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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das grüne Lederband, öffnete den Sack mit den Artefakten und stülpte ihn um, um die Gegenstände auf den Boden zu schütten.
    Eine Sanduhr fiel heraus und zerschellte auf dem Marmor, dann folgten zwei Amulette, die scheppernd aufschlugen, und eine Schriftrolle.
    Wütend starrte Nôd’onn auf die Sachen. Das sind die falschen Dinge! Die Spitze seines Zauberstabs wühlte im Sand herum. Verflucht!
    Er mahnte sich zur Ruhe. Sein Eigentum konnte er sich von den Orks aus dem Stollen Lot-Ionans holen lassen.
    Der Magus konzentrierte sich und tastete gedanklich mit seinen eigenen Fertigkeiten nach dem Magiefeld. Als er spürte, dass er eine Verbindung zu ihm gefunden hatte, sagte er den Zauberspruch auf, den ihn das Tote Land lehrte, und gab die von den Famuli geraubten Energien.

VIII
     
     
    Das Geborgene Land, Ionandar
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Spätsommer
     
    D ie drei Zwerge erstanden Ponys, um schneller voranzukommen, und ritten ununterbrochen; nur wenn ihre Kehrseiten zu sehr schmerzten, stiegen sie ab und liefen neben den Tieren her.
    Die Zwillinge lehrten Tungdil unterwegs einige Zwergenweisen, die von allen Stämmen gesungen wurden und eine letzte Kette von Gemeinschaftlichkeit bildeten, die alle Kinder des Schmiedegottes Vraccas miteinander verband.
    Die Tonfolgen waren einfach und leicht zu merken, denn verschnörkelte Melodien waren den Zwergen fremd. Dennoch kamen die Weisen Tungdil ein wenig melancholisch vor. Es musste an der ständigen Dunkelheit liegen, in der sein Volk lebte. Nur wenn es um Gold und Schätze ging, wie in »Goldnes Schimmern in Stollens Ferne« und »Diamantnes Feuer, kühl und hell«, brach die gute Laune aus. Das Trinklied »Tausend Zecher, tausend Becher« übten sie mit ihm, nachdem Boїndil ein kleines Fass Bier erstanden hatte.
    Der Morgen danach war einer dieser Tage, an denen sich Tungdil wünschte, keinen Kopf zu haben. Boëndal versicherte ihm, dass so etwas bei Zwergenbier nicht geschähe, das Gebräu der Langen sei minderwertig.
    Unterwegs erfuhren sie durch den fahrenden Händler Sami, einen Menschen mit einfachen Kleidern am Leib und Bartstoppeln im Gesicht, von seltsamen Begebenheiten. »Mancherorts erzählt man, dass sich die besten Famuli aus allen fünf Zauberreichen nach Lios Nudin aufgemacht hätten«, sagte er, während sich Tungdil für eine Schmuckauslage interessierte. Er hatte Frala versprochen, ihr etwas Schönes mitzubringen, und das wollte er besorgen, bevor er es völlig vergaß. Die Zwillinge warteten geduldig.
    »Gab es von Grünhain etwas Neues?«
    »Die Elbin unterlag dem Toten Land, und der Wald verwandelte sich in einen Ort des Schreckens. König Bruron erwog, die Bäume in Brand zu stecken, damit keine unachtsamen Wanderer hineingeraten und getötet werden«, berichtete Sami und wies geflissentlich auf seine Kräuterseifen. »Das würde dir gut tun, Unterirdischer.«
    »Wir sind Zwerge! Heißt das, wir stinken?«, knurrte Ingrimmsch. »Komm runter, damit ich dich einseife, langes Elend.«
    »Nein, nicht doch. Ich dachte, er sucht etwas für eine Dame«, wehrte der Händler rasch ab.
    »Aber jetzt, wo du es sagst«, konnte sich Tungdil die Spitze nicht verkneifen und warf Boїndil ein Stück grobe Kernseife zu. »Da.« Er erstand eine Jasminseife, einen Kamm mit Brandmalerei sowie Puppen für Ikana und Sunja.
    Boїndil roch an der Seife, kratzte ein Stück davon ab und kostete es. »Bah, waschen! Es schmeckt nicht einmal.« Achtlos packte er sie ein.
    »Das Tote Land ist auf dem Vormarsch?«, hakte sein Bruder indes nach.
    »Das kann man so annehmen. Die Elben sitzen im letzten Stück ihres Reiches Âlandur und verteidigen es gegen die unaufhörlichen Attacken der Albae, heißt es. Angeblich sind die ersten Elben geflüchtet und suchen Schutz in der Ährenebene von Tabaîn.« Der Mann packte die Geschenke in groben Stoff ein. »Die Albae gewinnen langsam, doch stetig die Oberhand, will man meinen. Âlandur wird fallen, wenn ihr mich fragt, und dann gibt es keine Elbenreiche mehr im Geborgenen Land.« Er übergab Tungdil das Bündel. »Macht einen silbernen Münzling, werter Herr Unterirdischer.«
    »Zwerg«, verbesserte ihn Tungdil.
    »Bitte?«
    »Wir sind Zwerge, keine Unterirdischen.«
    »Richtig, ich vergaß«, entschuldigte Sami sich eilends und schaute misstrauisch zu Boїndil, der seine geschorenen Kopfseiten prüfend in einem Spiegel betrachtete.
    Tungdil machten die Neuigkeiten betroffen. »Ich bin gespannt, was der Rat der

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