Die Zweitfrau
müssen, ist es nun zunächst Zeit für einen kleinen Imbiss.
Meine Schwester hat für die Helfer einen Riesentopf Gulaschsuppe gekocht und es schmeckt allen vorzüglich. Alle sind mehr als zufrieden mit dem schon Erreichten.
Während des Essens schaue ich mich um. Überall stehen Kartons, die nun noch ausgepackt werden müssen. Diesen Teil muss ich natürlich allei ne erledigen, da kann mir niemand helfen. Aber ich bin guter Dinge und nehme mir vor, dass bis zum nächsten Abend alles erledigt sein wird.
Zwischen durch schleiche ich mich leise in Peters Zimmer. Er liegt im Bett und ruht. Niemanden stört das, außer ihn selbst natürlich. Für uns andere ist es normal, dass er nicht mitarbeiten kann, aber ihm macht es sehr wohl etwas aus.
Bisher ist immer er es gewesen, der unermüdlich gearbeitet hat. Nun müssen andere die Arbeit übernehmen. Eine schwierige Lektion für ihn, obwohl er natürlich froh ist, dass er nichts machen muss. Er kann es ganz einfach nicht.
Am Nachmittag steht dann alles aufgebaut an seinem vorgesehenen Platz und langsam lichten sich die Reihen. Die Helfer verabschieden sich einer nach dem anderen und wir bleiben allein zurück. Überall stehen Kisten und Kartons herum. Von Gemütlichkeit kann keine Rede sein. Peter ist müde und so legt er sich - nach einem kleinen Imbiss - bald ins Bett und schläft. Ich selbst beginne Kartons auszuräumen und die Dinge zu verstauen. Bevor ich es recht begreife ist es fast Mitternacht. Da kann ich auch nicht mehr, obwohl es noch jede Menge zu tun gibt. Kurz entschlossen lege ich mich auf die Couch, ziehe mir die Decke über den Kopf und schlafe ein.
Bereits nach vier Stunden bin ich jedoch wieder auf den Beinen und arbeite weiter. Zu lange habe ich nun im Chaos gelebt, das will ich so schnell wie möglich beenden. Und tatsächlich, es ist noch nicht Mittag, da ist alles in Ordnung gebracht. Alles steht an seinem Platz, so wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin völlig erschöpft, aber auch sehr zufrieden. Als Peter aufsteht, er hat wesentlich länger geschlafen als ich, bin ich schon einkaufen gewesen, habe sogar an Blumen gedacht und diese auf den Tisch gestellt. Der Frühstückstisch im Erker ist gedeckt. Wir frühstücken also das erste Mal und das gleich im Sonnenschein, genauso, wie wir uns das vorgestellt haben, in der neuen Wohnung.
„Wie geht es dir mein Schatz?“, so frage ich ihn während des Frühstücks.
„Ach, ich weiß nicht so recht. Es geht mir nicht schlecht, aber ich hab etwas Schmerzen. Der Arzt hat mir allerdings bei der Verabschie dung gesagt, dass ich noch lange Schmerzen haben werde. Das ist schon eine Menge gewesen, was meinem Körper zugemutet worden ist. Aber es geht schon. Macht ja nichts, wenn ich müde bin. Kann mich ja jederzeit hinlegen. Wenn ich liege, dann sind die Schmerzen auch nicht so stark.“
„Das wird schon, braucht eben seine Zeit. Ist ja eine sehr große OP gewesen, das dürfen wir nicht vergessen. Also hör auf deinen Körper und lege dich hin, wenn dir danach ist.“
Da natürlich alles was Peter macht sehr langsam voran geht, vergeht einige Zeit, bis auch sein Zimmer endlich so in Ordnung ist, wie er es sich vorstellt. Er nimmt sich zwar jeden Tag viel vor, aber dann macht ihm sein Körper häufig einen Strich durch die Rechnung.
Wir fühlen uns wohl in der Wohnung , auch wenn ihm der Garten fehlt.
„Trotzdem ist es so besser. Ich wäre ja verrückt geworden, wenn ich gesehen hätte, was im Garten alles gemacht werden muss und ich kann nicht. Nein, da ist es so besser. Und wenn es mir wieder besser geht, dann können wir auf dem Balkon sitzen, in aller Ruhe.“
Nun müssen wir noch das Haus übergeben, was uns schwer fällt. Wir haben ja sehr gerne dort gewohnt. Haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Vermietern, denen es recht gewesen wäre, wenn wir, wie ursprünglich geplant, viele Jahre geblieben wären. Es tut ihnen von Herzen leid, aber sie verstehen und wünschen uns alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Peter hat sich umgehend am neuen Wohnort einen Arzt gesucht. Das Kriterium für seine Wahl des Arztes ist, dass dieser nicht weit von uns entfernt sein darf, sodass er seine Besuche zu Fuß machen kann. Es versteht sich von alleine, dass er künftig gehäuft zur Blutabnahme gehen muss. Auch benötigt er laufend Überweisungen, denn er muss auch regelmäßig zu Nachuntersuchungen in verschiedene Kliniken. Und so fällt seine Wahl auf eine Ärztin, die ihre Praxis eine Straße weit
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