Die Zweitfrau
zeige ich ihm die renovierte Wohnung, worauf ich sehr stolz bin. Es ist eine Menge Arbeit gewesen, die wir bewältigt haben. Peter ist voll des Lobes für uns. Aber so richtig Interesse hat er nicht, denn bis zur Reha muss er noch häufig zum Arzt, muss noch mit der Berufsgenossenschaft kontakten, die die Reha zahlen soll. Mittlerweile ist das Verhältnis zu Herrn Schneider von der BG sehr gut geworden. Das liegt zum Teil daran und dass Herr Schneider nicht nachtragend ist. Er hat ja immer mit Menschen zu tun, die dieselben oder doch ähnlich gelagerte Probleme haben wie Peter. Er ist es gewohnt, dass die Leute da in einem Ausnahmezustand sind und man nicht erwarten kann, dass sie sich so benehmen wie gewohnt. Herr Schneider weiß, dass er eine Art „Blitzableiter“ ist in diesen Fällen. Und Peter ist natürlich mittlerweile ruhiger geworden, hat sich mit seiner Situation auseinandergesetzt hat sich auch entschuldigt für sein damaliges Benehmen und erleben können, dass sich Herr Schneider wirklich für „seine“ Patienten einsetzt. Er braucht natürlich immer Papiere, er muss ja gegenüber seinen Vorgesetzen Rechenschaft ablegen über die Dinge, die er bewilligt. Herr Schneider nimmt ehrlich Anteil. Er ruft häufig an, fragt nach, wie es Peter geht, ob er irgendetwas benötigt. Weist immer darauf hin, dass Peter ihn sofort wissen lassen soll, wenn er etwas braucht. Kurz, er ist immer da, wenn man ihn braucht. Er gibt sein Bestes, das kann man nicht anders sagen.
Und dann ist es endlich soweit. Peter fährt in die Reha, wenn er wieder kommt, dann steht der Umzug direkt vor der Tür. Wieder ist es Thomas, der ihn fährt und ich wünsche ihm eine schöne Zeit. Auch hier halten wir es so, dass wir täglich telefonieren, uns gegenseitig unterrichten, wie es voran geht. Bei mir mit den Vorbereitungen für den Umzug, bei ihm mit der Reha. Es gefällt ihm in Bad Dürrheim und natürlich besuche ich ihn auch einmal. Zuvor jedoch kommen überraschend seine Lauffreunde, die ihn besuchen. Es muss, so habe ich später erfahren, für alle ein sehr schöner Tag gewesen sein. Diese Dinge sind wichtig für Peter, es tut ihm gut, dass er Freunde hat, die auch einen weiteren Weg nicht scheuen, um ihn zu sehen. Für die sein Wohlergehen wichtig ist. Ich selber fahre eine Woche später und auch mir gefällt die Klinik gut. Er hat ein schönes Zimmer, gemütlich und fast schon ein wenig rustikal eingerichtet, in dem er sich wohlfühlt. Mittlerweile hat er sogar wieder angefangen regelmäßig zu laufen. Natürlich ist dieses Laufen nicht zu vergleichen mit dem Laufen vor der OP. Er hat sich entschlossen, künftig „Schnecken zu stechen“, wie er sich bisher über Nordic-Walker amüsiert hat. Obwohl der Eingriff - äußerlich zumindest - keine große Narbe hinterlassen hat, da sieht man nur ein kleines Loch. Innerlich jedoch schmerzt bei schnellen Schritten noch immer das Narbengewebe heftig. Peter will sich mit den Gegebenheiten arrangieren und das Beste daraus machen.
Als die Reha zu Ende ist, holt Thomas ihn ab und bringt ihn in ein Haus, welches nicht mehr wirklich gemütlich ist. Die Wände sind kahl, die Küche ist schon in der neuen Wohnung und dort aufgebaut und da ich momentan selbst nicht viel esse, ist auch das Geschirr bereits dort und eingeräumt. Peter ist von der langen Fahrt erschöpft und so verlässt uns Thomas bald. Wir selbst reden noch ein wenig miteinander, aber der Umzug soll nun am nächsten Tag über die Bühne gehen und so gehen wir bald zu Bett.
Kapitel 10
Am nächsten Morgen bin ich sehr früh auf den Beinen, denn immer noch fällt mir etwas ein, was dringend erledigt werden muss, bevor die Freunde kommen, die beim Umzug helfen werden. Wir wollen um 7.00 Uhr mit dem Aufladen beginnen und es klappt wirklich alles wie geplant. Peter fährt mit meiner Schwester Susanne in die neue Wohnung, um dort auf den Techniker der Telekom zu warten. Auch das klappt wie erhofft. Unter den ersten Sachen, die wir transportieren, ist Peters Bett. Ich will, dass er die Möglichkeit hat, sich in der neuen Wohnung hinzulegen, wenn ihm danach ist. Rasch wird es dort aufgebaut, Alessa bezieht es und so hat Peter einen Ort, an den er sich zurückziehen kann. Ruhe ist noch sehr wichtig für ihn.
Es ist ein fröhlicher Umzug, allen macht das Arbeiten viel Spaß und es wird viel gescherzt. Jeder gibt sein Bestes und so steht zur Mittagszeit fast alles dort, wo es hingehört.
Obwohl noch zwei Schränke aufgebaut werden
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