Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
nicht der Erste war, der die Kunst des gemeinsamen Verwöhnens der beiden Frauenzimmer spüren durfte.« Er trottete neben den Ponys her. »Aber das ist nun Geschichte! Sodann lasst uns ins Reich der Ersten ziehen und die Pracht sehen, die kein Mensch jemals zu Gesicht bekam.« Das Schmatzen des Schlamms unter seinen Sohlen beeinträchtigte die Wirkung seiner getragenen Worte ein wenig, aber als Entdecker gab er eine ganz passable Figur ab.
    Tungdil verband mit der stolzen Menschenstadt Königsstein alles andere als gute Eindrücke. Er blickte auch nicht mehr zurück, sondern ging schneller, um Weyurns Stolz rasch hinter sich zu lassen. Die Banner konnten noch so herrlich im Wind flattern, die ziegelgedeckten Hausdächer und Kuppeln noch so schön leuchten, der Zwerg dachte nur an die mörderischen Augen des Albs.
    Ich hoffe, der unbekannte Retter hat ihn getötet.
     

III
     
     
    Das Geborgene Land, das Königreich Weyurn
im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
     
    B ei der nächsten Gelegenheit erstanden die Reisenden einen kleinen Wagen für das Gepäck sowie zwei Pferde; eines davon mussten sich Narmora und Furgas teilen. Danach ging es wesentlich einfacher und schneller in Richtung Westen.
    Vor allem Rodario drängte darauf, rasch vorwärtszukommen, da er sich noch immer vor der Rache der gehörnten Gatten fürchtete – was ihn unterwegs nicht an neuen Eroberungen hinderte, die er mithilfe seines Charmes und seiner Redegewandtheit machte.
    Der Nordwind jagte die ersten Schneeschauer über das Land, die Flocken blieben auf dem gefrorenen Boden liegen und bildeten eine weiße Schicht. Dieser Winter schien schneller und härter als gewöhnlich über die Natur und die Bewohner hereinbrechen zu wollen. Die Gruppe suchte sich nur noch wettergeschützte Orte, wo sie ihr Lager errichtete, und rastete unter Bäumen, Felsvorsprüngen oder den Ruinen verlassener Häuser und Festungen.
    Die riesigen Seen, von denen Weyurn zu mehr als drei Vierteln bedeckt wurde, glitzerten eisig. Die Wolken sorgten für erhabene Licht- und Schattenspiele auf ihren Oberflächen, welche die Zwillinge schauernd betrachteten. Die Gefahr, in die nasse Tiefe gezogen zu werden, war ihnen einfach zu groß, und sie wollten Furgas und Rodario nicht einmal beim Eisangeln begleiten.
    »Eis und Wasser sind gleich heimtückisch«, belehrte sie Ingrimmsch, während er ein Feuer in der alten Tempelruine entzündete, in der sie Zuflucht gesucht hatten. »Sie locken dich, und ehe du dich versiehst, verschwindest du für immer darin.«
    »Das ist wie mit der Ehe. Zuerst locken dich die Weiber, aber wenn du brav in ihren Armen bleibst, ist das Leben allzu bald vorüber«, übertrug Rodario den Vergleich. »Ein Mann wie ich ist dazu geschaffen …«
    »Anderen Männern die Hörner aufzusetzen, verprügelt zu werden und eines Tages an einer schmerzhaften Geschlechtskrankheit zu sterben«, fügte Narmora lächelnd an.
    »Dein Neid ist meine Freude.« Er bleckte die Zähne und folgte Furgas zum Ufer des nahe gelegenen Gewässers.
    »Er erinnert mich an einen Geißbock, den wir mal hatten«, sagte Boїndil. »Das Vieh besprang alles, was bei drei nicht aus dem Weg war.«
    »Und wie endete er?«
    »Er hat eine Geiß bestiegen, die nahe am Abgrund stand. Im Übermut sind beide die Klippen runtergefallen.« Er machte sich daran, die Haarstoppeln zu rasieren, damit sein schwarzer Zopf besser zur Geltung käme.
    »Das heißt, dass er bei einem seiner Abenteuer aus dem Bett fällt und sich den Hals bricht?«, grinste Tungdil.
    »Oder aus dem Fenster«, fügte Boëndal lachend hinzu, weil er die Vorstellung zu komisch fand, welch unrühmliches Ende für den Mann damit verbunden wäre.
    »Stellt euch vor, er landet nackt auf dem Kopfsteinpflaster, nur ein Tuch bedeckt seine Männlichkeit, und die ganze Stadt steht drum herum«, prustete Boїndil und erklomm das obere Ende eines schräg liegenden Trümmerstücks, von dem aus er die Umgebung bestens überblickte. Dort setzte er sich nieder und steckte sich eine Pfeife an. Sein Bruder warf ihm etwas zu essen hoch. »Irgendwie wäre das ein Ende, das zu dem Schwätzer passte«, lautete seine letzte Bemerkung, ehe er sich über den Käse hermachte.
    Goїmgar beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, er schien zu schlafen und hatte sich in zwei Decken eingehüllt, den Schild wie eine dritte Decke über sich gelegt und die Augen geschlossen.
    Schatten tanzten an den moosbewachsenen Wänden. Die Malereien waren im Lauf der Zyklen

Weitere Kostenlose Bücher