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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das Sterben niemals mehr ein Ende? Tungdils Schmerz über den Verlust Lot-Ionans, Fralas und ihrer Töchter erhielt neue Nahrung.
    Boїndil hielt seine Beile kampfbereit, weil er nach wie vor wünschte, dass ihm ein Ork vor die Schneiden lief, an dem er seine angestaute Wut ablassen durfte. Plötzlich nahmen seine Augen einen neuen Ausdruck an, und ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Sein Bruder fragte nicht, sondern nahm den Krähenschnabel in die Hände.
    »Ich rieche sie«, wisperte Ingrimmsch erregt. »Oink, oink, oink!«
    Es dauerte nicht lange, da roch Tungdil das ranzige Fett ihrer Rüstungen; es passte so gar nicht zu dem angenehmen Geruch nach frischem Moos, feuchter Erde und würzigen Tannennadeln. »Los, wir müssen die Stadt erreichen.«
    »Unsinn, wir müssen die Schädel der Biester spalten!«, widersprach Boїndil offen. Das lange unterdrückte Kampffieber hatte Besitz von ihm ergriffen, sein heißes Blut leitete ihn. »Wo seid ihr, ihr kleinen Schweinchen? Kommt, euer Metzger wartet!«, rief er, legte den Kopf in den Nacken und stieß ein lang gezogenes Grunzen aus.
    Von irgendwo zwischen den dichten Stämmen wurde das Gegrunze erwidert.
    Goїmgar machte sich hinter seinem Schild so schmal, dass er vollständig dahinter verschwand. »Sei still, du Irrer!«, verlangte er furchtsam. »Sie …«
    Das Klimpern und Scheppern von Rüstungen näherte sich ihnen. Ingrimmsch schloss genießerisch die Augen. »Sie sind gerade über den Pferch gesprungen«, übersetzte er für die anderen die Geräusche. »Es müssen …«, er lauschte kurz, »zwanzig oder mehr Gegner sein.« Seine Hände schwangen ungeduldig die Beile. »Sie haben uns bemerkt, jetzt traben sie an.«
    Unvermittelt riss er die Lider auf und preschte »Oink, oink, oink« rufend los. Boëndal warf Tungdil einen entschuldigenden Blick zu und folgte ihm. Es dauerte nicht lange, dann traf Stahl auf Stahl, laut tönte das Klirren durch den Forst.
    Ich kann es einfach nicht glauben! Seine Lebensesse wird ihm eines Tages den Verstand aus dem Kopf brennen. Tungdil fühlte sich überfordert.
    »Wollen wir sie allein kämpfen lassen?«, fragte Bavragor ungläubig und zückte seinen Kriegshammer.
    »Ja«, meinte Goїmgar eingeschüchtert. »Sie haben damit angefangen, sie sollen sehen, wie sie damit fertig werden.«
    »Nein. Wir helfen ihnen, und dann nichts wie hinter die Stadtmauern«, ordnete Tungdil an, der schon längst seine Axt in den Händen hielt.
    Die drei eilten den Zwillingen zu Hilfe. Der Steinmetz stürmte vorweg und warf sich brüllend auf den ersten Ork, der ihm unterkam. Die Scheusale, die gerade versuchten, die Krieger zu umzingeln, wurden von dem unerwarteten Auftauchen der zusätzlichen Zwerge überrascht. Entsprechend schlecht fiel ihre Gegenwehr aus.
    Bald lagen zwei Dutzend Orks erschlagen auf dem Waldboden, wobei sich Goїmgar darauf beschränkt hatte, hinter Bavragor zu bleiben und jede Art von Aufeinandertreffen mit einer Grünhaut zu vermeiden.
    Das meiste der blutigen Arbeit hatte Ingrimmsch verrichtet, doch auch Boëndal und Hammerfaust hatten so besonnen gekämpft, dass Tungdil beinahe gar nicht zum Zug gekommen war.
    »Die werden keine Einhörner mehr umbringen«, lachte Boїndil, während er sich mit dem Handrücken den Schweiß aus der Stirn wischte. »Ha, ihr Schweinchen!« Er trat nach einem Toten. »Den Tritt gebe ich dir noch dazu. Nimm ihn mit und bringe ihn Tion, wenn du ihn im Jenseits siehst.«
    »He! Hört ihr? Da sind noch welche«, rief Goїmgar ängstlich und nahm seinen Schild hoch, bis man nur noch die Augen von ihm sah.
    Ingrimmsch rempelte seinem Bruder in die Seite. »Schau, er sieht aus wie ein Schild mit zwei Füßen dran«, witzelte er und wandte sich den neuen Angreifern zu. »Heute ist mein Glückstag. Das ist echtes Gold wert«, grinste er. Wieder lauschte er nach den Geräuschen, welche die Orks verursachten, damit er ihre ungefähre Zahl einschätzen konnte. »Eins, zwei, drei …«, er wurde langsamer und nachdenklicher, die eben noch sorglose Miene veränderte sich, »vier, fünf … Eins, zwei …« Er riss die Augen auf und senkte trotzig den Kopf. »Das wird eine Herausforderung, wie sie Zwergen würdig ist.«
    Schon hörten sie das Rasseln der Rüstungen.
    »Wie viele denn?«, wollte Tungdil beunruhigt wissen. Wenn Ingrimmsch von einer »Herausforderung« sprach, konnten es nicht wenige sein.
    »Fünf und zwei«, gab der Zwerg lakonisch zurück. »Sie kommen in erster Linie von vorn, aber

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