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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das Leder kroch, schloss die Augen und seufzte wohlig. Die Gespräche wurden undeutlicher, während die Müdigkeit seinen Verstand übermannte und ihn zum Dösen brachte. »Habt Ihr ein Zimmer für uns, das warm und trocken ist?«, fragte er den Wirt, als der ihnen auf Bavragors Wunsch hin Bier und Essen brachte.
    »Sicher«, nickte er. »Folgt mir.« Der Mann ging voran, und die Zwerge schnappten sich ihre Sachen und das restliche Essen. Auf die Gesellschaft der wenig vertrauenswürdig aussehenden Menschen im Schankraum verzichteten sie gern.
    Der Krüger lotste sie in eine Dachkammer, durch die der Schlot des Kamins führte. Der gemauerte Abzug strahlte enorme Wärme ab und heizte den Raum. »Noch ein Bier?« Bavragor nickte.
    Sie hingen die nassen Kleider mithilfe eines Taus um den Kamin. Boїndil warf sich sein Kettenhemd über den blanken Oberkörper und stapfte nach draußen, um seinen Bruder als Stallwache abzulösen.
    Nachdem Boëndal zu ihnen gestoßen war, stellte Tungdil die Stiefel zum Trocknen an das warme Mauerwerk, kletterte in das schlichte Bett und deckte sich zu. »Ich werde nach dem Mittagsschläfchen die Stadt erkunden und mich nach den Clans der Ersten umhören«, sagte er. »Wir brauchen jeden Hinweis auf sie, damit wir wissen, was uns dort erwartet.«
    »Die Zeit des langen Schweigens kann alles Mögliche bedeuten«, befand Bavragor, während er den Humpen schwenkte und dem Bier beim Tanz zusah. »Ob es sie überhaupt noch gibt?«
    »Es werden solche Griesgrame sein wie du«, zog ihn Boëndal mit einem Augenzwinkern auf und legte sich in Unterwäsche und Kettenhemd in die Kissen.
    Der Steinmetz trank das Bier, rülpste und leerte die Platte vom letzten Krümel, den der Zwilling ihm gelassen hatte. »Ich bin sehr neugierig auf die Ersten«, gestand er und stopfte sich die Pfeife. »Ich bete zu Vraccas, dass mit ihnen alles in bester Ordnung ist.«
    Tungdil schaute zu den rissigen Deckenbalken auf. Die feinen Linien erinnerten ihn an die Begegnung mit dem Alb und den Sprüngen, die sein Antlitz erhalten hatte. »Er kannte meinen Namen.«
    »Was, Gelehrter?«, machte Boëndal im Halbschlaf.
    »Der Alb kannte meinen Namen«, wiederholte Tungdil bedrückt. Unwillkürlich tastete er nach dem Halstuch Fralas, es gab ihm Halt und bedeutete Gutes, Vertrautes. »Ich bin bekannter als ich annahm.«
    »Das Böse fürchtet sich vor einem Zwerg«, lachte Bavragor leise und steckte die Pfeife an. Bald roch es im Zimmer nach Tabak, der mit einer Spur Branntwein verfeinert worden war, und es roch nicht einmal schlecht. »In meinen Ohren klingt das gut.«
    »Ich verstehe deine Sorge. Mir wäre auch nicht wohl, wenn ich wüsste, dass die Albae nach mir suchten und dabei genau wissen, wie ich aussehe«, meinte Goїmgar mitfühlend.
    »Du bist ja auch ein Feigling«, kam es Bavragor schneller über die Lippen, als er wollte.
    »Leg dich hin, ehe du noch mehr dummes Zeug von dir gibst«, wies ihn Tungdil zurecht. Sie geben keine Gelegenheit, Frieden entstehen zu lassen.
    Goїmgar schaute ihn kurz an, ehe er Kurzschwert und Schild in die Hand nahm und sich so auf sein Bett setzte, dass er das Fenster und die Tür gleichzeitig im Auge behielt.
    Der Thronanwärter dachte darüber nach, ob Goїmgar zum Schutz aller oder in erster Linie zu seinem eigenen Wohl die Augen offen hielt und die erste Wache übernahm, und während sein Verstand noch arbeitete, schlief er ein.
     
    *
     
    Es war bereits dunkel, als Tungdil erwachte.
    Seine Kleidung und sein Schuhwerk waren trocken wie schon lange nicht mehr. Die anderen drei Zwerge schliefen, Goїmgar lehnte mit dem Kopf an der Wand und schnarchte mit. Der Schild verdeckte ihn bis zur Nasenspitze.
    Er beschloss, sich um die Ponys und den Proviant zu kümmern, schlüpfte in die noch warmen Kleider und das trockene Leder, warf sich das Kettenhemd über und klemmte seine Axt in den Gürtel. Das wertvolle Stück Sigurdazienholz ließ er dieses Mal im Zimmer. Dann ging er die Stiegen zum Schankraum hinunter, gab dem Wirt rasch Bescheid, dass er seinen Freunden ausrichten sollte, er wäre in ein paar Stunden wieder zurück, und trat hinaus.
    Es regnete immer noch. Kalt wehte der stinkende Wind durch die engen Gassen. Die schäbige Unterstadt ließ nichts von dem Prunk ahnen, der weiter oben herrschte. Ganz oben hocken die Reichen, unten leben die Ärmeren vor sich hin und bewundern und hassen die, die über ihnen thronen und sich alles leisten können.
    Mehrmals musste er sich gegen

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