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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und Gandogar zu seinem Recht zu verhelfen.«
    »War das der Grund, warum du nicht mitkommen wolltest?«
    »Vielleicht. Aber vielleicht hasse ich es einfach auch nur zu reisen, zu kämpfen, Dinge zu erleben, die ich nicht erleben will. Die Reise zu den Zweiten war schon nicht nach meinem Geschmack. Und jetzt setze ich mein wertvolles Leben für einen Betrüger aufs Spiel!«
    »Es geht mir nicht um den Titel des Großkönigs, Goїmgar«, sagte Tungdil beschwichtigend. »Um ehrlich zu sein, er ist mir herzlich gleichgültig.«
    Der Zwerg sah ihn überrascht an. »Was ist dann der Grund für den Wettstreit?«
    »Ich möchte, dass wir die Feuerklinge erschaffen, um Nôd’onn damit zu bekämpfen und zu besiegen«, erklärte er eindringlich. »Wenn es für das Geborgene Land schlecht läuft, sind wir Zwerge die Einzigen, die den wahnsinnigen Magus aufhalten können. Darum geht es mir, nicht um den Thron.«
    »Wäre ich an deiner Stelle, würde ich den Marmor von der Decke lügen, um mein Ziel zu erlangen. Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sprichst? Und was geschieht, wenn wir zuerst ins Blaue Gebirge zurückkehren? Wärst du dann nicht König, obwohl du es angeblich nicht wolltest? Beeilen wir uns deshalb so?«
    Tungdil sah ein, dass er ihn an diesem Abend nicht von seinen ehrlichen Absichten überzeugen konnte, dafür war das Misstrauen ihm gegenüber viel zu stark.
    Außerdem trafen ihn die Worte über seine Abstammung, die für ihn nach wie vor im Dunkeln lag. Er musste sich verstellen, beharrlich den Schein wahren, doch im Grunde seines Herzens fühlte er sich unsicher, einsam. Allein das Schicksal Lot-Ionans und seiner lieben Freundin Frala gab ihm die Kraft, das Schauspiel aufrecht zu erhalten, um die Gruppe in das verlorene Reich der Fünften zu führen. Er würde alles daran setzen, dem verräterischen Magus die Macht und das Leben zu rauben.
    »Lass es gut sein«, beendete er die Unterredung bedrückt. »Ruh dich aus, ich halte Wache.«
    Tungdil legte die Decke um seine Schultern, um sich gegen die Kühle des Stollens zu schützen. Da ertönte ein Geräusch. Es klang wie ein einzelner Hammerschlag gegen einen Felsen.
    Goїmgar, der es sich eben bequem machte, erstarrte in der Bewegung. »Die Oger?«, raunte er ängstlich. »Oder die Geister der Zwerge, die beim Bau der Gänge starben?«
    Es kann alles Mögliche sein. Tungdil antwortete ihm nicht, sondern nahm seine Axt und lauschte in die Finsternis. Das Pochen wiederholte sich nicht mehr. »Ein Stein«, sagte er langsam und entspannte sich. »Ein Stein wird von der Decke gefallen sein und einen anderen Brocken getroffen haben. Kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Sollten wir die Zwillinge nicht wecken? Sie haben gewiss mehr Erfahrung als du.«
    »Nein. Es war nichts«, beharrte er. »Schlaf und vergiss das Geräusch.«
    Der Edelsteinschleifer zog die Decke bis zum Bart hoch, legte den Schild vor seinen Oberkörper, und Tungdil hörte, wie er das Kurzschwert zog. Erst dann schlossen sich seine Lider.
    Was mag das gewesen sein? Er stand leise auf, ging nach rechts, dann nach links, um in die Röhren zu lauschen, ob er Schritte oder andere Laute vernahm.
    Nichts. Die Stollen blieben ruhig.
    Doch sein mulmiges Gefühl wollte nicht verschwinden. Es ist nicht abwegig, dass sich andere Geschöpfe nach so langer Zeit ohne Zwerge als Herren der Röhren betrachten. Die herausfordernden Worte Boїndils konnten mehr geweckt haben, als ihnen lieb war.
     
    *
     
    Als die Gruppe ihre Reise fortsetzte, erzählte Tungdil den anderen von dem Geräusch, das er und Goїmgar gehört hatten. Ingrimmsch freute sich auf die bevorstehenden Scherereien und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass sie ihn nicht geweckt hatten, also spielte er den Beleidigten und sprach eine ganze Weile kein Wort mit ihnen.
    Die Lore sauste wie der Wind die Trasse entlang, mal schnell, mal langsam, mal bergauf, mal bergab. Der Schwung reichte zweimal nicht aus, um sie bis zur nächsten Gefällestrecke rollen zu lassen, und die fünf Zwerge mussten den Karren wohl oder übel schieben.
    Bei der Gelegenheit stimmte Bavragor natürlich ein Lied an, das sie bei ihrer Schufterei antreiben sollte, und als er schließlich ein Liebeslied sang, brachte er Boїndil damit zur Weißglut.
    Er provoziert ihn aus voller Absicht. Tungdil hatte zudem den Eindruck, dass sich der starke Einäugige nicht mit seiner gesamten Kraft an der Schinderei beteiligte, um mehr Gewicht für Ingrimmsch zu lassen. Bei einer Rast nahm er

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