Die Zwerge
Gedanke, werter Furgas.« Er stellte sich in eine heldenhafte Pose, die Arme an die Hüften gelegt. »Ich als furchtloser, wackerer Wachmann, der entdeckt, wie die Orks nahen und einen Kampf gegen … na, sagen wir ein halbes Dutzend von ihnen gewinnt und die Stadt vor dem Untergang bewahrt.«
Ein Seil baumelte plötzlich über die Mauer. Narmora hangelte sich in Windeseile daran hinab und schloss zu ihnen auf, während die Gardisten laut rufend angerannt kamen und das Tau wieder nach oben zogen, ehe es die Orks bemerkten.
Tungdils Gruppe beeilte sich, in den Schutz des nahen Waldrandes zu kommen, und die drei Schauspieler folgten ihnen hartnäckig.
»Auf ein Wort, Ihr Freunde von Gold und Schätzen. Ihr hättet doch nichts dagegen, wenn wir Euch ein wenig bei Eurem oberirdischen Ausflug verfolgen?«, meldete sich der Unglaubliche Rodario mit einem einnehmenden Strahlen im gebräunten Gesicht, als müsste er schlechte Fische verkaufen und viel Geld damit machen. »Die Zeiten sind unsicher, und Ihr seht mit Verlaub so aus, als könntet Ihr jede grüne Gefahr aus dem Weg räumen. Wir dagegen sind nichts als schwächliche Bühnenkünstler.« Er blickte an sich hinab und zeigte ihm die dünnen Oberarme, die wie Besenstiele aus den teuren Gewändern schauten. »Schaut, zwei Männer, so breit wie einjährige Birken, und eine hübsche, aber nicht eben wehrhafte Frau, die ihre Rüstung nur zur Schau trägt. Sollte sie in die Klauen der Orks geraten, so mögen allein die Götter wissen, was die Bestien mit ihr …«
»Ihr könnt uns begleiten, dagegen ist nichts einzuwenden«, gewährte Tungdil ihnen die Bitte. Da Boїndil an den Auswirkungen seines Bierdurstes litt und seine Beile in einem möglichen Kampf ausfielen, brauchte man den Schwätzer und seine beiden Gefährten womöglich, um einer Rotte Orks eine Ablenkung zu liefern, während er und seine Freunde die Ungeheuer attackierten.
»Sagte der nicht eben ›auf ein Wort‹?«, staunte Goїmgar über den nicht enden wollenden Redefluss.
»Menschen reden viel, wenn sie Angst haben«, gab Bavragor seinen Kommentar dazu ab. »Und der muss den Gehrock gehörig voll haben. Habt ihr ihre Kinderbärtchen gesehen? So wenig Haare hatte ich nicht mal in meinen Säuglingstagen«, frotzelte er.
Tungdil schlug den Weg durch den Hain zum Berg ein, wo sie ihre kostbaren Schätze aufladen mussten. Er war froh, dass sie sich in der Zwergensprache unterhielten und die Menschen die Beleidigungen nicht verstanden.
Es wird lange dauern, bis wir die einzelnen Barren die Treppen nach oben und hinter dem Wasserfall hervor bis zu den Ponys getragen haben. Diese Verzögerung würde Zeit kosten, zumal es eine Verzögerung war, die jemand seiner Ansicht nach mit Absicht herbeigeführt hatte, um sie aufzuhalten.
Er wagte nicht einmal daran zu denken, wie weit Gandogar und seine Begleiter bereits gekommen sein mussten – und fluchte, weil er nun doch daran gedachte hatte. Energisch zwang er sich, sich auf den Weg und die Geräusche des Forstes zu konzentrieren.
»Ho, kleiner Mann, der Ihr der Anführer des kleinen Haufens zu sein scheinet«, sprach ihn Rodario an und tauchte an seiner Seite auf; dass er dabei auf trockene Äste trat, diese knackend brachen, und seine Stimme laut durch den Wald hallte, störte ihn nicht. »Unterirdische …«
»Zwerge«, verbesserte Tungdil automatisch.
»Na schön, Zwerge wie Ihr vermag das Auge nicht jeden Tag zu erblicken, und so wunderte ich mich, was Ihr fünf wohl außerhalb der Unterwelt zu suchen habt. Seid Ihr von Euren Leuten vertrieben worden?«
»Es geht Euch nichts an, Herr Rodario.«
»Wohl gesprochen, es geht mich wahrhaftig nichts an. Aber hättet Ihr dann vielleicht ein wenig Muße, um mit mir und meinen Freuden zu wandern und bei einem Theaterstück mitzuwirken?«, lächelte er. »Wolltet Ihr einwilligen, schriebe ich ein Stück, das sich um fünf Zwerge dreht. Wir wären eine solche Besonderheit, dass uns alle Menschen im Geborgenen Land sehen wollten und uns ihre Münzen nur so zuwerfen würden.«
»Nein, Herr Rodario. Wir haben anderes zu tun.«
»Anderes? Was mag das sein?« Er legte die Stirn in Falten. »Ihr suchet Schätze?«
»Nein, die Feuerklinge!«, juchzte Ingrimmsch undeutlich vom Ponyrücken in der Gemeinsprache. »Wir gehen ins Graue Gebirge und schmieden die Waffe gegen Nôd’onn, und damit schlitzen wir seinen fetten Wanst …«
»Sei still, du besoffenes Stück!«, befahl Boëndal ruppig. »Rede in unserer
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