Die Zweitfrau
später mit Eigengeweben überziehen wird. Dann muss das Zwerchfell entfernt und durch ein neues ersetzt werden, was die Gefahr birgt, dass der Körper dieses neue Zwerchfell abstoßen kann, was einen erneuten Eingriff zur Folge hat. Sollte die „große“ OP notwendig sein, wird auch der linke Lungenflügel entfernt. Die OP wird 9,5 Stunden dauern, vorausgesetzt, es verläuft alles einigermaßen „normal“.
Peter hat sich alles angehört und ist keineswegs so geschockt, dass er auch nur einen Augenblick in Erwägung zieht, von der OP abzusehen. Er nimmt es einfach hin.
Als wir miteinander telefonieren, klärt er mich über alles auf. Ich will sofort kommen, aber das lehnt er ab.
„Schau, es hilft ja nichts wenn du die ganze Zeit, während der OP vor der Tür sitzt. Du wirst da nur verrückt. Besser ist es, du bleibst daheim und wartest dort. Ab 16.00 Uhr kannst du zu jeder halben Stunde versuchen, den Arzt zu erreichen. Wenn alles einigermaßen nach Plan verläuft, dann sind sie mit dem Eingriff gegen 16.00 Uhr fertig und du erfährst von ihm aus erster Hand, wie alles gelaufen ist. Außerdem schlage ich vor, du wartest auf meinen Anruf. Du weißt ja, was auf so einer Intensivstation los ist. Dauernd ruft jemand an. Warte also, bis ich mich melde.“
Recht ist es mir nicht, ich wäre schon gerne hingefahren. Aber ich füge mich seinem Wunsch. Es fällt mir nicht leicht, das muss ich schon sagen, aber ich will ihn nicht noch zusätzlich belasten. Dennoch bin ich froh, als ich von Thomas die Nachricht bekomme, dass er auf jeden Fall noch vor der OP nach Essen fahren wird, um seinen Vater zu besuchen. Es ist mir unangenehm zu denken, Peter ist einen Tag vor der OP alleine und grübelt. Am Abend vor der OP telefonieren wir nochmals und er verspricht sich zu melden, wenn er wieder bei sich ist.
Kapitel 8
Die OP fällt auf meinen Geburtstag, was Peter als gutes Zeichen ansieht. Mir ist nach vielen Dingen, nur nicht nach feiern. Umso erstaunter bin ich, als morgens - kurz nach 7.00 Uhr - mein Telefon läutet. Ich fliege geradezu an den Apparat und bin sprachlos, als sich Peter meldet und mir gratuliert. Ich bin ganz aus dem Häuschen, habe ich doch gedacht, etwas ist passiert, was die Verschiebung der OP zur Folge hat. Aber weit gefehlt. Es ist ihm einfach wichtig, mich anzurufen und mir zu gratulieren. Er ist schon im Vorraum des OP-Saales und wird gleich für den Eingriff vorbereitet. Ich soll mir keine Sorgen machen, es würde alles gut gehen und er sagt mir:
„Ich liebe dich mein allerliebster Liebling.“
Es wird ein unruhiger Tag für mich. Nicht so sehr der Vormittag, aber ab 14.00 Uhr werde ich dann doch nervös, obwohl bis zu dem Telefonat mit dem Arzt noch lange Zeit ist. Ich bin von meiner Schwester zum Kaffee eingeladen und natürlich dreht sich unser Gespräch ausschließlich um die OP. Um 16.10 Uhr endlich wage ich, anzurufen. Der Arzt ist auch sofort am Apparat. Er ist begeistert von Peters Kondition.
„Alles ist gut gelaufen, nicht ein einziges Mal ist ihm der Kreislauf abgesackt. Leider mussten wir doch die große OP machen. Der Tumor ist schon zu mächtig gewesen, hat sich bereits in umliegendes Gewebe gedrängt. Aber das ist kein Problem. Nun schläft ihr Lebensgefährte, was das Beste für ihn ist.“
Ich bedanke mich für die Information.
Wir sind erleichtert, denn natürlich haben wir alle Angst gehabt, dass etwas schief geht. Sofort rufe ich Peters Tochter an, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Auch dort wartet man ja gespannt. Thomas ist, nachdem Peter in den OP-Saal gekommen ist, wieder Richtung Heimat gefahren, will am Abend noch bei mir vorbeikommen, um etwas zu holen. Aber bis dahin ist noch Zeit. Zunächst sind wir froh, dass alles gut gegangen ist.
Bereits am nächsten Morgen ruft mich Alessa an und sagt:
„Sei mir nicht böse, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten und in Essen angerufen, mich erkundigt. Papa geht es gut, er sitzt wohl momentan auf der Bettkante, damit der Kreislauf in Schwung kommt. Die Nacht ist in Ordnung gewesen. Keine besonderen Vorkommnisse.“
„Nein, ich bin nicht böse, ich verstehe das gut. Wir sind einfach davon ausgegangen, dass ich sofort Bescheid bekomme, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Von daher sind keine Nachrichten für mich gute Nachrichten.“
Trotzdem bin ich nun auch beruhigt. Ich werde jedoch nicht anrufen, denn ich bin mir sicher, dass Peter sich melden wird, sobald es ihm möglich ist. Und tatsächlich, bereits am
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