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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Der Zwerg plante, den Famuli und Mägden einen gehörigen Schrecken einzujagen.
    »Schaut euch das an«, merkte Boїndil tadelnd an, als er die offene Pforte entdeckte. »Bei Vraccas, ist das eine Falle, um umherziehende Wanderer in einen Hinterhalt zu locken, weil sich die Türen nach seinem Eintreten schließen?«
    »Was sollten sie mit einem Wanderer?«, meinte sein Bruder.
    »Um neuen Hokuspokus auszuprobieren. Was weiß ich … An sich selbst werden sie ihre Kunst ja wohl erst anwenden, wenn sie sich sicher sind, dass es tatsächlich funktioniert.« Er sah zu Tungdil, um eine Bestätigung seiner Worte zu hören, aber der schwieg vorsichtshalber. Boїndil lockerte eines seiner Beile. »Wenn mich einer von den Zauberhutträgern schief ansieht, wird er es bereuen«, grummelte er in seinen schwarzen Bart.
    Boëndal lachte tief. »Ich werde dich rächen, wenn sie aus dir eine Maus oder ein Stück Seife gemacht haben.« Er tätschelte viel sagend den Kopf des Krähenschnabels, doch sein Bruder ersparte sich eine Erwiderung, sondern zog nur die Augenbrauen zusammen.
    Tungdil bemerkte, dass beide die Köpfe ein wenig einzogen und von ihren Bewegungen her in das Kampfverhalten der Zwerge überwechselten. Vorsichtshalber setzte er sich an die Spitze des kleinen Trosses.
    »Seid leise«, bat er sie, »ich möchte sie überraschen.«
    Boїndil blieb misstrauisch. »Ist das ein guter Einfall? Wenn sie uns nun vor lauter Schreck verhexen?«, gab er zu bedenken. »Was, wenn sie dich nicht wieder erkennen?«
    Tungdil winkte ab und betrat den Stolleneingang, aus dem ein vertrauter Geruch wehte. Papier, Papyrus und Pergament sowie der Staub hunderter Bücher vermengten sich mit dem Eigengeruch des Steins, dazu gesellte sich eine dezente Note des Abendessens. »Es gibt wohl Gesottenes und Gebratenes.«
    Er schaute über die Schulter, um nach den Zwillingen zu sehen. Sie aber hatten nur Augen für die Beschaffenheit der Tunnelwände und unterhielten sich leise darüber, wer warum die Gänge gegraben hatte.
    »Das waren Lange. Das sieht man, das fiel mir schon bei unserem ersten Besuch auf«, befand Ingrimmsch mit Kennerblick. »Zu grob und keine Ahnung von der Beschaffenheit des Felsens. Sie haben sich gegen die Schichten gewühlt, anstatt auf die Adern zu achten.« Er zeigte auf feine Maserungen im Gestein. »Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, erkennt man die Hinweise, welche das Gestein gibt. Selbst mir fällt das auf, und ich bin ein Krieger.«
    »Der Sandgehalt ist sehr hoch.« Boëndal betrachtete die Decke, die alle paar Meter mit Balken gestützt wurde. »Eine sehr mutige Konstruktion«, schätzte der Zwerg. »Das waren keine Bergleute und keine Ingenieure.« Er nahm seine Waffe und schlug vorsichtig gegen die Decke; sofort rieselten kleine Dreckstücke von oben herab. »Ich bin kein Meister, aber ich hätte den Gang vollständig ausgeschalt. Die Feuchtigkeit ist wegen der Wärme aus den Sandschichten zwischen dem Fels gewichen und hat sie austrocknen lassen. Dein Magus hat keine Ahnung, auf was man in einem Stollen achten muss. Gut, dass wir noch einmal …«
    »Seid leise«, wies Tungdil sie nochmals mit Nachdruck an. »Ihr verderbt mir die Überraschung!«
    »Sieh nur! Jetzt weiß ich, warum Vraccas uns befahl, auf die Langen aufzupassen.« Boїndil verdrehte die Augen. »Keine Wachen, keine Alarmschnur, nichts. Bei uns gibt es das nicht«, wisperte er seinem Bruder zu und war dabei immer noch laut genug, dass Tungdil ihn verstand. »Hier kann man leichter reinspazieren als in den Hort eines toten Drachen.«
    Tungdil schlich vorwärts. Seine Augen gewöhnten sich schnell an das dämmrige Licht, doch er fand es ein wenig zu ruhig im Stollen. Weder klapperten Türen noch hörte er Stimmengemurmel. Wäre da nicht der verführerische Geruch von Essen gewesen, hätte er angenommen, der Magus und seine Schule hätten in eine andere unterirdische Behausung gewechselt.
    »Vielleicht haben sie den Koch hier gelassen und sich aus dem Stollen zurückgezogen?«, mutmaßte Ingrimmsch halblaut. »Kann doch sein, dass sie gemerkt haben, wie es um ihren baufälligen Tunnel bestellt ist.«
    Boëndal warf seinem Zwillingsbruder einen strafenden Blick zu. »Wieso sollten sie ausgerechnet den Koch zurücklassen?«
    »Weil er schlecht war«, grinste Boїndil. »Zur Strafe muss er bleiben und kochen, bis der Fels einbricht. Oder sie haben ihn in seinem eigenen Sud gegart.«
    Tungdil ließ sie reden und dirigierte sie unmittelbar zum

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