersuchung nach der anderen, ein Arztgespräch folgt dem nächsten. Und dann endlich ist es soweit. Es wird ein Termin bestimmt. Die OP soll nun am 29. März stattfinden. Am Tag zuvor kommt der Chirurg zu Peter, um ihn über alle Eventualitäten aufzuklären. Das Risiko ist enorm, das wird ihm ganz klar gesagt. Aber man hat sich dafür entschieden - wenn möglich - die „kleine“ OP zu machen. Den Tumor zu entfernen und mehr nicht. Trotz aller CT’s, trotz aller Röntgenaufnahmen, können die Ärzte nicht mit Sicherheit sagen, wie es wirklich in Peter drinnen aussieht. Sie wollen eine endgültige Entscheidung treffen wenn sie ihn „geöffnet“ haben und sehen können, wie sich Krankheit und bisherige Behandlung entwickelt haben. Erst dann können sie definitiv sagen, was zu tun ist. Deshalb muss Peter auch seine Zustimmung für die „große“ OP geben; sollte sich herausstellen, dass dieser Schritt doch nötig ist.
    Die „große“ OP bedeutet, dass das Rippenfell vom Brustkorb abgeschabt wird, der Herzbeutel entfernt und ein neuer eingesetzt wird, der sich

Weitere Kostenlose Bücher